Das bisschen Haushalt.…

Vor­ges­tern ver­starb die Film‑, Thea­ter- und Musi­cal­schau­spie­le­rin Johan­na von Koc­zi­an, die mit ihrem Lied Das biss­chen Haus­halt mach sich allein, sagt mein Mann“, auch als Sän­ge­rin Erfolg hat­te. Das Lied nimmt sar­kas­tisch die Rol­len­ver­tei­lung in den 70er Jah­ren auf die Schüppe .

50 Jah­re spä­ter gehört die strik­te Rol­len­ver­tei­lung im Haus­halt (Frau am Herd, Mann auf Sofa) weit­ge­hend der Ver­gan­gen­heit an. Jeder macht heu­te das, was er/sie am bes­ten kann, jeden­falls ken­ne ich das so.

Nun, bei uns ist die Küche mein Revier, und zwar nicht nur zum Kochen, son­dern auch, was Ord­nung und Sau­ber­keit angeht. Mei­ne Ord­nung, ver­steht sich.

Oft­mals führt das dazu, dass Mrs. L’s Ansicht mit mei­ner nicht korreliert.

Mrs. L steht bei­spiels­wei­se mit der Spül­ma­schi­ne auf Kriegs­fuß. Eigent­lich ist die Daseins­be­rech­ti­gung einer Spül­ma­schi­ne weit­ge­hend selbst­er­klä­rend. Die Maschi­ne wird zyklisch mit Geschirr und Besteck gefüllt und ver­sieht nach Inbe­trieb­nah­me ihren Dienst.

Mrs. L aller­dings spült regel­mä­ßig mit der Hand, was dem Spül­ma­schi­nen­ge­brauch dia­me­tral ent­ge­gen­läuft denn so muss die Maschi­ne ihren Betrieb auf­neh­men, ohne ihre Kapa­zi­tät voll aus­ge­schöpft zu haben.

Der männ­li­chen Logik – also mei­ner Logik — wei­ter fol­gend soll­te der Sinn einer Säu­be­rung – und Auf­räum­ak­ti­on dar­in bestehen, alles, aber auch wirk­lich alles in greif­ba­rer Nähe zu säu­bern, zu ord­nen bzw. der Spül­ma­schi­ne zu überordnen.

Mrs. L ist aller­dings der Ansicht, dass ein gebrauch­tes Glas zur Mehr­fach­ver­wen­dung genutzt wer­den sollte.

Den Hin­weis auf das Vor­han­den­sein einer Spül­ma­schi­ne, die eh alle zwei Tage läuft, kom­men­tiert Mrs. L mit dem Hin­weis: „Bei mehr­ma­li­gen Gebrauch eben nicht.“

Weihnachtsessen

Weih­nach­ten ist es Sit­te, sich den Bauch ordent­lich voll­zu­schla­gen. In vie­len Fami­li­en steht Gans auf dem Spei­se­plan, ande­re bevor­zu­gen Rin­der­bra­ten. Hei­lig­abend ist es hier im Sau­er­land (und viel­leicht noch anders­wo – ich weiß es nicht genau) Tra­di­ti­on, Kar­tof­fel­sa­lat mit Würst­chen auf­zu­ti­schen. Und ehr­lich gesagt – Mrs.L liest ja nicht mit – ich habe das nie verstanden.

Aus­ge­rech­net Weih­nach­ten (Mrs. L wür­de pro­tes­tie­rend rich­tig­stel­len, dass es der Tag vor Weih­nach­ten wäre), jeden­falls in der Weih­nachts­zeit gibt es ein Essen, dass gemein­hin auf Bau­stel­len aller Art ser­viert wird. Hä? Ich mei­ne, wir essen uns am 25. und 26. Dezem­ber die Bäu­che dick und aus­ge­rech­net Hei­lig­abend ist Schmal­hans Küchenmeister?

Na, wahr­schein­lich hat das auch wie­der mit Reli­gi­on zu tun und das The­ma mei­det man bes­ser an Weih­nach­ten (in Dis­kus­si­on zu Weih­nach­ten, nicht in der Ausführung)

Jeden­falls war man frü­her schon arg gebeu­telt, was die Aus­wahl des Essens in der von den Kir­chen ver­ord­ne­ten spei­se­ar­men Zeit, der soge­nann­ten Fas­ten­zeit, anging. Fleisch war (und ist?) ver­bo­ten, was vie­len Mit­bür­gern heut­zu­ta­ge durch­aus guttäte.

In die­ser Zeit kam, zumin­dest da wo der Otter behei­ma­tet war, sel­bi­ger zur Fas­ten­zeit auf den Tisch, galt er doch als Fisch und nicht als Fleisch und durf­te, ohne den lie­ben Gott zu ärgern, auch ver­speist werden.

Der Fisch­ot­ter schien aber so rich­tig kein Höhe­punkt dama­li­ger Ver­pfle­gung gewe­sen zu sein, obwohl es durch­aus aller­lei Rezep­te für das Fell­tier gab. Ein­gangs warnt das Rezept mit dem Satz: „Der Fisch­ot­ter ist nicht gera­de wohl­schme­ckend, doch fin­det er hin und wie­der als Fas­ten­spei­se Verwendung.“

Wer nun auf die Idee kommt, den Otter auf die Weih­nachts­pei­se­kar­te zu set­zen, weil das gleich eine schö­ne Fell­müt­ze mit sich bringt, der sei gewarnt: Der Fisch­ot­ter gehört zu den streng geschütz­ten Arten und darf nicht gejagt und noch weni­ger ver­speist werden.

Weihnachtszeit — Kinozeit

Ich war schon lan­ge nicht mehr im Kino, das letz­te Mal ent­we­der zum letz­ten Bond oder war’s Bohe­mi­an Rhap­so­dy? Ich weiß es nicht, jeden­falls woll­te das jüngs­te Netz­kind ins Kino, in die Vor­ge­schich­te zu Ronald Dah­ls ”Char­lie und die Scho­ko­la­den­fa­brik“, in das Musi­cal Wonka.

In die­sem Fall passt die Beschrei­bung zucker­süß; han­delt es sich doch um den Vor­film zum Film von Tim Bur­ton, in dem John­ny Depp den Scho­ko­la­den­fa­bri­kan­ten Wil­ly Won­ka gibt. Auch für die­ses Pre­quel darf ver­ra­ten wer­den: es geht um Schokolade.

Nun dies­mal wur­de der Scho­ko­la­den­fa­bri­kant Won­ka von Timo­thée Cha­l­a­met ver­kör­pert, der mei­ner Mei­nung nach die Rol­le wesent­lich bes­ser aus­füll­te als John­ny Depp. Das mag aber auch dar­an lie­gen, dass ich John­ny Depp als Schau­spie­ler nicht mag. Egal, die Geschich­te ist schnell erzählt: Wil­li Won­ka reist in die Welt um – gestran­det in Lon­don, sei­nem Traum nach­zu­ge­hen, näm­lich Scho­ko­la­den­fa­bri­kant zu wer­den und ein Geschäft für Scho­ko­la­de zu eröffnen.

Das dort ansäs­si­ge Scho­ko­la­den­kar­tell indes will das aus Kon­kur­renz­grün­den ver­hin­dern. Der Film ist zu einem Teil Musi­cal, was ihm kei­nen Abbruch tut – im Gegen­teil. Vor allem merkt man aber allen Schau­spie­lern die Spiel­freu­de an, ob es die unter Gefan­gen­schaft der Gast­wir­tin Mrs. Scrub­bit (geni­al mit Mut zur Häss­lich­keit: Oli­via Col­man) leben­de Zweck­ge­mein­schaft ist, in die Won­ka gerät und die sich als ver­schwo­re­ner Freun­des­kreis ent­wi­ckelt oder aber die Haupt­per­so­nen rund ums Scho­ko­la­den­kar­tell, es macht ein­fach Spaß zuzugucken.

Mr. Bean – Rowan Atkin­son – spielt den scho­ko­süch­ti­gen Geist­li­chen eben­so gut wie Kee­gan-Micha­el Key den eben­falls scho­ko­süch­ti­gen und von Sze­ne zu Sze­ne durch die vie­le Scho­ko­la­de gezeich­ne­ten Poli­zei­chef. Last not least wagt sich Hugh Grant an die Rol­le des oran­gen klei­nen Man­nes Lof­ty, vom Stam­me der Oom­pa Loom­pas, der sich Nacht für Nacht die fer­ti­ge Scho­ko­la­de von Wil­li Won­ka stiehlt.

Won­ka ist ein knall­bun­ter, im wahrs­ten Sin­ne zucker­sü­ßer, Weih­nachts­film für die gan­ze Fami­lie. Wer also noch irgend­wo in sei­ner Ver­wandt­schaft oder Bekannt­schaft Kin­der hat, nichts wie rein ins Kino.

Jau käh

Der Sau­er­län­der ist ja für sei­ne spar­sa­me Kon­ver­sa­ti­on bekannt. Das zieht sich durch alle Gesell­schafts­schich­ten und Berufs­grup­pen und ist eines der Eigen­schaf­ten hier im Sau­er­land, die ich zu schät­zen weiß. Für Außen­ste­hen­de mag das manch­mal etwas befremd­lich, unhöf­lich oder mür­risch wir­ken, ist aber nicht so gemeint.

Vor allem aber – durch die Art der spar­sa­men Kom­mu­ni­ka­ti­on krie­gen wir hier im Sau­er­land eine Men­ge auf die Ket­te, was sonst durch unend­li­ches Pala­ver tot­ge­re­det wür­de. Ins­be­son­de­re im beruf­li­chen Umfeld hilft das mei­ner Mei­nung nach – übri­gens gegen jed­we­den Trend – unge­mein. Wenn wir reden, reden wir tach­l­ess. Bei­spiels­wei­se wür­de die Fra­ge beim Abend­essen, ob man satt ist oder viel­leicht noch eine Klei­nig­keit essen möch­te, abkürzt mit:“Willze nochen But­ta“. Zack feddich.

Nix pala­vern – ein­fa­che Fra­ge, ein­fa­che Ant­wort. Ein kor­rek­ter Satz­bau wird weder ver­langt, noch ist er not­wen­dig. Für das Beja­hen einer Fra­ge reicht: Jau, käh, Ver­nei­nung ent­spre­chend: nee.

Beim Besuch mei­nes Haut­arz­tes und chir­ur­gi­scher Ent­fer­nung eines Fibroms fie­len von der Begrü­ßung mal abge­se­hen: „Mor­jn“, gan­ze neun Wör­ter und ich war mit einem Pflas­ter auf der Backe entlassen.

„Ach­tung pikst“
„Jau“
„Geht?“
„Jau“
„Gut, feddich“
„Dan­ke“
„Tschüss“

Mehr ist ja auch nicht nötig, woll?

Bis das der TÜV uns scheidet

Die älte­re Dame zeig­te sich gegen­über dem TÜV-Prü­fer empört. Der 26 Jah­re alte Nis­san bekommt kei­ne TÜV-Pla­ket­te, mehr noch, der TÜV-Prü­fer begut­ach­te­te den Wagen als schrott­reif. Die älte­re Dame ist Mrs.L‑Senior und erzähl­te mir ent­rüs­tet am Tele­fon von der Bege­ben­heit beim TÜV.

„Das musst Du Dir mal vor­stel­len, das Auto habe ich doch gera­de mal 20 Jah­re und habe dafür eine Men­ge Geld bezahlt, für das Geld muss ein Auto doch min­des­tens 30 Jah­re lang hal­ten, oder?“

„Na ja, ein Wert­ver­lust von nicht mal 300 Euro im Jahr ist jetzt nicht so schlecht, ver­such­te ich einzulenken.“

„Paper­la­papp, mei­ne 30 Jah­re alte Mie­le Wasch­ma­schi­ne läuft auch noch und die hat nicht mal die Hälf­te von dem Auto gekos­tet“, bekam ich eine Lek­ti­on in Wirt­schaft­lich­keit von Produktionsgütern.

Dass eine Wasch­ma­schi­ne nicht mit einem Auto zu ver­glei­chen ist, woll­te sie nicht gel­ten lassen.

Letzt­end­lich sieg­te die erkenn­ba­re Wahr­neh­mung über den Idealismus.

„Ich brau­che also ein neu­es Auto,“ stell­te Mrs.L‑Senior fest, „bist Du mit behilf­lich, du kennst dich doch im Inter­net aus.“

„Ja klar“, ant­wor­te­te ich, „Was willst Du denn anlegen?“

„Na ja, so 2000 Euro wür­de ich schon bezah­len wol­len, aber dann muss es auch was Ver­nünf­ti­ges sein“, bekam ich zur Antwort.

„Für das Geld gibt’s ‘ne Mie­le Wasch­ma­schi­ne, aber die brauchst Du ja nicht.“

„Quatsch, ich will ja kein neu­es Auto, das muss reichen“.

Ein Hin­weis dar­auf, dass neue Autos heu­te so viel kos­ten, wie sei­ner­zeit gan­ze Häu­ser, erspar­te ich ihr und mir an der Stelle.

Da ich um die Hart­nä­ckig­keit von Mrs.L‑Senior in Bezug auf Ein­spar­nis­se aller Art wuss­te, ver­ab­schie­de­te ich mich mit dem Hin­weis: “Wenn Du bereit bist, eine rea­lis­ti­sche Sum­me zu inves­tie­ren, meld‘ dich.”

Ges­tern dann ein Anruf, sie hät­te ein Auto gefun­den, ob ich mal gucken könnte.

…… Fort­set­zung folgt 

Süßes oder Saures

Für eini­ge war ja ges­tern Hal­lo­ween, ande­re fei­er­ten den Refor­ma­ti­ons­tag, wie­der ande­re wis­sen mit bei­den Begrif­fen nichts anzu­fan­gen. Mei­ne zehn­jäh­ri­ge Nich­te jeden­falls kennt nur Hal­lo­ween mit den Gebräu­chen des Gru­selns und des Ein­trei­bens von Süßig­kei­ten an Nach­bars Haustür.

Nimmt man übri­gens die Rat­schlä­ge des Bou­le­vard­blatts Focus ernst, sol­len Kin­der an die­sem Tag das Umher­zie­hen ver­bo­ten wer­den; das Blatt sieht in dem harm­lo­sen Sin­gen an der Kin­der an frem­den Haus­tü­ren eine Ver­ro­hung der Kids, da sie früh­zei­tig das Delikt des Erpres­sens ler­nen würden.
… wei­ter im Text

Schwarmintelligenz

Mrs. L miss­fällt die bis auf die Dach­rin­ne über­hän­gen­de Trau­er­wei­de vor unse­rer Haus­tür. Die Rodung des Baums konn­te ich bis­her damit ver­hin­dern, baum­schnitt­tech­nisch dem Gehölz Ein­halt gebo­ten zu haben. In die­sem Herbst aller­dings hat sich in Baum­nä­he unter dem Dach­first am Haus­ein­gang ein Schwarm Wes­pen ein­ge­nis­tet. Beim Ver­such in der Nähe des Wes­pen­vol­kes und deren Hei­mat, den Baum zu beschnei­den, geschwei­ge denn eine Lei­ter auf­zu­stel­len, wur­de ich sehr schnell Zeu­ge der cle­ve­ren Nestverteidigung.
… wei­ter im Text

Jahr der Erkenntnis

Das jüngs­te Netz­kind hat’s raus bekom­men. Es gibt kei­nen Weih­nachts­mann und auch kein Christ­kind. Schuld war der Zet­tel am Weih­nachts­ge­schenk. Von mir ange­bracht – natür­lich. Ich hat­te ob der Viel­zahl der Geschen­ke an jedes ein Kärt­chen gehängt, blö­der­wei­se von mir und nicht der Gruß­for­mel der Sym­bol­fi­gur des Weihnachtsfestes.

Das wur­de gele­sen. Im Kopf des Netz­kin­des rat­ter­te es anschau­lich, als sie den Weih­nachts­an­hän­ger las. Unver­meid­lich war dann die Fra­ge nach dem Absen­der des Weih­nachts­pa­kets; Vie­le Grü­ße dein Christ­kind stand jeden­falls nicht drauf. Da das jüngs­te Netz­kind über eine her­vor­ra­gen­de Kom­bi­na­ti­ons­ga­be ver­fügt, war ihr schnell klar, dass die Erwach­se­nen­ge­schich­ten zu Weih­nach­ten so wohl nicht stim­men konnten.

Mrs. L warf mir einen ver­nich­ten­den Blick zu und ver­bat sich eine Grund­satz­dis­kus­si­on über begrenz­tes mensch­li­ches Wis­sen und die Theo­rien des Agnostizismus.

Der Ver­such der Erzäh­lung mei­ner­seits, dass Christ­kind ganz gut zu ken­nen, wes­halb es auf sei­ner wei­ten Tour bei mir regel­mä­ßig vor­bei­schaue, mir fro­he Weih­nach­ten wün­sche und – wenn es schon mal da ist, mich am Post­be­trieb zu betei­li­gen, ging inso­fern in die Hose, da das Netz­kind mei­ne Argu­men­ta­ti­ons­ket­te mit der simp­len rhe­to­ri­sche Fra­ge: „Ach und da kommt das Christ­kind aus­ge­rech­net zu dir?“, zunich­te machte.

Gewiss kann man sich nur der eige­nen Exis­tenz sein, wuss­te bereits der fran­zö­si­sche Phi­lo­soph Rene Des­car­tes im 17. Jahrhundert.

Und schließ­lich – wer lesen kann, soll Erkennt­nis gewin­nen, oder?