»Keine Zeit zu sterben«

»Mein Name ist Bond, James Bond.« Natür­lich durf­te auch im letz­ten Bond mit Dani­el Craig jener berühm­te Satz nicht feh­len. Auch ansons­ten ent­hält der neue James Bond Film »Kei­ne Zeit zu ster­ben« vie­le Remi­nis­zen­zen an die alten Fil­me. Da ist – klar – das Urau­to von James Bond, der Aston Mar­tin DB 5 aus den sech­zi­ger Jah­ren, für den man auch ohne James Bond Spe­zi­al­aus­stat­tung heu­te min­des­tens eine drei­vier­tel Mil­li­on Euro hin­le­gen muss. Umso schmerz­li­cher muss für James Bond und Auto Fans die Sze­ne am Anfang gewe­sen sein, in der das Auto förm­lich zer­siebt wird.

Auch sonst war eini­ges im Film ver­steckt, was den ech­ten Bond Fan im Rück­blick ent­de­cken konn­te, wie z.B. die berühm­te Anfangs­sze­ne, in der sich Bond in einem tun­nel­ar­ti­gen Aus­schnitt mit der Pis­to­le zum Publi­kum dreht, die Sze­ne erin­nert gra­fisch an den ers­ten James Bond von 1962. Im Film sel­ber gab’s den visu­el­len Ein­druck der Ein­gangs­sze­ne. Bond läuft einen Kor­ri­dor ent­lang, bis er sich an einer Weg­kreu­zung plötz­lich zur Kame­ra dreht und ver­meint­lich ins Publi­kum zielt.

Der deut­li­che Hin­weis auf eine kuba­ni­sche Zigar­ren­mar­ke ist Hom­mage an den Bond Film: »Stirb an einem andern Tag«. Bond ist in dem Film auf einer Mis­si­on in Kuba und für die Freund-Feind Unter­schei­dung ist die Zigar­ren­mar­ke Code Wort unter Agen­ten. Weni­ger nost­al­gi­sche Kino­be­su­cher wür­den aller­dings nur ein wei­te­res Pro­dukt­pla­ce­ment vermuten.

In der Ruh­mes­hal­le sieht man in einer Ein­stel­lung die frü­he­ren Chefs von Bond – neben der Schau­spie­ler­ein Judy Dench auch den »M« der acht­zi­ger Jah­re, Robert Brown.

Ansons­ten alles wie immer: Böse­wicht will Welt ver­nich­ten und James Bond hält ihn davon ab, wobei man dem Dar­stel­ler des Böse­wichts Lyut­si­fer Safin, Rami Malek, die Rol­le nicht so ganz zutraut, die treu­en brau­nen Augen pass­ten eher zur Dar­stel­lung eines Fred­dy Mer­cu­ry als zu denen eines Psychopaten.

Dani­el Craig neigt in sei­nen Rol­len immer ein wenig zu Sen­si­bi­li­tä­ten, das nimmt man einem Agen­ten mit der Lizenz zum Töten nicht so ganz ab. Neben­bei bemerkt: Die ers­te Null im Code­na­men 007 besagt die Lizenz für’s eli­mi­nie­ren des Geg­ners und die zwei­te dafür, es schon mal getan zu haben.

Ach­tung Spoiler:
Am Ende des Films tritt Dani­el Craig ali­as James Bond hel­den­haft ab:
Bond wird infi­ziert und stellt somit eine Gefahr für sei­ne Gelieb­te und für sei­ne Toch­ter dar, wenn er sie berüh­ren wür­de. »Es gelingt ihm, Safin zu töten, er öff­net die Schleu­sen des Haupt­quar­tiers und emp­fiehlt M den Beschuss der gesam­ten Anla­ge mit Lenk­waf­fen. Trotz eige­ner Beden­ken ord­net M einen Luft­schlag durch den Zer­stö­rer HMS Dra­gon an, der die Anla­ge voll­stän­dig ver­nich­tet und so auch Bond augen­schein­lich tötet.« [wiki­pe­dia]

Ich wür­de mir für den nächs­ten Bond-Dar­stel­ler ein wenig mehr von der wun­der­ba­ren Bla­siert­heit eines Pier­ce Bros­nan wün­schen. Vor­stell­bar in der Rol­le des Geheim­agne­ten wäre z.B. Idris Elda, der als Chief Inspec­tor John Luther in der gleich­na­mi­gen Fern­seh­se­rie bereits bewie­sen hat, dass er als Agent 007 im Auf­trag ihrer Majes­tät eine gute Figur machen würde.

Wei­ter geht es defi­ni­tiv. Der Abspann ver­spricht expli­zit: »James Bond will return.«

Morgen hör’ ich auf

Bas­ti­an Pas­tew­ka ist ein genia­ler Komi­ker. Mit arro­gan­ter Chuz­pe stol­pert er durch die gleich­na­mi­ge Fern­seh­se­rie, in der er sich selbst spielt und mit den Wid­rig­kei­ten des All­tags zu kämp­fen hat. In der Mini-Serie — Mor­gen hör’ ich auf — des ZDF spielt Pas­tew­ka einen Fami­li­en­va­ter, der auf­grund erdrü­cken­der Schul­den­last in ille­ga­le Geschäf­te abrutscht.

Die Dru­cke­rei, die er von sei­nem Schwie­ger­va­ter über­nom­men hat ist plei­te, der von Pas­tew­ka gespiel­te Herr Leh­mann weiß schon lan­ge nicht mehr, wie er sei­ne Rech­nun­gen bezah­len soll. Bis ihm die Idee kommt, sein Dru­cker­ta­lent dazu zu nut­zen, Geld zu dru­cken. Mit selbst gedruck­ten 50 Euro Schei­nen begibt er sich tags­über nach Frank­furt, um die­se beim Ein­kau­fen in sau­be­res Wech­sel­geld zu tau­schen. Schnell gerät er an Frank­furts Unterwelt.

Der ers­te Teil die­ser Mini­se­rie war gut. Man nimmt Pas­tew­ka den Wech­sel in die erns­te Rol­le ab, obschon Leh­mann immer auch ein biss­chen Pas­tew­ka ist – ein lie­bens­wer­ter Ver­lie­rer, der mit der ihm eige­nen Über­heb­lich­keit das Bemit­lei­den beim Zuschau­er erschwert. Die wei­te­ren Fol­gen, jeweils Sams­tags 21.45 Uhr im ZDF.

Lincoln

© Walt Disney Studios Motion Pictures
© Walt Dis­ney Stu­di­os Moti­on Pictures

Abra­ham Lin­coln war wohl einer der bedeu­tends­ten Prä­si­den­ten der ver­ei­nig­ten Staa­ten. Der 16. Prä­si­dent ging ein in die Geschich­te, als der Mann, der erfolg­reich die Skla­ve­rei abschaff­te. Die rebel­lie­ren­den Süd­staa­ten, die ihre wirt­schaft­li­che Grund­la­ge in Gefahr sahen, da sie haupt­säch­lich auf Skla­ven als bil­li­ge Arbeits­kräf­te setz­ten, spal­te­ten sich zu die­sem Zeit­punkt von den Ver­ei­nig­ten Staa­ten ab und bil­de­ten mit ins­ge­samt 11 Staa­ten die Kon­fö­de­rier­ten, die aller­dings weder recht­lich Bestand hat­ten noch von den ande­ren Län­dern welt­weit als eige­ne Staa­ten aner­kannt waren. Der dar­aus resul­tie­ren­de ame­ri­ka­ni­sche Bür­ger­krieg zwi­schen den Nord­staa­ten und den Süd­staa­ten dau­er­te von 1861 bis 1865 und ende­te in einer Kapi­tu­la­ti­on der Süd­staa­ten. Abra­ham Lin­coln führ­te die Nord­staa­ten auch nach sei­ner Wie­der­wahl 1864 in den Bür­ger­krieg, gleich­zei­tig trieb er mit einem Ver­fas­sungs­zu­satz, der die Skla­ve­rei in den USA ver­bie­ten soll­te, mit allen Mit­teln voran.

Hier beginnt der Ste­ven Spiel­berg sei­nen Film, genau­er, er kon­zen­triert sich auf die letz­ten vier Mona­te im Leben des Prä­si­den­ten. Mit rea­lis­ti­scher Akri­bie zeich­net Spiel­berg das poli­ti­sche Schach­spiel Lin­colns um den 13. Zusatz der Verfassung.

Wen auch die quä­len­de Abstim­mung im Reprä­sen­tan­ten­haus etwas lang­at­mig daher­kommt und Action­sze­nen kom­plett feh­len, zeigt sich der Film als span­nen­de Geschichts­stun­de, in der vor allem die Haupt­dar­stel­ler durch eine gelun­ge­ne Dar­stel­lung ihrer Figu­ren brillieren.

Dani­el Day-Lewis als Abra­ham Lin­coln über­zeugt nicht nur optisch in der Dar­stel­lung als warm­her­zi­ger Men­schen­freund, schein­bar jede Situa­ti­on ruhig und gelas­sen beherr­schen­der Prä­si­dent, der jedoch weni­ger als strah­len­der Held, denn als aus­ge­zehr­ter hage­rer Mann die Abschaf­fung der Skla­ve­rei vorantreibt.

Mary Lin­coln, ihren Gat­ten unter­stüt­zend, doch trau­ma­tisch gezeich­net durch den Ver­lust ihres ältes­ten Soh­nes und in Angst und Sor­ge um den Zeit­äl­tes­ten, der auch unbe­dingt als Sol­dat die Nord­staa­ten unter­stüt­zen will, wird von Sal­ly Field dar­ge­stellt, als erle­be sie ihre eige­ne Geschich­te. Schließ­lich Tom­my Lee Jones, des­sen Rol­le als schlecht gelaun­ter, scharf­zün­gi­ger repu­bli­ka­ni­scher Abge­ord­ne­ter Thad­deu­es Ste­vens, ihm eben­falls auf den Leib geschrie­ben schien. Gro­ßes Kino ohne viel Action, dass ein inten­si­ves Zuhö­ren der fein geschlif­fe­nen Dia­lo­ge verlangt.

Skyfall

„Wir sind uns noch gar nicht vor­ge­stellt wor­den“, bemerkt Bond fast am Ende des Films. „Ich hei­ße Money­pen­ny“, ant­wor­tet die Dame, die Bond am Anfang des Films ver­se­hent­lich fast getö­tet hät­te. Und wenn auch sonst zu wenig, hier blitzt er auf, der bri­ti­sche Humor:“ Da kann ich mich jetzt siche­rer füh­len, wenn Sie in den Innen­dienst gewech­selt haben“, bemerkt Bond trocken.

Es sind auch die klei­nen Din­ge, die die­sen Film zu einem ech­ten Klas­si­ker machen. Der 23. James Bond Film ist zugleich Jubi­lä­ums­aus­ga­be zu 50 Jah­re James Bond. 1962 star­te­tet mit “007 jagt Dr. No”, Sean Con­nery als Ur-007 in den Kinos. Und so sind als Remi­nis­zenz an die Bond Rei­he eini­ge klas­si­sche Ele­men­te in Sze­ne gesetzt wor­den, die der Nicht Bond Fan viel­leicht nicht auf den ers­ten Blick erken­nen mag, die den Bond Fan aber dafür umso mehr erfreu­en, wie bspws. den wohl­wol­len­den Blick an die Bar­kee­pe­rin, den berühm­ten Wod­ka Mar­ti­ni exakt geschüt­telt und nicht gerührt zu haben, oder Bonds Auto­wech­sel zum Klas­si­ker in der Bond Auto Rei­he, dem Aston Mar­tin DB 5, der erst­mals 1964 in “Gold­fin­ger” zum Ein­satz kam.

Gut das sind Klei­nig­kei­ten und natür­lich geht der neue Bond auch, oder trotz eini­ger Erin­ne­run­gen an 50 Jah­re 007 sei­ne eige­nen Weg – das war inso­fern mutig, als das der Film die­ses Mal an das Ver­gäng­li­che erin­nert, wel­ches im fort­ge­schrit­te­nen Alter Bonds als Ver­falls­gren­ze ob des lie­der­li­chen Umgangs mit dem Hel­den­kör­per daher­kommt und sich am, im Trai­ning aus der Pus­te kom­men­den Haupt­dar­stel­ler Dani­el Craig mani­fes­tiert. In “Sky­fall” fie­bert der Zuschau­er bis zum Ende mit, ob Bond mit der­art schlech­ter kör­per­li­cher Kon­sti­tu­ti­on und zit­tern­den Hän­den an der berühm­tem Walt­her PPK, tat­säch­lich in der Lage ist, die Böse­wich­ter der Welt zu besiegen.

Bond wäre nicht Bond, wenn das nicht gelän­ge. Und so ist “Sky­fall” zwar ein­mal mehr ein Action­film mit kla­rer Bot­schaft und Abgren­zung zwi­schen Gut und Böse, aber genau das erwar­tet der Zuschau­er ja auch vom Agen­ten sei­ner Majes­tät mit bri­ti­scher Cool­ness und maß­ge­schnei­der­tem Anzug.

Qualitätsfernsehen

Zwi­schen all dem Müll, den das deut­sche Fern­se­hen so lie­fert, ist doch die eine oder ande­re Per­le dabei, die es sich lohnt anzu­schau­en. Aller­dings wird es zuneh­mend schwie­ri­ger, gute Fil­me auch zu fin­den. Da heißt es dann: Zap­pen und zum Schluß doch wie­der bei einem der x‑ten Wie­der­ho­lun­gen des Tat­orts hän­gen zu blei­ben, oder bei tittelbach.tv nach zu schau­en. Der Jour­na­list Rai­ner Tit­tel­bach schreibt Rezen­sio­nen zu aktu­el­len Fern­seh­fil­men und Seri­en und erspart, wenn ich schon mal was sehen will, nerv­tö­ten­des Gezappe. 

Mittwochskino

„Im Dschun­gel“ Spiel­film ARD 06.10.2010 20.15 Uhr

So geht das also. Man lässt sich zum Betriebs­rat wäh­len und liegt wenig spä­ter in den Armen einer marok­ka­ni­schen Schönheit.

Vor­ar­bei­ter Frank Sper­ber (Ronald Zehr­feld) geht bei einer Betriebs­be­sich­ti­gung den Vor­stand der (fik­ti­ven) Zor Wer­ke ziem­lich hef­tig an. Der stellv. Betriebs­rats­vor­sit­zen­de Hen­ning Loh­mann (geni­al gespielt von Hei­no Ferch) nimmt ihn dar­auf­hin an die Sei­te und schlägt ihm vor, als Betriebs­rat zu kan­di­die­ren. Sper­ber sieht sich als Betriebs­rat sehr schnell einem Sumpf aus Kor­rup­ti­on und Bestechung aus­ge­setzt, zu allem Über­fluss ver­liebt er sich in die Vor­stands­as­sis­ten­tin Marie Sand­berg (Ina Weisse).

Loh­mann macht sich Sper­ber gefü­gig, um mit des­sen Hil­fe den Betriebs­rats­vor­sit­zen­den zu stür­zen. Sper­ber muss spä­ter erfah­ren, dass der neue Betriebs­rats­vor­sit­zen­de eine Über­nah­me durch einen Inves­tor plant, von dem er finan­zi­ell profitiert.

Der Film „im Dschun­gel“, der ges­tern in der ARD lief, ist laut WDR nicht ange­lehnt an die VW Affä­re, in der sich ein Kon­zern sei­nen Betriebs­rat mit Pro­sti­tu­ier­ten und Lust­rei­sen gefü­gig gemacht hat, Par­al­le­len sind aller­dings durch­aus erkennbar.

Die Kli­schees sind zwar etwas dick auf­ge­tra­gen, den­noch über­zeug­te der Wirt­schafts­kri­mi durch Span­nung und exzel­len­te Schauspieler

Three Burials

„Wür­den Sie mir einen Gefal­len tun und mich erschie­ßen? Wis­sen Sie ich bin gläu­big und möch­te nicht in Ungna­de fal­len vor dem Herrn, wenn ich Selbst­mord begehe.“

Eine von vie­len skur­ri­len Begeg­nun­gen in dem gran­dio­sen Film „Die drei Begräb­nis­se des Mel­quia­des Estrada.“

Mike Nor­ton (Bar­ry Robert Pep­per) ist als Grenz­po­li­zist an die mexi­ka­ni­sche Gren­ze ver­setzt wor­den. Der emo­ti­ons­lo­se Gren­zer erschießt ver­se­hent­lich den aus Mexi­ko ille­gal ein­ge­wan­der­ten Mexi­ka­ner Mel­quia­des Estra­da, der sich in Texas ein beschei­de­nes Leben als Far­mer auf­ge­baut hat. Nor­ton küm­mert der Tod Estra­das nicht und er ver­scharrt den Mexi­ka­ner im Wüs­ten­sand. Den ört­li­chen She­riff Bel­mont (gespielt von Coun­try-Sän­ger Dwight David Yoa­kam) inter­es­sie­ren ille­ga­le Ein­wan­de­rer herz­lich wenig und so lässt er zwar Estra­da exhu­mie­ren, legt den Fall aber schnell zu den Akten. Für ihn ist Estra­da nur ein wei­te­rer läs­ti­ger mexi­ka­ni­scher Ein­wan­de­rer weni­ger. Die von Kojo­ten ange­fres­se­ne Lei­che wird anonym in einem Armen­grab beerdigt.

Estra­das bes­ter Freund, der Ran­cher Pete Per­kins (Tom­my Lee Jones, der auch Regie führ­te), wird von der Bar­be­die­nung Rachel über den wah­ren Mör­der infor­miert. Per­kins ent­führt den Grenz­po­li­zis­ten Nor­ton, lässt ihn die inzwi­schen mumi­fi­zier­te Lei­che des Mexi­ka­ners aus­gra­ben und zwingt ihn den Toten nach Mexi­ko zu brin­gen, um ihn an sei­nem Hei­mat­ort ein drit­tes Mal zu begra­ben. Die bei­den machen sich mit drei Pfer­den auf den beschwer­li­chen Weg durch Wüs­te und Ber­ge. Auf die­ser Rei­se kommt es zu eini­gen merk­wür­di­gen Begeg­nun­gen, die den Grenz­po­li­zis­ten Nor­ton nicht nur wegen des dau­ern­den Ver­suchs Per­kins die Ver­we­sung der Lei­che sei­nes Freun­des z.b. mit Befül­lung durch Frost­schutz­mit­tel auf­zu­hal­ten, an die Gren­zen sei­ner phy­si­schen und psy­chi­schen Belas­tung führt.

Tom­my Lee Jones beein­druckt als ein­sa­mer Cow­boy in einem star­ken Film über Freund­schaft, Ehre und Aufrichtigkeit.

Dieter Wedel — Gier

Ein char­man­ter, stets in wei­ßem Anzug geklei­de­ter Hoch­stap­ler und die betro­ge­ne Ham­bur­ger Schi­cke­ria im Dau­er­rausch. Ange­lehnt an die wah­re Geschich­te des Hoch­stap­lers Jür­gen Hark­sen, der Ende der 80er Jah­re zahl­rei­che Geld­an­le­ger mit­tels Schnee­ball­sys­tem betro­gen hat­te, lief ges­tern Abend die Erst­aus­strah­lung des neu­en Films „Gier“ von Die­ter Wedel.

Die­ter Glanz, gespielt von Ulrich Tukur, hat sich einen Namen als gro­ßer Finanz­jon­gleur gemacht. Er ver­spricht Anle­gern aber­wit­zi­ge Ren­di­ten, die er auch anfangs auf­grund des insze­nier­ten Schnee­ball­sys­tems an eini­ge Geschäfts­part­ner aus­zah­len kann. Förm­lich geblen­det vom Ver­spre­chen der sor­gen­frei­en Zukunft, geben ihm die Anle­ger gern ihr Geld, schließ­lich zäh­len Die­ter Glanz’ Kun­den zu den Aus­er­wähl­ten. Doch als sich die Aus­zah­lung des ver­spro­che­nen Gewinns ver­zö­gert, wer­den sei­ne Geld­ge­ber miss­trau­isch. Schnell zau­bert Glanz einen Steu­er­be­scheid aus dem Hut. Zu dem Zeit­punkt ist Glanz bereits nach Süd­afri­ka geflo­hen, wo er zeit­wei­lig die Gemü­ter noch ein­mal mit rau­schen­den Fes­ten beruhigt.

Ein wenig mehr Tief­gang und ana­ly­ti­sche Schär­fe hät­te der Gesell­schafts­ko­mö­die gut getan. Das Wedel das kann, hat er nicht nur in der Komö­die: „Wil­der Wes­ten inklu­si­ve“ oder beim gro­ßen Bell­heim bewie­sen. Offen blieb, war­um sich die Betro­ge­nen zu kei­ner Zeit Gedan­ken dar­über mach­ten, wie denn die wun­der­sa­me Geld­ver­meh­rung funk­tio­niert. Oder las­sen sich rei­che Geschäfts­leu­te tat­säch­lich von Cham­pus, Hum­mer und Nut­ten der­ma­ßen korum­pie­ren, dass ihr Ver­stand aus­setzt? Das wird wohl das Geheim­nis des ech­ten Hoch­stap­ler Jür­gen Hark­sen blei­ben. Wedel indes distan­ziert sich nach Fil­men­de mit dem schö­nen Satz:

Hand­lun­gen und Per­so­nen des Films sind rein fik­tiv. Ähn­lich­kei­ten mit leben­den oder toten Per­so­nen wären rein zufällig.

„Gier“ von Die­ter Wedel am 20. und 21. Janu­ar um 20.15 Uhr in der ARD.

Sin City

Sin City ist die Stadt der ver­lo­re­nen See­len. Kein Nor­mal­sterb­li­cher über­lebt in dem Moloch län­ger als zwei Stun­den. Rache­en­gel Marv (Mickey Rour­ke), wacht nach einer Nacht mit der Pro­sti­tu­ier­ten Gol­die auf. Gol­die ist tot. Marv schwört Rache, mor­det und fol­tert sich fort­an zur Wahr­heit durch die Stadt. Der Film Sin City ist die Ver­fil­mung einer Comic­rei­he von Frank Mil­ler. Wie die Comics ist er in Schwarz-Weiß gehal­ten und besticht durch eini­ge Farb­nu­an­cen, wie bspws. das reich­lich flie­ßen­de Blut. Sin City erzählt sechs ver­schie­de­ne kur­ze Hand­lun­gen, wobei die bei­den Abschnit­te mit Mickey Rour­ke als Schlä­ger Marv und Bruce Wil­lis als Poli­zist Har­tig­an die bes­ten Sze­nen im Film sein dürf­ten. Geni­al über­dreht und sehenswert.