Muttertag

Heu­te ist Mut­ter­tag. Den Fami­li­en­nach­wuchs ficht das nicht an, auch ich wer­de vom jüngs­ten Netz­kind mit einem Geschenk bedacht. Genau­er – mit einem Bild, selbst gemalt, ver­steht sich. Das Bild kann ich nicht iden­ti­fi­zie­ren, ich wür­de aber ver­mu­ten, es ent­spricht exakt der Phan­ta­sie der Drei­jäh­ri­gen, mich inmit­ten Luzi­fers Schre­ckens­welt auszusetzen.

Das jüngs­te Netz­kind und ich haben eine ganz beson­de­re Art der Zunei­gung; wenn sie bei uns ist, beißt sie mir ins Knie. Ich ver­mu­te in der archai­schen Begrü­ßungs­wei­se eine ganz beson­de­re Sym­pa­thie und knei­fe ihr, wenn kei­ner guckt, als eine mei­ner­seits dar­ge­brach­te Freu­de ihres Besuchs in die Wan­ge, was sofort mit laut­star­kem und deut­li­chen Miss­fal­len beant­wor­tet wird.

Im Lau­fe so eines Besuchs sind wei­te­re herz­li­che Ritua­le mög­lich, wobei ich sämt­li­che dazu benutz­ba­ren Gegen­stän­de bereits in den Kel­ler geräumt habe. Nicht das ich glau­be, das jüngs­te Netz­kind wäre mir gegen­über zu rabia­ten Angrif­fen mit bspw. Werk­zeu­gen fähig, aller­dings ist ein zweck­ent­frem­de­ter 32 Maul­schlüs­sel, der für die CO2-Anla­ge mei­nes Aqua­ri­ums gedacht ist, die Ver­su­chung nicht wert und mei­ne Knie­schei­be wird mir die Prä­ven­ti­on des Weg­räu­mens sicher­lich danken.

Ich bin ja sowie­so der Ansicht, mit einer Ein­kehr der Fami­lie an Weih­nach­ten und Ostern bei uns, wäre der fami­liä­ren Besuchs­pflicht Genü­ge getan, aber selbst die Argu­men­ta­ti­on einer par­al­lel zur besuchs­ar­men Zeit anstei­gen­den Freu­de des Wie­der­se­hens fin­det kein Gehör. Ist eben nicht mein Tag heu­te – aber ich bin ja auch kei­ne Mutter.