Nachtrag

(pelo) Es gibt ver­schie­de­ne Grün­de, war­um nie­mand mehr bereit war, unzäh­li­ge Stun­den zu inves­tie­ren, einen Groß­teil des Jah­res­ur­laubs zu opfern, um eine Drei-Tage-Fete auf­zu­zie­hen. Ein Teil der zwei­ten Gene­ra­ti­on hat­te plötz­lich immer mehr an dem aus­zu­set­zen, was wir von der ers­ten Gene­ra­ti­on über­nom­men hat­ten, weil es eben­so wie für die Grün­der, zu unse­rer Lebens­phi­lo­so­phie pass­te. Das, was mei­ner Mei­nung nach den Flair des Kalk­ofen­fes­ti­vals aus­mach­te, das Wood­stock Fee­ling, das Gefühl, fried­lich mit hun­der­ten von Leu­ten bei Blues­mu­sik zu fei­ern und was letzt­end­lich zu dem führ­te, was das Kalk­ofen Open Air aus­mach­te, wur­de plötz­lich in Fra­ge gestellt.

Alles das was ich und ande­re der zwei­ten Gene­ra­ti­on ver­ab­scheu­ten, schien plötz­lich sehr nahe. Gut, es waren bis­her nur ein­zel­ne Stim­men, die ver­schie­de­ne Ände­run­gen im Ablauf in die Dis­kus­si­on brach­ten, aber letzt­end­lich merk­te man, dass es eben nicht mehr die Grup­pe von Kalk­ofen­ver­rück­ten war, die sich an einer gemein­sa­men Idee ori­en­tier­ten. Die Luft war raus, das war klar. Über kurz oder lang hät­te es zwei Lager gege­ben, die sich mehr in Dis­kus­sio­nen, denn in der Orga­ni­sa­ti­on erge­ben hät­ten. Natür­lich wur­den auch die Auf­la­gen der Behör­den immer stren­ger und sie wur­den immer mehr. Zudem hat­te Ende der Neun­zi­ger die zwei­te Gene­ra­ti­on das Alter der Fami­li­en­pla­nung erreicht und da war für vie­le neben der Fami­lie, Haus und Beruf kaum noch Zeit übrig.

Es darf ja nicht ver­ges­sen wer­den, dass nach dem Kalk­ofen, vor dem Kalk­ofen hieß. Fast jedes Wochen­en­de waren wir in Musik­sze­ne­rien unter­wegs, um Bands für das nächs­te Jahr zu sor­tie­ren. Das Kalk­ofen Open-Air hat­te zu der Zeit jedoch schon so einen guten Namen, dass sich die Bands förm­lich um einen Auf­tritt ris­sen. Namen­haf­te Künst­ler hat­ten ihre Anfän­ge beim Kalk­ofen; man den­ke an Sasha, der damals noch mit der Band Junk Food auf­trat. Uns kam das ent­ge­gen, hat­ten wir doch hier im Umkreis für die Ver­an­stal­tun­gen fast immer frei­en Eintritt 😉

Letzt­end­lich waren es wohl auch dem Zeit­geist geschul­det, dass sich nie­mand mehr die Arbeit der Orga­ni­sa­ti­on des groß­ar­ti­gen Kalk­ofen Fes­ti­vals machen woll­te. Viel­leicht ist es ganz gut so, wer weiß ob das Kalk­ofen Open Air sonst den Kult­sta­tus erreicht hät­te, den es jetzt hat?