Wenn Worte reden könnten

Jochen Malms­hei­mer
Wenn jemand nur einen Tisch und ein Mikro­phon benö­tigt, um eini­ge hun­dert Zuschau­er zwei Stun­den lang kurz­wei­lig zu unter­hal­ten, dann ist das ein Künstler.

In dem Fall, genau­er, ein Sprach­künst­ler — Jochen Malms­hei­mer stand auf der Büh­ne der Pader­hal­le in Pader­born und prä­sen­tier­te sein Pro­gramm: „Wenn Wor­te reden könnten.“

Der Ger­nespre­cher (Eigen­wer­bung) Malms­hei­mer spann­te dabei wort­reich einen Bogen von den Wid­rig­kei­ten des Lebens im Hier und Jetzt und Frü­her bis hin zu All­täg­li­chen und Kurio­sen, wie dem ein­zig gang­ba­ren Weg des unter Druck gera­te­nen Leims in der Tube – der, nach drau­ßen auf den Weg geschickt, sei­ner ein­zi­gen Bestim­mung nach­ge­hend das tut was er soll – kle­ben nämlich.

Lei­der nicht nur am Objekt, son­dern auch an den Fin­gern. In Ver­bin­dung mit glü­hen­den Ziga­ret­ten beschreibt Malms­hei­mer ganz neue Erfah­run­gen im Zusam­men­wir­ken von Leim und Glut.

Von der wun­der­sa­men Adhä­si­ons­kraft der berühm­ten Pril­blu­men, über einen Dia­log drei­er am Lei­nen­zwang lei­den­den Prot­ago­nis­ten, nebst Hund oder die in der Jugend gemach­te Erfah­rung in dunk­len Par­ty­kel­lern der sieb­zi­ger Jah­re mit­samt dem unge­sun­den Gemen­gen­la­ge von Lam­brusco und kalo­rien­rei­chem Nudel­sa­lat auf die phy­si­sche Beschaf­fen­heit — alles das mach­te Malms­hei­mer dem Publi­kum teil­wei­ser in schöns­ter Alli­te­ra­ti­on im wahrs­ten Sin­ne des Wor­tes und in unter­schied­li­cher pho­ne­ti­scher Aus­prä­gung begreif- und begrifflich.

„Das Geschäft des Spre­chens, von fast jeder­mann ahnungs- und scham­frei in einer jeg­li­chen Lebens­la­ge schwung­haft betrie­ben, ist ein kom­pli­zier­te­res, als man gemein­hin ahnen möch­te. Hier wird klar, warum.“

Jochen Malms­hei­mer ist ein wort­ge­wal­ti­ger Sprach­vir­tuo­se, den zu erle­ben nicht nur für Deutsch­leh­rer ein Ver­gnü­gen ist.