Schäuble schäumt

Der Cha­os Com­pu­ter Club hat sei­ner haus­in­ter­nen Zeit­schrift “Die Daten­schleu­der” ein Sam­mel­al­bum mit den Fin­ger­ab­drü­cken “schüf­fel­freu­di­ger” Poli­ti­ker bei­gelegt. In der Begrün­dung des CCC heißt es:

“Die Befür­wor­ter einer Umwand­lung der Bun­des­re­pu­blik in einen bio­me­tri­schen Über­wa­chungs­staat beto­nen immer wie­der, wer nichts zu ver­ber­gen habe, hät­te auch nichts zu befürch­ten. Der Cha­os Com­pu­ter Club möch­te mit dem bio­me­tri­schen Sam­mel­al­bum die Pro­be aufs Exem­pel machen. Wenn unse­re Über­wa­chungs­po­li­ti­ker auch pri­vat mei­nen, was sie öffent­lich ver­tre­ten, soll­ten sie kein Pro­blem damit haben, ihre bio­me­tri­schen Daten publi­ziert zu sehen.”
Quel­le: ccc.de

Den Anfang mach­ten die Akti­vis­ten mit der Ver­öf­fent­li­chung des Fin­ger­ab­drucks vom Bun­des­in­nen­mi­nis­ter. “Der Abdruck wur­de durch CCC-Akti­vis­ten von einem Was­ser­glas sicher­ge­stellt, das Dr. Schäub­le bei einer öffent­li­chen Ver­an­stal­tung benutzt hat”, so die Aus­sa­ge. Im Jahr 2004 hat­te der CCC auf sei­ner Sei­te eine Bas­tel­an­lei­tung zur Her­stel­lung einer “Fin­ger­ab­druck­a­trap­pe” gestellt, um zu demons­trie­ren, wie ein­fach man sich eine neue Iden­ti­tät bas­teln kann.

Das könn­te schon lus­tig wer­den, wenn zahl­rei­che Bür­ger sich in ihrem neu­en bio­me­tri­schen Pass oder Per­so­nal­aus­weis mit dem Fin­ger­ab­druck von Wolf­gang Schäub­le iden­ti­fi­zie­ren. Der Innen­mi­nis­ter sel­ber ist offen­sicht­lich von der Frei­ga­be sei­nes Fin­ger­ab­drucks wenig begeis­tert.

Drei Milliarden für zehn Minuten

Man kann ja nun wirk­lich nicht behaup­ten, Stoi­ber hät­te sich für sein Vor­zei­ge­ob­jekt nicht ordent­lich ins Zeug gelegt.

Geschei­tert ist es trotz­dem.

“[…]jetzt sind die Plä­ne für den Bau der Münch­ner Trans­ra­pidstre­cke end­gül­tig beer­digt. Der Grund: Die Kos­ten droh­ten zu explo­die­ren. In einer Kri­sen­sit­zung in Ber­lin offen­bar­ten die an der Pla­nung betei­lig­ten Fir­men, das Pres­ti­ge­pro­jekt wer­de wohl über drei Mil­li­ar­den Euro verschlingen.” 

Udo ist zurück

Udo, wel­cher Udo? Udo Lin­den­berg natür­lich. Sei­ne Lied­tex­te konn­ten wir aus­wen­dig, fast jeden. Und natür­lich war er spä­tes­tens gegen Mit­ter­nacht und mit stei­gen­dem Alko­hol­pe­gel musi­ka­lisch bei zahl­rei­chen Par­tys dabei. Udo Lin­den­berg war für einen Groß­teil mei­ner Gene­ra­ti­on das, was Bushi­do und Sido für die heu­ti­ge Jugend ist. Lin­den­berg traf den Nerv der Zeit. Jah­re­lang pil­ger­ten wir zu sei­nen Kon­zer­ten und Udo ließ sich von sei­nen inzwi­schen ange­grau­ten Fans für sei­ne in die Jah­re gekom­men Lie­der fei­ern. Das lag weni­ger am Künst­ler selbst; die Fans woll­ten die alten Songs hören — und das aus­schließ­lich. Jetzt mit 61 Jah­ren hat er ein neu­es Album vor­ge­legt. Moritz von Uslar rezen­sier­te im Spie­gel. Sein Fazit:

“Mit “Stark wie Zwei” legt der Deutschro­cker Udo Lin­den­berg, 61, ein frisch und modern klin­gen­des neu­es Album vor. Wie konn­te das gelingen?” 

Quel­le: DER SPIEGEL 13/2008

Proteste erfolgreich

Wo er Recht hat, hat er Recht. Die Debat­te um die Vor­rats­da­ten­spei­che­rung hat ähn­lich wie die Dis­kus­si­on um den Bun­destro­ja­ner ihre Schran­ken in den Grund­wer­ten eines Rechts­staats erfah­ren — Glück­li­cher­wei­se. Jörg Schieb schreibt dazu in sei­nem Blog:

“Ich bin beein­druckt, mit wie­viel Weit­blick und Sach­kennt­nis die Rich­ter in Karls­ru­he in letz­ter Zeit ent­schei­den — und so den Daten­schutz stärken.”
Quelle

Neues von der Leipziger Buchmesse

„Hygie­ne wird bei mir klein­ge­schrie­ben“ unter­ti­telt die Autorin Char­lot­te Roche ihren Debüt­ro­man „Feucht­ge­bie­te“. Und tat­säch­lich, gleich auf den ers­ten Sei­ten prä­sen­tiert die Roman­hel­din in dras­ti­scher Art ihr Ver­hält­nis zu Exkre­men­ten, Blut und Eiter. Bukow­ski lässt grü­ßen. Die acht­zehn­jäh­ri­ge Helen Memel liegt nach einer ver­un­glück­ten Intim­ra­sur im Kran­ken­haus und ver­sucht durch ihren Kran­ken­haus­auf­ent­halt die geschie­de­nen Eltern wie­der zusam­men­zu­brin­gen. Unter­des­sen erkun­digt sie Ihren Kör­per und lässt die Gedan­ken zu wil­den Phan­ta­sien wer­den – die sie frech und pro­vo­kant bereit ist auch ande­ren, wie dem Kran­ken­pfle­ger Robin, mit­zu­tei­len. Dabei zieht sich die Sehn­sucht nach einer hei­len Fami­li­en­welt wie ein roter Faden durch den Roman und steht schein­bar im kras­sen Wider­spruch zu den Din­gen, die sie tut, um die letz­ten Tabus der heu­ti­gen Zeit pro­vo­kant zu bre­chen. Dras­tisch, unz­im­per­lich mit einem fei­nen Sinn für Humor prä­sen­tiert Char­lot­te Roche ihr Erst­lings­werk, das aller­dings nichts für Zart­be­sai­te­te ist. 

Technik von Gestern

Anvi­sie­ren, kli­cken, Bild hin­ten aus dem Schacht zie­hen, ein paar Minu­ten in der Luft zum Trock­nen wedeln und Folie abzie­hen. Das war die Pola­roid-Foto­gra­fie. In Zei­ten der Digi­tal­fo­to­gra­fie ist die Pola­roid zuneh­mend ein Fos­sil aus ver­gan­ge­nen Tagen. Nach 60 Jah­ren stellt Pola­roid die Pro­duk­ti­on von Sofort­bild-Fil­men spä­tes­tens Ende 2009 ein, mel­det dasauge.de. Für Nost­al­gie­ver­lieb­te gibt es die Pho­to­shop-Akti­on “Pola­roid Gene­ra­tor” zum kos­ten­lo­sen Down­load auf rawimage.deviantart.com

Die Spinne in der Yukapalme

Die Geschich­te des Man­nes, der mit sei­nem Wohn­mo­bil auf der Auto­bahn unter­wegs ist und wäh­rend der Fahrt dem Tem­po­ma­ten die wei­te­re Füh­rung des Fahr­zeugs über­lässt, um sich in der im Heck des Fahr­zeugs befind­li­chen Küchen­zei­le eine Kaf­fee zu kochen, ist eine der schö­nen Geschich­ten die wohl in das Reich urba­ner Legen­den gehört. Spie­gel-online über­rasch­te ges­tern die Leser­schaft mit einer Mel­dung, die eben­falls schwer zu glau­ben ist. Obgleich ich im Gespräch mit einer mir bekann­ten Kran­ken­schwes­ter eini­ges an Absur­di­tä­ten in Form ein­ge­wach­se­ner Mate­rie am mensch­li­chen Kör­per gehört habe, ist eine am Hin­tern fest­ge­wach­se­ne Klo­bril­le doch eher unwarscheinlich. 

Was Sie über Restaurants nie wissen wollten

Antho­ny Bour­da­in ist Küchen­chef der fran­zö­si­schen Bras­se­rie Les Hal­les in New York. Neben dem Kochen schreibt Bour­da­in Bücher, die die har­te Welt der Gas­tro­no­mie auf­zei­gen. In sei­nem wohl bekann­tes­ten Buch “Geständ­nis­se eines Küchen­chefs” beschreibt er sei­ne Erfah­run­gen in zahl­rei­chen Küchen und gibt einen Blick hin­ter die Kulis­sen New Yor­ker Gastronomie.



"Die Hälse und Handgelenke aller Köche waren rot entzündet und von grässlichen Hitzeausschlägen entstellt. Beim Umziehen in den stinkenden, septischen Umkleideräumen des Rooms am Ende der Schicht bot sich ein grausiges Panorama dermatologischer Kuriositäten dar. Man sah Geschwüre, Pickel, eingewachsene Haare, Ausschläge, Geschwulste, Schnitte und Hautfäule von einem Schweregrad und einer Vielfalt, wie man sie vielleicht im Dschungel erwartet hätte."

Geständ­nis­se eines Küchen­chefs [ISBN: 3–89667-166–9]