Der Greis ist heiß

“Alte Män­ner set­zen alles auf die letz­te gro­ße klei­ne Karte,
hau­en so rich­tig auf die Sahne […] 

Trin­ken das Bier aus der Schna­bel­tas­se und geht dann wie­der rich­tig los.

Sagen nur, B‑b-baby, Baby gewähr mir doch den Gna­den­stoss.” [Udo Lindenberg]Link

Inter­es­san­ter­wei­se hat die Bericht­erstat­tung über den “wan­deln­den Her­ren­witz Brü­der­e­le” eine brei­te Dis­kus­si­on durch alle Lager los­ge­tre­ten. Auf Twit­ter dis­ku­tier­ten unter dem Hash­tag #Auf­schrei Tau­sen­de über das The­ma Sexis­mus im All­tag. Auch die Online­aus­ga­ben aller füh­ren­den Zeit­schrif­ten nah­men sich des The­mas an. Klar, die Män­ner­bün­de um Brü­der­le hiel­ten in Treue fest zu ihm und Wolf­gang Kubicki entlö­de­te sich tat­säch­lich nicht, Brü­der­le mit dem Hin­weis eines harm­lo­sen Flirts zur Sei­te zu ste­hen. Bei der gan­zen Debat­te ist viel dum­mes Zeug gesagt und geschrie­ben wor­den; ins­be­son­de­re die Frak­ti­on der Män­ner, die ver­meint­lich um harm­lo­se Ritua­le traue­ren, die der angeb­lich immer mehr um sich grei­fen­den poli­ti­schen Kor­rekt­heit zum Opfer fällt, möch­te man fra­gen: Was wür­den Sie emp­fin­den, wenn ein wein­se­li­ger, alter, not­gei­ler Mann ihre Toch­ter anzüg­lich anbaggert?

Das klügs­te was zu sagen war, hat Stern-Chef­re­dak­teur Tho­mas Oster­korn dazu gesagt: “Wir Män­ner soll­ten uns so ver­hal­ten, wie wir uns wün­schen, dass man unse­ren Frau­en und Töch­tern begegnet.”

Was auch immer pas­siert, Brü­der­le ist schwer beschä­digt und die FDP wird sich über­le­gen müs­sen, mit dem ange­schla­ge­nen Schlacht­ross in den Wahl­kampf zu zie­hen. Viel­leicht täte der Frak­ti­ons­vor­sit­zen­de der FDP gut dar­an, sich zu entschuldigen.

Alle Jahre wieder

Weih­nach­ten ist Weih­nach­ten und gut ist’s. Danach muss der Baum raus. Mög­lichst direkt am Neu­jahrs­tag. Gibt regel­mä­ßig Miss­stim­mung. Auch mit der Kat­ze. Ver­su­che, der Kat­ze bei­zu­brin­gen an den Weih­nachts­baum zu pin­keln, um den Ver­derb des­sel­ben zu för­dern, schei­tern regel­mä­ßig – an der Katze.

Zwei­ter Ver­such: Nadeln mit der Pin­zet­te raus­zie­hen, um den natür­li­chen Ver­gang des Baums zu simu­lie­ren. Wird natür­lich von der bes­se­ren Hälf­te durch­schaut, hat­te das Lamet­ta ver­ges­sen wie­der auf­zu­hän­gen, das mit run­ter­kam. Bestechen­de Logik der bes­se­ren Hälf­te:„ Lamet­ta fällt nicht allei­ne vom Baum.“

Vor­ges­tern dann end­lich: Zwei­ge bie­gen sich unter der Last des Schmucks und ob der Tro­cken­heit des Baums.

Plötz­lich das erlö­sen­de Kom­man­do: „Der Baum muss raus.“ End­lich, das neue Jahr kann beginnen.

Der Hundertjährige, der aus dem Fenster stieg und verschwand

Jonas Jonason erzählt die Geschich­te von Allan Karls­son, der als Exper­te für Spreng­stoff und Schnaps aus Zie­gen­milch, aus Rache an einem Fuchs, der sei­nen Kater getö­tet hat, eigent­lich aber nur die Hüh­ner fres­sen woll­te, sich selbst, den Fuchs und sein gesam­tes Hab und Gut mit­tels einer unter­schätz­ten Men­ge Spreng­stoff, viel­mehr den Lage­r­ort von noch mehr Spreng­stoff auf­grund sei­nes Alters von fast hun­dert Jah­ren, in die Luft spreng­te – und nur knapp über­leb­te, um an sei­nem hun­derts­ten Geburts­tag aus dem Fens­ter im Alten­heim zu klet­tern, in dem er seit Ver­lust sei­nes Hau­ses wohn­te – und verschwand.

Kom­pli­ziert? Nicht doch, das ist das ein­fa­che Ende der Geschichte.

Wenn der Autor erst ein­mal par­al­lel zu den Ereig­nis­sen, vom 02. Mai 2005, exakt dem hun­derts­ten Geburts­tag Allan Karls­sons, erzählt, wird’s rich­tig inter­es­sant. Der Hun­dert­jäh­ri­ge kann schließ­lich alle Grö­ßen die­ser Welt, von Sta­lin über Mao und sons­ti­gen Amt und Wür­den­trä­gern, zu sei­nen Freun­den oder zumin­dest Trink­kum­pa­nen zählen.

Der Hun­dert­jäh­ri­ge, der aus dem Fens­ter stieg und ver­schwand ist ein Roman, geschrie­ben aus Spaß am Erzäh­len, der Spaß am Lesen macht.