Kauderwelsch

Ich habe ech­te Schwie­rig­kei­ten man­che Tex­te zu ver­ste­hen. „Exel­len­te Freeri­de Bin­dung mit stark unter­stüt­zen­der Base und Hi-Back. Asy­m­e­tri­sche Fuß­schlau­fen sor­gen für ein per­fek­tes Flex/Support Ver­hält­nis in jeder Situa­ti­on”, ist so ein Satz, mit dem ich nichts anfan­gen kann.

Für mich völ­lig unver­ständ­lich. Ich weiß ein­fach nicht, was das heißt. So ging es mir neu­lich, als ich das Pro­gramm der hie­si­gen Kul­tur­in­itia­ti­ve durch­sah, um mit mei­ner bes­se­ren Hälf­te mal wie­der ins Thea­ter zu gehen. In der Ankün­di­gung las ich: „Team 101 Mob­bing dick. Ein unbe­re­chen­ba­res Pro­gramm des bekann­ten Slam-Trios.“

Ich per­sön­lich has­se Unbe­re­chen­ba­res, ich las­se mich nicht ger­ne über­ra­schen und schon gar nicht, wen ich auch noch dafür bezah­len soll. Außer­dem weiß ich nicht, was Slam ist. Poet­ry Slam sagt mir noch was, aber nur Slam, nein kei­ne Ahnung. Etwas spä­ter im Text dann die Erklä­rung: „Sie (das Trio) wer­den Tex­te vor­tra­gen, sich belei­di­gen und mit Kar­tof­feln werfen.“

Aha.

No go — Die Jogginghose

Tat­säch­lich gibt es das, den Tag der Jog­ging­ho­se. Der ist näm­lich heu­te. Nun ist die­se Art der Beklei­dung nicht mehr nur sport­li­chen Mit­men­schen zuge­ord­net, ganz im Gegen­teil, asso­zi­iert man die Jog­ging­ho­se doch mit einem gewis­sen Hang zu Speck­bäu­chen, RTL-Talk­shows, Bier am Nach­mit­tag und über­quel­len­den Aschen­be­cher. Bes­ten­falls ist die Jog­ging­ho­se häu­fig ein­fach Aus­druck beque­men Lebensstils.

Dabei sagt der Name eigent­lich bereits aus, wozu die­ses ansons­ten unrühm­li­che Beklei­dungs­stück eigent­lich da sein soll; zum Jog­gen näm­lich. Lei­der ist es heu­te so, dass im zuneh­men­dem Zustand modi­scher Ver­wahr­lo­sung gera­de die Frak­ti­on Jog­ging­ho­se trägt, die auf­grund der Lei­bes­fül­le und der dazu gehö­ren­den dün­nen Bein­chen nicht gera­de im Ver­dacht steht, sich über­mä­ßig zu bewegen.

Nein, die Jog­ging­ho­se ist kein Klei­dungs­stück, son­dern Funk­ti­ons­klei­dung und des­halb mit­nich­ten dazu geeig­net, aus ande­ren Anläs­sen getra­gen zu wer­den, als zum Sport.

Und dann es gibt es da noch die ande­ren, die der Mei­nung sind, sich nach jah­re­lan­ger Mühe um ihren Part­ner in dem Grund­be­dürf­nis nach Bequem­lich­keit aus­ru­hen zu kön­nen. Schlab­ber­ho­se und Filz­pan­tof­feln jeden Abend. Für die habe ich einen Tipp: Haben Sie den Mut, sich ein­mal mit ihrem Schlab­ber­look von allen Sei­ten foto­gra­fie­ren zu lassen.

Betrach­ten Sie das Bild und über­le­gen in Ruhe, was wohl der Part­ner im Stil­len von Ihnen denkt. Wenn Sie nicht ganz unei­tel sind, wer­den Sie am nächs­ten Tag zur Jog­ging­ho­se die Jog­ging­schu­he schnü­ren und lau­fen gehen – oder die Jog­ging­ho­se dahin ver­ban­nen, wo Sie hin­ge­hört – in den Schrank, ganz unten.

Wie man merkt, dass man alt wird

Ich hat­te es immer befürchtet:

Wenn die erst 13jährige ihnen einen U‑Bahn Platz anbie­tet, wenn Sie drei Tage brau­chen, um nach einer Knei­pen­sause wie­der gera­de­aus­gu­cken zu kön­nen, wenn ihre klei­nen Geschwis­ter bereits über vier­zig sind, sie ihre Klei­dung mehr unter Aspek­ten der Bequem­lich­keit als unter modi­schen aus­wäh­len, obses­siv Vögel füt­tern oder immer dar­auf ach­ten, für das Wet­ter pas­send ange­zo­gen zu sein, dann ist es soweit: Sie wer­den alt!

Ver­fas­ser unbekannt

Reinhard Mohr — Bin ich jetzt reaktionär?

In links­in­tel­lek­tu­el­len Leh­rer – und Sozi­al­ar­bei­ter­krei­sen macht man sich bereits ver­däch­tig reak­tio­när zu sein, wenn man zugibt, Hen­ryk M. Bro­der gut zu fin­den. Und ja, ich gebe zu, ich fin­de sei­ne Tex­te fast immer gut. Denn auch wenn Bro­der zuwei­len an die Gren­ze des­sen geht, was man glaubt poli­tisch unkor­rekt ertra­gen zu kön­nen, ist es doch so, dass immer einer über die Gren­ze hin­aus­ge­hen muss, um dem Rest der Repu­blik mit schmerz­haf­ter Genau­ig­keit den Schwach­sinn all­ge­mein akzep­tier­ter Grund­la­gen poli­ti­scher Kor­rekt­heit auf­zu­zei­gen, zumin­dest aber in Fra­ge zu stellen.

Und so stellt sich auch Rein­hard Mohr in sei­nem Buch die Fra­ge: Bin ich bereits reak­tio­när, wenn ich ein­fach nicht mehr dem „gedank­li­chen Main­stream“ lin­ker Gut­men­schen folge?
Ist man bereits ein Spie­ßer, wenn man eine zuneh­men­de Into­le­ranz an sich fest­stellt, die sich z.b. so mani­fes­tiert, dass man Graf­fi­ti nicht mehr als Kunst, son­dern als Schmie­re­rei­en ansieht?
Und ist es nicht so, dass dog­ma­ti­sche Posi­tio­nen den Rech­ten eben­so wie den Lin­ken zu Eigen sind?
Ja, dass Links­ra­di­ka­le und Rechts­ra­di­ka­le bei genaue­rer Sicht der Din­ge, argu­men­ta­tiv oft auf einer Wel­len­län­ge sind?

Inter­es­san­ter Wei­se erle­ben wir ja gera­de heu­te in der Poli­tik, wie sich poli­ti­sche Ansich­ten wan­deln oder an ver­meint­lich poli­ti­sche Geg­ner anglei­chen. Frau von der Ley­en als neue Ver­tei­di­gungs­mi­nis­te­rin bei­spiels­wei­se schlägt vor, die Bun­des­wehr fami­li­en­freund­lich zu gestal­ten. Der erwar­te­te Auf­schrei aus der rech­ten Ecke blieb aus, statt des­sen pos­tu­lier­ten die Lin­ken im schöns­ten Reak­tio­närs­sprech von der Unmög­lich­keit von Teil­zeit­krie­gen, wäh­rend die ehe­dem links­ori­en­tier­ten Grü­nen ganz nach kon­ser­va­ti­ver Väter Sit­te die Bezahl­bar­keit des Pro­jekts in Fra­ge stellen.

Muss man da nicht tat­säch­lich Hen­ryk Bro­der Recht geben, der im Nach­wort zu Rein­hard Mohrs Buch die Fra­ge stellt, in wie weit Poli­ti­ker kom­pe­tent sind, die „per Gesetz den glo­ba­len Anstieg der Tem­pe­ra­tur begren­zen wol­len, aber nicht in der Lage sind, einen Flug­ha­fen oder einen Bahn­hof so zu pla­nen, das er auch inner­halb einer über­schau­ba­ren Zeit­span­ne und eines über­schau­ba­ren Bud­gets gebaut wer­den kann“.

Mohrs Buch ist inter­es­sant, auch wenn er sich stre­cken­wei­se in phi­lo­so­phi­schen Exkur­sen verliert.

Dasselbe ist nicht das Gleiche

“Es ist ein erstaun­li­cher Vor­gang, dass ein deut­scher Bun­des­kanz­ler schon Wochen nach sei­nem Aus­schei­den die Repu­ta­ti­on sei­nes frü­he­ren Amtes für eine kom­mer­zi­el­le Tätig­keit nutzt. Das Ver­trau­en dar­auf, dass ein frü­he­rer Kanz­ler weiß, was sich gehört und er auch im Nach­hin­ein sei­nem Amt schul­det, hat Ger­hard Schrö­der gründ­lich zer­stört. Schrö­der geht es nicht um Gas — es geht ihm um Kohle!”

Ronald Pofalla zitiert in der Ham­bur­ger Mor­gen­post vom 12.12.2005 über Bun­des­kanz­ler Schrö­der, der direkt nach sei­ner Amts­zeit zum Gas­kon­zern Gas­prom wech­sel­te. Pofalla höchst­selbst soll­te neun Jah­re spä­ter nach nur weni­gen Wochen vom Chef des Bun­des­kanz­ler­amts zur deut­schen Bahn wech­seln. Nach hef­ti­gen Dis­kus­sio­nen, auch in der eige­nen Par­tei, wech­selt Pofalla erst im Janu­ar 2015 als Chef­lob­by­ist zur Bahn.