Ausnahmezustand WM

Fuß­ball ist so eine Art Reli­gi­on, jeden­falls für die meis­ten Män­ner. Da schweigt man als Nicht Fan am bes­ten stil­le. Mein Hin­weis an einen Kum­pel aus Spa­ni­en, er sol­le das mal nicht so eng sehen mit Vor­run­de und Aus­schei­den und so kam jeden­falls nicht gut an. Der nächs­te Ver­such mei­ner Trost­mis­si­on, der Hin­weis auf die­se Aus­sa­ge bei Twitter:

wur­de eben­falls nicht als dees­ka­lie­ren­de Inter­ven­ti­on aner­kannt, son­dern im Gegen­teil: Es schien mir, als hät­te ich gleich die Demar­ka­ti­ons­li­nie über­schrit­ten und Don Qui­xo­te bläst zum Angriff.

Der SPIEGEL brach­te am Mon­tag einen schö­nen Bericht und gleich­zei­ti­ge Erklä­rung zum Phä­no­men Fuß­ball und des damit ver­bun­de­nen explo­si­ven Hor­mon­ge­mischs bei Män­nern. „Fuß­ball“, so der SPIEGEL, „lässt sich lesen als sport­ge­wor­de­ne Vari­an­te der guten alten Stam­mes­feh­de. Der Bolz­platz dient als Balz­platz. [..] Was wir heu­te in den Sta­di­en sehen, begann als Gele­gen­heit für Män­ner, ihre Fer­tig­kei­ten für den Zwei­kampf, die Jagd und den Krieg zu perfektionieren.“

Na dann, auf in die Schlacht gegen Ghana.

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Chris­ti­an Wulff hat ein Buch geschrie­ben und lei­der auch veröffentlicht.

Er hat es ein­fach nicht ver­stan­den. Wulff rech­net in sei­nem Buch mit all denen ab, die ihn ver­meint­lich aus dem Amt des Bun­des­prä­si­den­ten gejagt haben. Ob er sich damit einen Gefal­len tut, darf bezwei­felt wer­den. Wulff hat immer noch nicht ver­stan­den, war­um er gehen muss­te. Und er hat immer noch nicht ver­stan­den, dass das höchs­te Amt im Staat auch höchs­te Inte­gri­tät fordert.

Wulff hat mora­li­sche Ansprü­che an ande­re gestellt, die er sel­ber nicht ein­ge­hal­ten hat.
Auch wenn Wulff vom Ver­dacht der Kor­rum­pier­bar­keit frei­ge­spro­chen wur­de, es reicht der Anschein, um die poli­ti­sche Kar­rie­re eines Bun­des­prä­si­den­ten zu beenden.

Chris­ti­an Wulff hät­te die Chan­ce gehabt alle Vor­wür­fe abzu­schüt­teln, um sich wür­de­voll zu ver­ab­schie­den. Er hät­te nur auf die Ruhe­be­zü­ge ver­zich­ten müs­sen. Das hat er nicht getan und des­halb muss er damit leben in die Geschich­te ein­zu­ge­hen als ers­ter Bun­des­prä­si­dent der ange­klagt wur­de und den die Bevöl­ke­rung als Men­schen wahr­nimmt, der den Hals nicht voll­be­kom­men kann.