Zitate 2018

Am Ende des Jah­res, die Zita­te, die in beein­dru­cken­der Wei­se ein­mal mehr hän­gen geblie­ben sind.

„Ich bin froh über jeden, der bei uns in Deutsch­land straf­fäl­lig wird und aus dem Aus­land stammt.“
— Bun­des­in­nen­mi­nis­ter Horst See­ho­fer in einer Bierzeltrede -

“Chi­na hat tota­len Respekt für Donald Trump und für Donald Trumps sehr, sehr gro­ßes Gehirn”. Klar. Vor einem Mann mit so gro­ßem Hirn kann man nur Respekt haben.“
- Der ame­ri­ka­ni­sche Prä­si­dent Donald Trump — 

„ Ich wür­de mich zu der geho­be­nen Mit­tel­schicht in Deutsch­land zählen.“
— Der Sau­er­län­der Mil­lio­när Fried­rich Merz — 

“ Wenn es um das Leben von Tie­ren geht, da sind eini­ge, die jetzt für Abtrei­bun­gen wer­ben wol­len, kom­pro­miss­los. Aber in die­ser Debat­te wird manch­mal gar nicht mehr berück­sich­tigt, dass es um unge­bo­re­nes mensch­li­ches Leben geht.“
— Gesund­heits­mi­nis­ter Spahn — 

Geschenke

Arthur Scho­pen­hau­er als jun­ger Mann, por­trä­tiert 1815 von Lud­wig Sigis­mund Ruhl © gemeinfrei
Obacht bei Wer­ken von Scho­pen­hau­er. Der Phi­lo­soph des 19. Jahr­hun­derts war ein aus­ge­spro­che­ner Frau­en­has­ser. Min­des­tens zu Gra­tu­la­tio­nen ist Vor­sicht ange­sagt, so denn Scho­pen­hau­er zitiert oder als Buch ver­schenkt wird.

Mrs. L jeden­falls war not amu­sed über ein Büch­lein der Schrif­ten­rei­he Scho­pen­hau­ers, des­sen phi­lo­so­phi­sche Ten­denz und Posi­ti­on die Wirk­lich­keit durch Erkennt­nis und Den­ken zum Grund­satz sei­ner Leh­re macht.

Ich hat­te Scho­pen­hau­er in Erin­ne­rung als jeman­den, der sich leicht abfäl­lig über Frau­en äußer­te, ansons­ten aber im Sin­ne Imma­nu­el Kants ein Frei­geist und gro­ßer Den­ker war. Unzwei­fel­haft ist die kur­ze Abhand­lung Scho­pen­hau­ers zu Schön­heit und Alter nicht dazu ange­dacht, zum Geburts­tag der eige­nen Frau zu gra­tu­lie­ren, das zumin­dest sah Mrs. L genau so.

Die zu lie­ben­de Frau – Schön­heit und Alter
Arthur Scho­pen­hau­er

“Die obers­te, unse­re Wahl und Nei­gung lei­ten­de Rück­sicht ist das Alter. Im Gan­zen las­sen wir es gel­ten von den Jah­ren der ein­tre­ten­den bis zu denen der auf­hö­ren­den Mens­trua­ti­on, geben jedoch der Peri­ode vom acht­zehn­ten bis acht­und­zwan­zigs­ten Jah­re ent­schie­den den Vor­zug. Außer­halb jener Jah­re hin­ge­gen kann kein Weib uns rei­zen: Ein altes, d.h. nicht mehr menstru­ier­tes Weib erregt unse­re Abscheu. Jugend ohne Schön­heit hat immer noch Reiz; Schön­heit ohne Jugend keinen.”

Wahr und Unwahr XXX

Wahr ist, dass der SPIEGEL einen Repor­ter beschäf­tigt hat, der in den Jah­ren 2011 — 2018 in wei­ten Tei­len Erfun­de­nes berich­tet hat.

Unwahr ist, dass die BILD die Kol­le­gen vom SPIEGEL mit dem Hin­weis getrös­tet haben, die BILD-Zei­tung mache das seit 1952.

Wahr ist, dass sich Fried­rich Merz nach der ver­lo­re­nen Wahl zum CDU-Vor­sitz eine Rück­kehr in die Poli­tik als Minis­ter vor­stel­len kann.

Unwahr ist, dass die Bun­des­re­gie­rung dafür ein neu­es Minis­te­ri­um schaf­fen will, das sich um Ren­ten­mo­del­le mit Hil­fe von Spe­ku­la­ti­ons­ge­win­nen küm­mern soll.

Wahr ist, dass Super­markt-Wurst in aller Regel aus Abfall­fleisch gemacht wird.

Unwahr ist, dass die Lebens­mit­tel­in­dus­trie nach der guten Annah­me der Müll­wurst durch den Kun­den, einen Bio-Brot­auf­strich aus den Abfäl­len der grü­nen Ton­ne her­zu­stel­len plant.

Wagners Änne


In mei­ner Kin­der — und Jugend­zeit gab es in mei­nem Dorf einen Haus­halts­wa­ren­la­den. Die Besit­ze­rin, eine betag­te Dame, in mei­ner Erin­ne­rung weit über die Sieb­zig, hieß Wag­ners Änne. Die Dame ruh­te in den weni­ger fre­quen­tier­ten Zei­ten auf einem Sofa im Wohn­be­reich des Ladens, der sich an die Laden­zei­le anschloss. Oft­mals ver­gaß die Laden­be­sit­ze­rin ihr Geschäft abzu­schlie­ßen und so konn­te man auch noch am spä­ten Abend Schrau­ben oder Brief­mar­ken erwer­ben. In die­sem Laden gab es alles rund um den Haus­halt. Was es dort nicht gab, brauch­te man schlicht­weg nicht.

In Kin­der­ta­gen wur­de hier das Taschen­geld in Spiel­zeug umge­setzt, es gab alles rund um das Fahr­rad, Haus­halts­ar­ti­kel, Post­kar­ten, Ein­mach­gum­mis und noch vie­les mehr, was die­ser Laden in den schier unend­li­chen Lager neben Wohn­stu­be und Laden­zei­le beher­berg­te. Ich erin­ne­re mich, an einem Sams­tag­nach­mit­tag bei mei­ner Mut­ter einen Kamin­ofen instal­liert zu haben, bei dem frei­lich die Ofen­roh­re fehlten.

Damals gab es noch kei­ne Bau­märk­te in der Nähe und Sams­tags waren die Geschäf­te eben­so geschlos­sen, wie Mitt­wochs­nach­mit­tags. Die ein­zig ver­blei­ben­de Mög­lich­keit, zumal an einem Sams­tag­nach­mt­tag, war Wag­ners Änne.

Und tat­säch­lich, die alte Dame hat­te ver­ges­sen die Tür abzuschließen.

Nach einem Palim Palim an der Laden­tür und mehr­fa­chen Rufen schlurf­te Wag­ners Änne aus ihrem Wohn­be­reich in Rich­tung Laden. Ich ent­schul­dig­te mich mehr­fach und berich­te­te von mei­nem Mal­heur der ver­ges­se­nen Ofen­roh­re. Sie wies mich mit einem kur­zen Nicken an, hin­ten im Lager das was ich brauch­te zusam­men zu suchen. Mit einem kur­zen: “Schreib’ auf, was Du mit nimmst und leg mir den Zet­tel auf die The­ke,“ ließ sich die Köni­gin der Haus­halts­wa­ren nicht wei­ter von ihrem Sams­tags­nach­mit­tags­schläf­chen abhalten.

Vor ein paar Jah­ren, mit über neun­zig Jah­ren woll­ten ihre Bei­ne nicht mehr und Wag­ners Änne leg­te sich zu ewi­gen Ruhe.

Heu­te gibt es Ama­zon. Da gibt es auch alles. Anschrei­ben las­sen kann man dort nicht. 

Protestkleidung im Alter, oder – Männer haben’s auch nicht leicht

Es mag am Alter lie­gen, aber ich bin jemand, der kon­se­quen­ter Wei­se auf Beer­di­gun­gen einen schwar­zen Anzug trägt. Das scheint umso ver­wun­der­li­cher, da heut­zu­ta­ge offen­sicht­lich kaum noch jemand einen schwar­zen Anzug zu Beer­di­gun­gen trägt. Ich mei­ne, einen Anzug soll­te man[n] spä­tes­tens ab dem drei­ßigs­ten Geburts­tag im Schrank haben. Obschon ich mich dar­über wun­de­re, was Män­ner im fort­ge­schrit­te­nen Alter anschei­nend so alles im Klei­der­schrank haben.

Gut, Män­ner haben offen­bar ein ande­res Ver­ständ­nis für ihren Kör­per, den­noch — wer nicht gera­de zwei Stun­den täg­lich Sport treibt, wird fest­stel­len, dass sich die Kör­per­form im Alter nicht eben zum Posi­ti­ven ver­än­dert. Das ist so unab­ding­bar wie Haa­re an Stel­len im Alter, wo sie nicht gebraucht werden.

Pro­test­klei­dung im Alter a la zer­ris­se­ne Jeans und haut­enge Pull­over jeden­falls zeugt von einer Geschmacks­ver­ir­rung, die sich auch mit dem gefühl­ten jün­ge­ren Ich nicht kom­pen­sie­ren lässt.

Ein mit­tel­al­ter Mann mit Bauch­an­satz und Stor­chen­bei­nen in zer­ris­se­nen Skin­ny Jeans und haut­engem Pull­over sieht jedoch im bes­ten Fall unvor­teil­haft aus.

Das müsst ihr nicht tun, Män­ner. Dafür wur­den Anzü­ge erfun­den. Selbst der schwer­ge­wich­ti­ge ver­stor­be­ne Bun­des­kanz­ler Kohl sah im Anzug noch halb­wegs vor­zeig­bar aus.

Wenigs­tens die Beer­di­gung wäre eine gute Gele­gen­heit sich stil­si­cher zu kleiden.