Wahr und Unwahr XXXV

Wahr ist, dass die AFD zwar den men­schen­ge­mach­ten Kli­ma­wan­del leug­net („Die Son­ne scheint der­zeit ein­fach beson­ders heiß“ — Bea­trix von Storch), die Rechts­extre­men sich aber trotz alle­dem für den Umwelt­schutz ein­set­zen wollen.

Unwahr ist, dass man den deut­schen Volks­kör­per in har­mo­ni­scher Ein­heit mit sei­nem Sied­lungs­ge­biet sehe und Natur­schutz im Rah­men eines Reichs­na­tur­schutz­ge­set­zes neu defi­niert wer­den soll.

Wahr ist, dass der Prä­si­dent Bra­si­li­ens Jair Bol­so­n­a­ro mit sei­nen Aus­fäl­len gegen die Frau des fran­zö­si­schen Staats­prä­si­den­ten Macron ein Niveau erreicht hat, das selbst für Rech­te kaum noch zu unter­bie­ten ist.

Unwahr ist, dass der ame­ri­ka­ni­sche Prä­si­dent Donald Trump sei­nem bra­si­lia­ni­schen Amts­kol­le­gen gera­ten haben soll: „Grab them by the pus­sy, you can do anything.“

Wahr ist, dass der BDI-Prä­si­dent Die­ter Kempf mit Blick auf die Wah­len in Dres­den und Bran­den­burg und einem ver­mut­lich guten Abschnei­den der AFD davor warnt, dass Aus­län­der­feind­lich­keit und Natio­na­lis­mus nicht zu einer inter­na­tio­nal erfolg­rei­chen deut­schen Wirt­schaft pas­sen würden.

Unwahr ist, dass AFD-Chef Gau­land gesagt haben soll, das wäre ihm egal, da bei Macht­über­nah­me die Frau­en ja wie­der ihren ange­stamm­ten Platz in der Küche ein­neh­men wür­den und der Rest der dann Arbeits­lo­sen sich als Arbei­ter für den Bau von Auto­bah­nen rekru­tie­ren las­sen würden.

Easy Rider

Nicht nur Wood­stock liegt weit zurück, auch der Film Easy Rider wird 50 Jah­re alt. Der Film, der den Road­trip der bei­den Out­laws Wyatt [Peter Fon­da] und Bil­ly [Den­nis Hop­per] mit spek­ta­ku­lä­ren Bil­dern und Musik, im Hip­pi­zeit­geist der 68 Bewe­gung fil­misch umsetzt, brach­te eine neue Art des Motor­rads in Mode: Den Chop­per. Ein auf Mini­ma­lis­mus abge­speck­tes Bike mit lan­ger Gabel, vor­ver­leg­ten Fuß­ras­ten, klei­nem Tank und hohem Len­ker. Das Ori­gi­nal­mo­tor­rad von Peter Fon­da, eine umge­bau­te 1962er FL-Pan­head Har­ley David­son, wur­de sei­ner­zeit angeb­lich für fast eine Mil­li­on Dol­lar ver­kauft. Eine Kopie der legen­dä­ren Har­ley gab’s jetzt beim Bike­weekend in Gei­sel­wind zu besichtigen.

Nach­bau des legen­dä­ren Umbaus der 1962er FL-Panhead

35 Jahre Kalkofen Open Air

Die­ser Tage fei­ert ein Fes­ti­val Geburts­tag, das zusam­men mit der Gene­ra­ti­on ’68 die Gesell­schaft nach­hal­tig ver­än­dert hat. 50 Jah­re Wood­stock. Das legen­dä­re Fes­ti­val, dass nicht in Wood­stock son­dern in Bethel, 70 Kilo­me­ter von Wood­stock ent­fernt statt­fand, ist das Kult­ereig­nis, wenn es um Open-Air Fes­ti­vals geht.

In Anleh­nung an das berühm­tes­te Fes­ti­val der Welt wur­de vor 35 Jah­ren das Kalk­ofen-Open-Air ins Leben geru­fen. Und auch wenn wir etwas orga­ni­sier­ter waren: Die fried­li­che Suns­hi­ne Atmo­sphä­re war der in Wood­stock sicher­lich ähnlich.

Den größ­ten Schreck berei­te­te mir sei­ner­zeit aus­ge­rech­net ein Wood­stock Vete­ran. Alvin Lee, den wir im Jah­re 1995 zum zehn­ten Kalk­ofen­fes­ti­val begrü­ßen konn­ten, war bei sei­nem Auf­tritt bereits eini­ger­ma­ßen ange­schi­ckert, ver­ließ mit­ten im Gig die Büh­ne, um sich mit Jack Dani­els für das gro­ße Fina­le mit dem Lied „I‘m going home“, zu stär­ken. Nach dem Drink (nach mei­nen Erin­ne­run­gen war das min­des­tens eine hal­be Fla­sche Jacky) tor­kelt Alvin Lee zurück zur Kalkofenbühne.

Ich hat­te größ­te Sor­ge, dass er hin­ten rüber kippt. Weit gefehlt, als der gran­dio­se Sän­ger und Gitar­rist den ers­ten Schritt auf die Büh­ne tat, schien er schlag­ar­tig nüch­tern, sag­te aber nichts. Mir stand der Schweiß auf der Stirn.

Lee war damals bereits 51 Jah­re alt und ich befürch­te­te, er könn­te sich in Anleh­nung an die alten Zei­ten doch etwas über­nom­men haben. Von wegen, Alvin Lee pack­te sich sei­ne Gitar­re, guck­te in die Zuschau­er­men­ge, die inzwi­schen, ob der Erwar­tung ziem­lich ruhig waren und schrie plötz­lich ins Mikro: „Here we are, let‘s have Wood­stock“, und zeig­te dem schier aus­flip­pen­den Publi­kum beim Kalk­ofen-Open-Air 1995 in einem Gitar­ren­so­lo, war­um er als der schnells­te Gitar­rist der Welt bezeich­net wurde.


Ten Years After mit Front­mann Alvin Lee in Wood­stock 1969