Die Deutschen — ein merkwürdiges Volk?

»Ihr Deut­schen seid manch­mal ein komi­sches Volk« , bemerkt die ame­ri­ka­ni­sche Freun­din bei einem Besuch bei uns.

Ich bin etwas irri­tiert und fra­ge nach. »Na ja, ihr wollt alles immer gere­gelt haben, auch wenn es zu Las­ten eurer eige­nen Frei­heit geht, so etwas wäre bei uns undenk­bar« , meint die US-Amerikanerin.

Je mehr ich dar­über nach­den­ke, des­to mehr muss ich zustim­men. Die Deut­schen lie­ben Regeln mög­lichst für alle und alles. Jüngs­tes Bei­spiel zeigt eine Umfra­ge, wonach 71 Pro­zent der Deut­schen eine ver­pflich­ten­de Helm­pflicht auf dem Fahr­rad begrü­ßen. Die indi­vi­du­el­le Ent­schei­dung, einen Helm beim Fahr­rad­fah­ren zu tra­gen, reicht den Deut­schen offen­bar nicht aus. Sie wol­len nicht nur ihre eige­ne Frei­heit beschränkt wis­sen, son­dern die des Nach­barn gleich mit, obwohl der nicht behelm­te Rad­fah­rer den Mit­bür­ger mit Helm auf sei­nem Fahr­rad ja nicht gefähr­det, son­dern nur sich selbst.

Es geht also nicht so sehr dar­um, Regeln zu for­dern, die die Ein­schrän­kung der Frei­heit viel­leicht noch recht­fer­ti­gen wür­de, weil sie dem All­ge­mein­wohl dient, son­dern es geht ganz kon­kret dar­um, Din­ge zu regeln, die der Ein­zel­ne für sich ent­schei­den könn­te, die Ent­schei­dung aber für alle ande­ren eben­falls gül­tig sein soll, ohne das es eine Legi­ti­ma­ti­on gibt, weil bei­spiels­wei­se bei Nicht­be­fol­gung eine Gefahr für die All­ge­mein­heit besteht. Oder anders – lie­ber schrän­ke ich mei­ne Frei­heit ein, als ande­ren die Wahl der Ent­schei­dung zu lassen.

Noch ein Bei­spiel: In einer ande­ren Umfra­ge zum The­ma Video­über­wa­chung in der Öffent­lich­keit füh­len sich nur 15 Pro­zent sehr viel siche­rer, wenn sie an öffent­li­chen Plät­zen eine Video­ka­me­ra zur Über­wa­chung sehen. 92 Pro­zent der Deut­schen akzep­tiert den­noch Video­über­wa­chungs­sys­te­me im öffent­li­chen Raum.

Dass nun eini­ge Ver­hal­tens­wei­sen gleich­zu­set­zen wären mit einer Cha­rak­te­ris­tik einer gan­zen Kul­tur, glau­be ich aller­dings nicht so ganz.

Die Ableh­nung vie­ler Ame­ri­ka­ner für die Ein­füh­rung einer staat­lich orga­ni­sier­ten Kran­ken­ver­si­che­rung mit der Begrün­dung, damit wür­de der Kom­mu­nis­mus sozu­sa­gen durch die Hin­ter­tür ein­ge­führt, fin­de ich näm­lich auch etwas befremdlich.

Wahr und Unwahr XLVIII

Wahr ist, dass Ver­schwö­rungs­theo­re­ti­ker und CDU — Rechts­au­ßen Hans-Georg Maa­ßen sich gegen die Pres­se­frei­heit aus­spricht und Gesin­nungs­test für Jour­na­lis­ten fordert.

Unwahr ist, dass Maa­ßen bereits für »die Zeit danach« ein Schrift­lei­ter­ge­setz for­mu­liert hat.

Wahr ist, dass die Kanz­ler­kan­di­da­tin Anna­le­na Baer­bock über­zo­gen hat und sogar die TAZ ihr nahe­legt, von ihrer Kan­di­da­tur zurückzutreten.

Unwahr ist, dass es eine gute Idee ist, unbe­dingt die kopier­be­schä­dig­te SPD-Poli­ti­ke­rin Fran­zis­ka Gif­fey in Pla­gi­ats­af­fä­ren als Für­spre­che­rin zu haben.

Wahr ist, dass aus­ge­rech­net Fried­rich Merz es sich mit dem Ver­ein zur Pfle­ge des kon­ser­va­ti­ven Mar­ken­kern der CDU/CSU, der soge­nann­ten Wer­te-Uni­on, ver­scherzt hat.

Unwahr ist, dass die Wer­te-Uni­on sich dafür aus­spricht, in Rück­be­sin­nung auf Ver­gan­ge­nes nur noch Wirt­schafts­len­ker zu unter­stüt­zen, die nach Vor­stel­lun­gen ihres neu­en Vor­sit­zen­den Max Otte , fern­ab der rei­nen Geld­ver­meh­rung in der Lage sind, für einen geplan­ten End­sieg Umbruch die­ses Mal »But­ter und Kano­nen« gleich­zei­tig zu produzieren.