Salami ohne Brot

Das jüngs­te Netz­kind über­rascht mit pro­fun­den Kennt­nis­sen in Ver­hal­tens­bio­lo­gie. Jüngst bei uns zu Besuch mel­det das Kind Hun­ger an. Hun­ger heißt in dem Fall meist ein Brot mit Sala­mi, die ich natür­lich nach einem dezen­ten Hin­weis mei­ner Groß­nich­te da habe. Unmiss­ver­ständ­lich mach­te sie mir damals klar, dass etwa­ige Besu­che von ihr vom Sala­mi­vor­rat in unse­rem Kühl­schrank abhingen.

Seit­dem bemü­he ich mich, den begehr­ten Wurst­auf­schnitt als Brot­be­lag zu bevorraten.

Nach Ertei­lung genau­er Anwei­sung, näm­lich der exak­ten Schicht­di­cke der But­ter und des auf­grund feh­len­der Schnei­de­zäh­ne unbe­dingt ein­zu­hal­ten­den Form­schnitt des Bro­tes, gab‘s das obli­ga­to­ri­sche Stück Sala­mi vor­ab für das Netz­kind und mich auf die Hand.

Nicht so ganz unbe­merkt, wie ich erhofft hat­te. Die Mut­ter des Netz­kinds bemerk­te leicht ver­är­gert, dass ihre Erzie­hung durch sol­che Metho­den stän­dig unter­gra­ben wür­den und ich es auch damit nicht bes­ser mache, höchst selbst Sala­mi ohne Brot zu verspeisen.

Das Netz­kind ver­tei­digt uns mit einem Augen­zwin­kern und erklärt kur­zer­hand die Wis­sen­schaft der ver­glei­chen­den Ver­hal­tens­for­schung zur Ursa­che des unge­bühr­li­chen Geba­rens: »Das ist bei uns so, wir kön­nen nix dafür, wir sind ja auch schließ­lich verwandt.«

Wahr und Unwahr XLIX

Wahr ist, dass die Tali­ban Afgha­ni­stan zurückerobern.

Unwahr ist, dass die Rekord­ge­schwin­dig­keit beim Zurück­er­obern vor allem auf den Neu­bau der Infra­struk­tur zurück­zu­füh­ren ist.

Unwahr ist auch, dass Hai­ba­tul­lah Akh­undzada, Anfüh­rer der Tali­ban in Afgha­ni­stan, gesagt haben soll: »Stra­ßen bau­en, dass kön­nen die Deut­schen wie kein anders Volk der Welt, مہربانی.«

Wahr ist, dass Ex-Bun­des­kanz­ler Ger­hard Schrö­der gegen das Aus der Cur­ry­wurst in einer Kan­ti­ne bei VW protestiert.

Unwahr ist, dass Kum­pel Putin VW auf­kauft, um die Pro­duk­ti­on kom­plett auf Cur­ry­würst­chen umzustellen.

Wahr ist, dass die Ener­gie­wen­de mit der Elek­tri­fi­zie­rung des Ver­kehrs, des Heiz­be­darfs und der vor­an­schrei­ten­den Digi­ta­li­sie­rung einen Mehr-Strom­be­darf von ca. 100 Mil­li­ar­den Kilo­watt­stun­den nach sich zieht.

Unwahr ist, dass alle euro­päi­schen Nach­barn sich bereits die Hän­de rei­ben, noch mehr von ihrem Atom – und Koh­lestrom zu deut­lich höhe­ren Prei­sen nach Deutsch­land zu verkaufen.

Unwahr ist auch, dass Frank­reich ange­bo­ten hat, auf eine Preis­er­hö­hung ihres gelie­fer­ten Atom­stroms zu ver­zich­ten, wenn Deutsch­land im Gegen­zug Frank­reichs Atom­müll entsorgt.

Mrs. L wird kreativ

Nach ein paar frei­en Tagen, die neben der Erho­lung der Aus­füh­rung lang Lie­gen­ge­blie­be­nes die­nen soll­ten, ent­deckt Mrs. L ihre künst­le­ri­schen Ambi­tio­nen. Das ist nichts Neu­es und auch ich wer­de meis­tens in den krea­ti­ven Pro­zess mit ein­be­zo­gen, wenn auch nur als Mate­ri­al­be­schaf­fer oder Sta­tist. In die­sem Fall rief Mrs. L von der Flur­trep­pe in den Kel­ler, wo ich den Hei­zungs­kel­ler sanie­rend auf allen vie­ren gera­de dabei war, die Flie­sen­ar­bei­ten im Hei­zungs­kel­ler abzu­schlie­ßen, nach mei­ner­sei­ti­gem Gebrauch von ein paar Schu­hen auf dem Dachboden.

In der Fugen­mas­se lie­gend deu­te­te ich die Fra­ge nach lan­ge unge­nutz­ten Schuh­werk von mir als Zuord­nung der­sel­ben zur Rest­stoff­ver­wer­tung, schließ­lich wer­den Auf­räum­ar­bei­ten in der Prio­ri­tä­ten­lis­te nament­lich mit mei­nem Namen ver­bun­den und mit dem Satz ent­schul­digt: „Das woll­test Du doch sowie­so nicht mehr anzie­hen, oder?“

Ein­ge­denk der Tat­sa­che, beim Ver­such des Nach­schau­ens, wel­che Schu­he von mir nun ver­meint­lich ent­sorgt wer­den soll­ten, das gesam­te Trep­pen­haus mit anhaf­ten­der Fugen­mas­se zu ver­sau­en, beeil­te ich mich der Besei­ti­gung des auf dem Dach­bo­den gela­ger­ten Schuh­werks zuzustimmen.

Mei­ne Schu­he soll­ten aller­dings mit­nich­ten der Abfall­ton­ne zuge­ord­net wer­den, wie ich spä­ter erfuhr. Dien­lich waren sie eher der krea­ti­ven Ader von Mrs. L.

Im End­ergeb­nis des Krea­tiv­pro­zes­ses sitzt nun eine Figur auf unse­rer Gar­ten­bank, der frei­lich der Ober­kör­per fehlt.

Schöp­fe­risch zu sein gehört zu den Grund­be­dürf­nis­sen des Men­schen, es för­dert die Sin­nes­wahr­neh­mung und Krea­ti­vi­tät der rech­ten Hemisphäre.

Aller­dings nur bei Mrs. L., bei mir löst es eher einen Schluck­auf im lim­bi­schen Sys­tem aus: Ich erschre­cke mich jedes Mal beim Anblick der sit­zen­den unte­ren Kör­per­hälf­te mit mei­nen Schuhen.

Niederlande Tourismusbefreit

Die Mel­dung kam mit­ten im Urlaub: Hoch­in­zi­denz­ge­biet. Das reich­te, um die deut­schen Tou­ris­ten aus den Nie­der­lan­den zu ver­trei­ben. Mit­ten im Urlaub erfass­te eine Abrei­se­wel­le die Nord­see­küs­te, die lee­re Strän­de, Bars, Cafes und Restau­rants zurück­ließ. Aus Sor­ge um eine dro­hen­de Qua­ran­tä­ne in Deutsch­land ver­lie­ßen die meis­ten Unge­impf­ten het mooie Neder­land. Mein Mit­leid zir­ku­lier­te der­weil mit den Vor­tei­len, Urlaub ohne deut­sche Tou­ris­ten zu genie­ßen. Mit Blick auf Mrs.L und mei­nen Impf­sta­tus und die lee­ren Strän­de, obsieg­te aller­dings letzteres.