Ferienbeginn

Feri­en­be­ginn, Zeug­nis­se. Das jüngs­te Netz­kind hat sich seit­dem nicht bli­cken las­sen. Viel­leicht ist das Zeug­nis so schlecht, viel­leicht braucht sie aber auch mal eine Pau­se von mir.

Anruf bei der Groß­mutter des jüngs­ten Netz­kin­des, ich will wis­sen, wie das Zeug­nis so aus­ge­fal­len ist.

Durch­weg gut, über­ra­schen­der Wei­se sehr gut in Mathe­ma­tik, Kunst und Sport. Sport war klar, das Kind kann den Weg von zuhau­se nach uns im Flic Flac zurück­le­gen, wenn‘s drauf ankommt. „Frag sie sel­ber“, insis­tiert Oma.

Das Netz­kind könn­te beim CIA arbei­ten, so ver­schwie­gen kann sie manch­mal sein. Mehr als ein: „Alles gut“, ist dem Kind nicht zu entlocken.

Ich ver­su­che es mit Bestechung. „Ich könn­te viel­leicht etwas Zeug­nis­geld locker machen“, ver­su­che ich das Kind zum Reden zu brin­gen. Post­wen­dend bekom­me zur Ant­wort, dass sie das Zeug­nis lei­der nicht ver­kau­fen kön­ne, da es nach Feri­en­en­de unter­schrie­ben zur Schu­le wie­der mit­ge­bracht wer­den müsse.

Schützenfest

Die Schüt­zen­fest­sai­son im Sau­er­land hat begon­nen. Wer nun so gar nichts damit zu tun hat, dem sei gesagt: Schüt­zen­fest ist, wenn das gan­ze Dorf sich der­ma­ßen besäuft, dass sich spä­ter nie­mand an Ein­zel­hei­ten erin­nern kann. Ohne Rück­sicht auf die Pro­mil­le­wer­te wird drei Tage lang so viel Bier in den Kör­per geschüt­tet, wie phy­si­ka­lisch rein­geht. Der Orts­ein­gang und Aus­gang wird für den fah­ren­den Ver­kehr gesperrt, Warn­hin­wei­se am Orts­ein­gang und Aus­gang wei­sen auf die Gefah­ren­zo­ne hin. Gemein­hin ist es auch so, dass wer im Sau­er­land in einem Dorf hei­misch wird, trink­fest sein muss. Die Bemü­hun­gen sich vor dem Schüt­zen­fest zu drü­cken enden meist kläg­lich, spä­tes­tens wenn der Nach­bar den Vogel abschießt.

Dass es bei die­sem Pro­ze­de­re zu eini­gen kurio­sen Zwi­schen­fäl­len kommt, ist nicht unüb­lich. So rief eine Frau am frü­hen Mor­gen die Poli­zei zu sich, um den ver­dutz­ten Beam­ten mit­zu­tei­len, dass ein frem­der Mann in ihrem Bett gele­gen habe, der sich bei Ent­de­cken und anschlie­ßen­dem Auf­schrei der Frau gruß­los soeben aus dem Schlaf­zim­mer ver­ab­schie­det habe. Die Recher­che der Beam­ten vor Ort ergab, dass der Nach­bar voll wie eine Strand­hau­bit­ze beim dies­jäh­ri­gen Schüt­zen­fest, von Kum­pels nach Hau­se gebracht und ins Bett gelegt wor­den war. Aller­dings nicht ins eige­ne, son­dern in das der Nach­ba­rin, da die Hel­fer eben­falls nicht mehr ganz nüch­tern waren und sich schlicht­weg im Haus geirrt hatten.

Die Haus­tür in der Nach­bar­schaft war offen­sicht­lich für den Ein­lass des eige­nen Ehe­manns nur ange­lehnt – ob die­ser nun eben­falls außer­häus­lich über­nach­tet hat­te oder nur an der The­ke ein­ge­schla­fen war ist nicht bekannt.

Vom Einkaufen

Bis­her hat­te ich gedacht, dass Rent­ner kei­ne Zeit haben – zumin­dest ist das ja so ein geflü­gel­ter Begriff. Das stimmt offen­bar nicht für ein­kau­fen­de Rent­ner. Die älte­re Dame vor mir im Ein­kaufs­la­den an der Kas­se jeden­falls, schien es nicht beson­ders eilig zu haben. Die Frau beob­ach­te­te in aller See­len­ru­he den sich vor­schie­ben­den Ein­kauf – ohne eine erkenn­ba­re Reak­ti­on, die dar­auf schlie­ßen ließ, das soeben Erwor­be­ne auch einzupacken.

Im Anschluss fol­ge das obli­ga­to­ri­sche Aus­kip­pen des Porte­mon­naies, um der Fest­stel­lung zu genü­gen, dass 9 Cent zu wenig im sel­bi­gen waren und nun die gro­ße Suche nach Geld im eben­so gro­ßen Geld­beu­tel begann. Nach gefühl­ten 15 Minu­ten und dem mehr­ma­li­gen Hin­weis der alten Dame ob der See­schwä­che: „Jun­ger Mann, ich kann das gar nicht sehen, sind das jetzt zwei Euro oder nur einer?“, war der Bezahl­vor­gang schließ­lich erledigt.

Ein Rau­nen hin­ter mir in der Sams­tags­ein­kaufs­kas­sen­schlan­ge, deu­te­te auf einen leich­te Unge­duld der Anwe­sen­den, was die Dame aller­dings nicht davon abhielt jetzt erst ein­mal die immer noch auf dem Ein­kaufs­band, bzw. des­sen Ende befind­li­chen Ein­käu­fe exakt mit ihrem vom eben­falls leicht ent­nerv­ten Ver­käu­fer ein­ge­for­der­ten Kas­sen­zet­tel und dem Ein­kaufs­zet­tel zu ver­glei­chen. Eine gefühl­te hal­be Stun­de spä­ter end­lich begann die alte Dame ihre erwor­be­nen und mit Ein­kaufs­zet­tel und Bon ver­gli­che­nen Ein­käu­fe end­lich in den Wagen zu legen – und zwar nach dem Prin­zip des Com­pu­ter­spiels Tetris — nur langsamer.