Krieg ist immer ein politischer Akt

Na das hat ja nicht lan­ge gedau­ert. Ich war wirk­lich gespannt, wer sich wohl als ers­tes aus der Deckung wagt und den Ein­satz von Boden­trup­pen für die Unter­stüt­zung des Kriegs in der Ukrai­ne for­dert. Aus­ge­rech­net die TAZ ver­öf­fent­lich­te einen Kom­men­tar des Publi­zis­ten Udo Knapp, der neben­bei bemerkt, als 1945 Gebo­re­ner eigent­lich noch wis­sen müss­te, dass mit einer Ent­gren­zung des Krie­ges eine Befrie­dung nicht her­bei­zu­füh­ren ist. Das Gegen­teil ist der Fall.

Dabei ist Knapp einem Trug­schluss auf­ge­ses­sen, den vie­le Anhän­ger des Bel­li­zis­mus als Legi­ti­ma­ti­on für eine mili­tä­ri­sche Ein­mi­schung in das Kriegs­ge­sche­hen nut­zen: Der Ukrai­ne-Krieg die­ne Putin nur als Zwi­schen­ziel zur voll­stän­di­gen Ver­nich­tung des Wes­tens. Die­se Erzäh­lung eig­net sich eben­falls dazu, dem Sou­ve­rän auf­kom­men­de „Kriegs­mü­dig­keit“ zu verleiden.

In der Logik des TAZ Publi­zis­ten kann die­se Ent­wick­lung nur gestoppt wer­den, wenn west­li­che Boden­trup­pen an der Sei­te der ukrai­ni­schen Armee in das Kriegs­ge­sche­hen aktiv ein­grei­fen, de fac­to wäre das die offi­zi­el­le Kriegs­er­klä­rung gegen Russland.

Bis­her ist das nur eine Mei­nung, wobei ich ver­mu­te, dass die selbst­er­nann­ten Mili­tär­ex­per­ten der poli­ti­schen Büh­ne min­des­tens gedank­lich im stil­len Käm­mer­lein auch bereits die­se Opti­on in Erwä­gung gezo­gen haben.

Ins­be­son­de­re die Grü­nen haben dabei eine erstaun­li­che Meta­mor­pho­se hin­ter sich. Von einer Par­tei, des­sen Grund­satz­pro­gramm sich aus der pazi­fis­ti­schen Bewe­gung der acht­zi­ger Jah­re speis­te hin zur kriegs­füh­ren­den Regie­rung, das muss man erst mal schaf­fen, ohne sich als Par­tei selbst auszuradieren.

„Kei­ne Waf­fen und Rüs­tungs­gü­ter in Kriegs­ge­bie­te. Grün wäh­len!“, skan­dier­ten die Grü­nen noch bis vor kur­zem. Aber ja, die wei­ßen Tau­ben sind müde und Pazi­fis­ten sind Spin­ner. Bei so viel Wan­del wer­den feuch­te Träu­me bei denen wahr, die die rhe­to­ri­sche Fra­ge zum tota­len Krieg mit einer Gän­se­haut auf dem Unter­arm quit­tiert wissen.

CDU-Mann Nor­bert Rött­gen hielt im Zusam­men­hang mit dem Irak-Krieg Waf­fen­lie­fe­run­gen in aku­te Kriegs­ge­bie­te noch im Jahr 2014 für höchst pro­ble­ma­tisch. Aber was inter­es­siert einen Poli­ti­ker sein Geschwätz von ges­tern, wenn es dar­um geht Teil einer poli­ti­schen Eli­te zu sein, die in ihrer Vor­stel­lung von einem gerech­ten Krieg die Welt vom Teu­fel befreit?

Seit über 75 Jah­ren herrscht in Mit­tel­eu­ro­pa Frie­den. Das scheint zu lang zu sein, dass sich das Volk dar­an erin­nert was Krieg bedeu­tet. Viel­leicht hilft die Erin­ne­rung an ein Zitat von August Bebel:

„Nicht die Völ­ker sind es, die kriegs­lüs­tern sind…“

Paywall umgehen

Pay­walls, das sind die Bezahl­schran­ken des Inter­nets für Maga­zin­sei­ten. Sie sind nicht nur ärger­lich, mei­ner Mei­nung nach ver­hin­dern Pay­walls eben­falls eine ver­nünf­ti­ge Mei­nungs­bil­dung, da es ja meist die mehr oder weni­ger seriö­sen Maga­zi­ne sind, die ihre Arti­kel hin­ter einer pay­wall ver­ste­cken. Dass Online Maga­zi­ne Geld ver­die­nen müs­sen, ist wohl unbe­strit­ten. Vor ein paar Jah­ren noch war es mög­lich ein­zel­ne Arti­kel für schma­les Geld zu lesen. Heu­te muss ein Abo erwor­ben wer­den, dass schon mal zwei­hun­dert Euro im Jahr kos­ten kann. Das muss nicht sein, die pay­wall lässt sich bei den meis­ten Maga­zin­sei­ten umge­hen – und das legal. 

Eine cli­ent­sei­ti­ge Pay­wall lädt zuerst Inhal­te in Ihren Brow­ser und prüft dann, ob Ihre IP-Adres­se eine Berech­ti­gung hat, bevor der Inhalt ange­zeigt wird. Soll­te der Nut­zer kei­ne Berech­ti­gung haben, wer­den die Inhal­te unles­bar gemacht.
Die nor­ma­le Sei­te befin­det sich also im Netz, ansons­ten wür­de Goog­le die Sei­te auch nicht indi­zie­ren. Das Prin­zip ist also nicht, die pay­wall zu kna­cken, son­dern nur die Ori­gi­nal­sei­te auf­zu­ru­fen und das ist nicht verboten. 

Zwei Tools, die für vie­le gän­gi­ge Sei­ten funk­tio­nie­ren sind 12ft lad­der und die way­back machi­ne

Ein­fach den Link der pay­wall Sei­te kopie­ren und ein­set­zen (bei archive.ph unter Such­be­griff) und schon dürf­te in den meis­ten Fäl­len die Ori­gi­nal­sei­te ohne Bezahl­schran­ke erscheinen. 

Tour de Ruhr

Wie­so in die Fer­ne schwei­fen, wenn das Gute vor der Haus­tür liegt. Urlaub im Ruhr­ge­biet, vor ein paar Jah­ren noch wäre das eher als Witz denn als ernst­ge­mein­te Alter­na­ti­ve durch­ge­gan­gen. Heu­te aller­dings lädt die Ruhr an den Ufern zum Ver­wei­len ein. Der Bal­de­ney­see als der größ­te von ins­ge­samt sechs Stau­seen im Ruhr­ge­biet bie­tet alles, was man an Was­ser­sport so anstel­len kann. Mit dem Fahr­rad ist die Metro­po­le vom Sau­er­land aus durch den Ruhr­tal-Rad­weg verbunden.

Die Hotels und Gas­stät­ten an der Ruhr haben sich inzwi­schen auf die zahl­rei­chen Rad­fah­rer ein­ge­stellt und bie­ten Unter­stell — und Lade­mög­lich­kei­ten für das Fahr­rad (soweit mit Motor).

Rund um den Bal­de­ney See ver­läuft der Fahr­rad­weg so flach, dass er aller­dings auch ohne Motor zu bewäl­ti­gen ist. Auch kuli­na­risch hat das Ruhr­ge­biet eini­ges zu bie­ten. Natür­lich gibt es neben der hohen Küchen­kunst noch die uri­gen Knei­pen, wo der Wirt Fra­gen nach der Tages­kar­te mit dem Hin­weis auf Omas Fri­ka­del­len beant­wor­tet und die Nach­fra­ge nach einem Bröt­chen zusätz­lich mit “Ist schon mit drin”.

Als Sau­er­län­der weiß man aller­dings auch, dass Knei­pen gegen den Durst erfun­den wur­den. Mit dem Fahr­rad ist man direkt und schnell vor dem Ort mög­li­cher Sehens­wür­dig­kei­ten, The­men­schwer­punk­te der Rou­te Indus­trie­kul­tur lie­gen eben­falls an der Stre­cke und sind ent­spre­chend ohne läs­ti­ge Park­platz­su­che zu bewerkstelligen.

Wahr und Unwahr

Wahr ist, dass durch die restrik­ti­ven Maß­nah­men gegen Russ­land im Bereich Ener­gie­ver­sor­gung, die Gefahr einer weit­ge­hen­den Deindus­tria­li­sie­rung der BRD denk­bar ist.

Unwahr ist, dass die Ame­ri­ka­ner bereits den Deut­schen ange­bo­ten haben, Arbeits­plät­ze durch die ver­mehr­te Auf­stel­lung von McDonald‘s Buden zu schaffen.

Unwahr ist eben­falls die Begrün­dung, der deut­sche Mit­tel­stand kön­ne sich ver­nünf­ti­ge Nah­rung in Zukunft eh nicht mehr leis­ten und so wür­de man zwei Flie­gen mit einer Klap­pe schla­gen: Bil­li­ge Nah­rung und bil­li­ge Arbeitsplätze.

Wahr ist, dass die deut­sche Auto­in­dus­trie die Trans­for­ma­ti­on auf E‑Autos weit­ge­hend abge­schlos­sen hat.

Wahr ist auch, dass die Ent­wick­lung und Fer­ti­gung effi­zi­en­ter und schad­stoff­ar­mer Ver­bren­nungs­mo­to­ren wei­ter­hin in Indi­en, Chi­na, Süd­ame­ri­ka und den USA geplant ist. Wahr ist auch, dass die Pro­duk­ti­on dem Markt folgt.

Unwahr ist, dass die Bun­des­re­gie­rung die Abwan­de­rung der deut­schen Auto­in­dus­trie in die­se Län­der mit üppi­gen Sub­ven­tio­nen fördert.

Wahr ist, dass nie­mals so viel gelo­gen wird, wie vor den Wah­len und wäh­rend eines Krieges.

Wahr ist auch, dass der bri­ti­sche Poli­ti­ker und Frie­dens­ak­ti­vist Lord Arthur Pon­son­by (1871–1946), von dem das berühm­te Zitat stammt:“Das ers­te Opfer des Krie­ges ist die Wahr­heit“, Struk­tur­ele­men­te über die Prin­zi­pi­en der Pro­pa­gan­da beschrie­ben hat.

Unwahr ist, dass die­se Regeln als Lehr­ma­te­ri­al für die Auf­de­ckung von Kriegs­pro­pa­gan­da an den Jour­na­lis­ten­schu­len gelehrt würden.