Schneckenplage

von Peter Lohren

  Jetzt wo der Sommer zu seiner Normalität deutschen Wetters zurückkehrt, zeigt sich eine Tierart in seiner ganzen Populationsdichte besonders fies. Stylommatophora, die gemeine Nacktschnecke. Armeegleich wandern die Viecher durch die Gärten, um bunte Pflanzen in kürzester Zeit in Stängel zu verwandeln, die bestenfalls noch als Strohhalm tauglich sind, so sie denn innen hohl wären.

  Leben und leben lassen, ist eigentlich einer meiner wenigen Grundsätze. Beim Anblick hunderter dieser Viecher, die aussehen, wie ein Stück Fäkalie auf Wanderschaft, haderte der Tierfreund in mir allerdings mit meinem Killerinstinkt.

  Was also macht man mit Hunderten von diesen Viechern? Im Grunde war mir diese Frage bis zu dem Zeitpunkt der Gefahr des Ausrutschens auf der Treppe ob der Hundertschaft  der schleimigen Biester, völlig egal. Aber jetzt reichte es wirklich. Ein Bekannter von mir, den ich bei ähnlichen Gelegenheiten bereits erfolgreich um Rat gefragt habe, empfahl mir die Haltung einer Tierart, die sich Laufenten nennen. Eingedenk der Tatsache, dass unser Kater seine helle Freude an Vogelviechern aller Art im Garten hat, musste eine andere wirksame Waffe gegen die Herscharen von Schnecken her.

  Ich zog kurz den Einsatz eines Bunsenbrenners in Erwägung, zum hellen Entsetzen meiner Frau, die mich daran erinnerte, dass bei einem der letzten Einsätze des Flammenwerfers zur Unkrautbekämpfung, fast der halbe Garten abgefackelt war. Ein letztes Mittel wollte ich noch probieren. Die von vielen Hobbygärtnern hoch gepriesene Bierfalle, von dessen Wirksamkeit ich nicht überzeugt war. Denn, vorausgesetzt diese Biester würden tatsächlich auf den Geruch von Bier abfahren, wieso sollten gerade diese Schnecken, die bedingt durch ihren zähen Schleim theoretisch in der Lage sind ein Hochhaus zu erklimmen, auf der Innenwand eines kleinen Plastikeimers abrutschen, ins Bier fallen und ersaufen?

  In meiner Verzweifelung war ich allerdings gewillt jeden noch so kuriosen Trick zu probieren, allein schon um dem Umstand zu entgehen, jeden Abend auf Geheiß meiner besseren Hälfte sämtliche Blumentöpfe auf den Dachboden in unerreichbarer Weite für die Schnecken zu schleppen. Gesagt getan, ich hub also ein wenig Erde an einer der schneckenreichsten Stellen im Garten aus, füllte einen kleinen Plastikeimer halbvoll mit Bier und setzte ihn ebenerdig in das Loch. Und tatsächlich, am nächsten Morgen befand sich in dem Eimer mehr als zwanzig Schnecken, ersoffen im Altbier. Die Erklärung für das Ableben der Schnecken konnte also nur sein, dass sie kopfüber in den Eimer zum Bier kriechen und solange davon kosten, bis sie durtelig in das Gesöff fallen. Gut, dass unsereinem das Bier in Gläsern ausgeschenkt wird. Wär' auch kein schönes Bild, eine Thekenreihe von Männern, kopfüber, ersoffen in Eimern aus Bier ;-)

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