Für den Sauerländer sind Temperaturen im Minusbereich wintertags nichts Ungewöhnliches, aber Temperaturen von ‑10 und ‑15 Grad nachts erwarten wir hier eigentlich erst im Januar oder Februar. Mitte Dezember sind hier in der Gegend Temperaturen um den Gefrierpunkt normal. Und ja, es ist so kalt wie’s aussieht.
Author Archives → Peter Lohren
Der Vater der Reichsbürger
Der Marineoffizier Karl von Dönitz war einer der engsten Vertrauten Adolf Hitlers und wurde von ihm testamentarisch im Jahre 1945 zum Reichspräsidenten bestimmt. Am 01. Mai 1945, sieben Tage vor der bedingungslosen Kapitulation und dem Sieg der Alliierten verkündete von Dönitz in einer Ansprache an das deutsche Volk sein Amt als ‚Nachfolge des „Führers“ mit der Behauptung, Hitler sei „in seinem Befehlsstand in der Reichskanzlei bis zum letzten Atemzuge gegen den Bolschewismus kämpfend für Deutschland gefallen“. [Quelle: wikipedia.org]
Karl von Dönitz wurde 1945 als Angeklagter der Nürnberger Prozesse zu zehn Jahren Haft verurteilt und war bis 1956 inhaftiert. Das Amt des Reichspräsidenten war Karl von Dönitz offensichtlich nachhaltig zu Kopf gestiegen, denn im Jahre 1975 verfasste der stramme Nazi sein „politisches Testament“, in dem er „Inhalt und Aufgabe“ seines Amtes dem jeweiligen Bundespräsidenten übertrug. Von Dönitz starb 1980. Die absurden Vorstellen des letzten Oberhaupts der Nazizeit wirken offensichtlich bis heute nach.
Bremen besichtigen
Mrs. L und ich sind ja große Fans von Städtetouren. In der letzten Woche ging es nach Bremen – und welch‘ Zufall – es war auch noch gerade Weihnachtsmarkt. Das alleine war schon mächtig imposant, denn die Stadt schien von Beleuchtungszurückhaltung wenig zu halten. Ich denke aber auch, das liegt vielleicht daran, dass Bremen nicht eben arm ist. Jedenfalls hatten Mrs. L und ich uns auf die verschiedenen Sehenswürdigkeiten konzentriert, der Weihnachtsmarkt war dann noch die Beigabe obendrauf sozusagen.
Gesehen haben muss man auf jeden Fall das Schnoor-Viertel, das praktisch unverändert seit dem 15. Jahrhundert Krieg und Abrissplänen zum Trotz inmitten der Altstadt Bremens besteht. Viele interessante Lädchen haben sich hier in den engen Gängen des Viertels unter wunderschönen restaurierten Häusern angesiedelt. Ein weiteres Highlight ist die Böttcherstraße, die Anfang des 20. Jahrhunderts erbaut, mit Backsteinarchitektur und zahlreichen Kulturdenkmälern eine weitere Touristenattraktion darstellt.

Eingangsgeschäft zum Schnoor-Viertel
Von den zahlreichen Museen in Bremen ist das Universum zu empfehlen. In die Themenbereiche Mensch, Natur und Technik unterteilte Exponate laden die Besucher zum Mitmachen und Erleben ein. In besonderer Weise ist mir ein Erdbebenraum in Erinnerung geblieben.
Ein als Wohnzimmer aufgemachtes Gebäude, wo der Besucher auf dem Sofa sitzend verschiedene Stärken eines simulierten Erdbebens miterleben kann. Der schiefe Raum, als Küche aufgebaut, ließ mich insofern erstaunt zurück, als das ich an der Wand entlanghangelnd schwindelig den Ausgang gesucht habe. Optische Täuschungen, physikalische Experimente und Simulationen lassen jedenfalls keine Langeweile aufkommen.
Frühmorgens im November
Umzug zu Mastodon
Ist es wichtig bei Twitter, Instagram und Co zu sein? Nein ist es nicht, aber manchmal ganz witzig. Mal davon abgesehen, dass uns datenschutztechnisch auf den Sozialen Netzwerken die Hosen ausgezogen werden, erstreckt sich allerding der der Mehrwert ansonsten doch eher auf eine Handvoll lesenswerter Beiträge.
Nachdem sich nun Twitters neuer Chef Elon Musk aufführt wie Rumpelstilzchen auf Speed, habe ich mich entschlossen nach Mastodon zu wechseln — Open Source und Werbefrei.
November
Kirmeszeit
Seit Jahren sind Mrs. L und ich schon nicht mehr auf einer Kirmes gewesen, bis gestern. Mrs. L bestand auf einem Besuch der Lippstädter Herbstkirmes. Vorsorglich wies ich Mrs. L darauf hin, dass die Bewegungen hydraulikbetriebener Kirmesmaschinen und eine beginnende Auflösung struktureller, ehedem geordneter Strukturen in eine amorphe Masse, die der Körper analog zum Alter so mit sich bringt, nicht zusammenpassen.
Mrs. L glaubte mich mit den Worten: „Wir werden schon was finden, wo Du lebend wieder rauskommst“ beruhigen zu können. Weit gefehlt.
Auf dem Kirmesplatz angekommen, steuerte ich zielstrebig, Mrs. L an der Hand, das mir am vertrauensvoll erscheinende Karusell an. Indes, beim Näherkommen entpuppte sich das Ding nur für die Allerkleinsten; ein Schild am Eingang wies auch eindrücklich darauf hin: Nur für Kinder bis zum 6. Lebensjahr.
Mrs. L hingegen schien sichtlich begeistert, wohl weniger ob der Karusellvielfalt, als der Tatsache, dass ich immer nervöser die Karusellmaschinen begutachtete, die offensichtlich dazu gedacht waren alte Leute dauerhaft zu verbiegen und die Einnahmequelle sämtlicher ansässiger Orthopäden im Umkreis waren.
Schon Hegel wusste, dass die Vernunft die Welt beherrscht. In unserem Fall in Form einer Chinabude, die köstliche Nudelgerichte zu kleinen Preisen anbot und der Einsicht, zugunsten eines Essens auf andere Kirmesaktivitäten zu verzichten.
Goldener Oktober
Die Deindustrialisierung der Bundesrepublik
„Wenn ein Kolonialwarenhändler in seinem kleinen Laden so viele Dummheiten und Fehler machte wie die Staatsmänner und Generäle in ihren großen Ländern, wäre er in spätestens vier Wochen bankrott.“ [Erich Kästner]
Der Wähler ist leider ein vergessliches Wesen und das weiß beispielsweise der Oppositionsführer der CDU, Friedrich Merz, natürlich auch. So forderte Merz im Frühling 2022 russische Gaslieferungen durch die Pipeline Nord Stream 1 sofort zu stoppen. Eine Einschränkung der Gasversorgung müsse man akzeptieren, schwadronierte der selbsternannte Wirtschaftsexperte lauthals. Merz war nicht der einzige Politiker, der durch diese Fehleinschätzung die Bundesrepublik einer Rezession näher gebracht hat.
Parteifreund Röttgen „appellierte“ zur gleichen Zeit ebenfalls an die Bundesregierung, die Gas- und Ölimporte aus Russland „jetzt“ zu stoppen. Es sei möglich, die ausbleibenden Gaslieferungen durch Gasvorräte bis zum nächsten Winter zu ersetzen. Auch die FDP, sonst Liebling der Wirtschaftsbosse forderte einen sofortigen Gasstopp aus Russland. Allen voran Marie-Agnes Strack-Zimmermann, die seinerzeit die Drohung des russischen Präsidenten zur Abschaltung von Nord-Stream 1 gar als Verzweiflungstat aufgrund der Auswirkungen in seinem Land interpretierte.
Die Liste der Fehlannahmen von Politikern könnte noch seitenweise weitergeführt werden. Aber natürlich kann man nicht einzelnen Politikern die Schuld für die großen wirtschaftlichen Verwerfungen geben, wohl aber muss eine gewisse Weitsicht denen zu eigen sein, die über Wohl und Wehe eines ganzen Staates bestimmen oder doch zumindest mitbestimmen.
Politiker brauchen keine besonderen Befähigungen, um ihr Amt auszuführen. Aber wer dazu beiträgt mit unerträglichem Geschwätz Politik mitverantwortlich so zu gestalten, dass den Bürgerinnen und Bürgern in ihren Auswirkungen großen Schaden zufügt wird, der sollte zurücktreten.
Oftmals jedoch werden politische Rücktritte ausgerechnet von den Politikern gefordert, die sich im Nachhinein in ihrer Aussage als treffsicher bewiesen. Rücktrittsforderungen von Wirtschaftsminister Habeck, weil der vielleicht etwas unglücklich einen zeitweisen Produktionsstillstand richtigerweise nicht mit einer Insolvenz gleichsetzt, zeugen nicht nur Charakterverfehlungen sondern erheblichen Wissenslücken in Wirtschaftsfragen, die der Wähler bei der nächsten Wahl entsprechend würdigen sollte.
Tatsächlich war es Wirtschaftsminister Habeck, der in dem Monat der sich überbietenden Rufe nach einem sofortigen Stopp der Gasimporte bereits im März vor schwersten wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Folgen für die Bundesrepublik warnte.
Ach und falls es noch nicht ganz so bekannt ist, was die Befürworter von „Stoppt die Gasimporte sofort“ und dem dann tatsächlichen Importstopp durch Putin erreicht haben, sei ein Blick in diese Liste empfohlen.