Bootloader lässt sich nicht anwählen

Wer Linux und Win­dows gemein­sam auf dem PC lau­fen lässt, kann beim das Betriebs­sys­tem mit­tels der anwäh­len Pfeil­tas­ten auf der Tas­ta­tur anwäh­len, wel­ches Betriebs­sys­tem gestar­tet wer­den soll. So blöd wie das klingt, aber da mir das tat­säch­lich schon pas­siert ist; soll­te die Aus­wahl mit­tels Tas­ta­tur ein­mal nicht funk­tio­nie­ren, ist es rat­sam, vor­ab zu prü­fen, ob die Tas­ta­tur rich­tig ange­schlos­sen ist und der Ste­cker nicht im Anschluss für die Maus steckt. Kurio­ser­wei­se funk­tio­niert dann näm­lich die Tas­ta­tur, aber nicht die Pfeiltasten.

Verteilungskämpfe an den Suppenküchen?

Die Kri­tik an der Esse­ner Tafel, sie wür­den einen Unter­schied zwi­schen Bedürf­ti­gen machen, geht an der Sache vor­bei und zwar gleich in meh­re­ren Punk­ten. Die Empö­rung, die die ehren­amt­li­chen Hel­fer der Esse­ner Tafeln trifft, ist nicht nur ver­kehrt; die Hel­fer der Tafeln sind der fal­sche Addres­sat des Unmuts.

Die Tafeln sind nicht das ver­län­ger­te Sozi­al­amt, das den Bedürf­ti­gen eine Sozi­al­leis­tung in Form von Essen anbietet.

Die Tafeln gibt es nur, weil Bür­ge­rin­nen und Bür­ger, die Not, die die Bun­des­re­pu­blik mit Ein­füh­rung der Hartz IV Geset­ze geschaf­fen hat, etwas abmil­dert. Und ja, es sind meist Migran­ten, die in oft­mals aggres­si­ver Art und Wei­se auf­tre­ten, um von den Bro­sa­men der Gesell­schaft etwas abzu­be­kom­men. „Wer sich auf der Bal­kan­rou­te nach Deutsch­land vor­ge­ar­bei­tet hat, schreibt Spie­gel Redak­teur Jan Fleisch­hau­er, hat das nicht geschafft, indem es sich brav hin­ten anstellte.“

Die ehren­amt­li­chen Mit­ar­bei­ter der Tafel auf­grund der Ent­schei­dung, kei­ne Aus­län­der mehr auf­zu­neh­men als Nazis zu bezeich­nen, zeugt von einer Dumm­heit, die man sonst nur in der Argu­men­ta­ti­on aus der rech­ten Ecke kennt.

Die­se Bür­ger sind Men­schen, die sich in ihrer Frei­zeit und mit viel Enga­ge­ment um die­je­ni­gen sor­gen, die Gesell­schaft und Staat schlicht­weg ver­ges­sen haben.

Deutsch­land hat sich wie­der an „Sup­pen­kü­chen“ gewöhnt, das Sozi­al­amt emp­fiehlt gar Hartz IV Emp­fän­gern den Gang zur Tafel. Dabei sind es nicht nur Sozi­al­hil­fe­emp­fän­ger, die sich hier in die Rei­he stel­len. Vie­le Rent­ner kön­nen von ihrer Ren­te nicht leben und sind auf Lebens­mit­tel­spen­den angewiesen.

Und dann gibt es Men­schen, die es sich zur Auf­ga­be machen, ehren­amt­lich dafür zu sor­gen, dass ande­re Men­schen nicht hun­gern müssen.

Ob es sich bei die­sen Men­schen um Flücht­lin­ge oder Ein­hei­mi­sche han­delt, dürf­te den Mit­ar­bei­tern egal sein.

Dass eine Regie­rung ein Land so refor­miert, das Rent­ner die Res­te einer Wohl­stands­ge­sell­schaft essen lässt, ist der eigent­li­che Skandal. 

Android sicher machen

Wer sich mit dem Sicher­heits­ge­dan­ken rund ums Smart­phone beschäf­tigt, lan­det schnell auf dem Blog von Mike Kuketz.

Kuketz ist Sicher­heits­exper­te und hat bereits vor drei Jah­ren eine Arti­kel­se­rie zum The­ma Your Pho­ne Your Date – Android ohne Goog­le veröffentlicht.

Da ich immer schon mal roo­ten woll­te und die Gewähr­leis­tung für mein Han­dy abge­lau­fen war, habe ich die­se Arti­kel­se­rie zum Anlass genom­men, mein Han­dy goo­gle­frei zu machen.

Zunächst ist das ein lan­ger und müh­sa­mer Weg mit vie­len Rück­schlä­gen, der Weg und vor allem das Ziel loh­nen die Mühe.

Inter­es­sant war für mich – und das ist nur eine Bestä­ti­gung mei­nes Tuns – wie Goog­le immer wie­der ver­sucht auf das Smart­phone zu gelan­gen, um ent­spre­chend Daten abzu­grei­fen. Ich habe beob­ach­tet, dass über ver­schie­de­nen Goog­le Apps meh­re­re hun­dert Mal eine Ver­bin­dung vom Smart­phone zum Ser­ver auf­ge­baut wor­den ist und das sicher nicht immer zu Updatezwecken.

Ich will Goog­le nicht ver­teu­feln; die Diens­te der Num­mer eins im Inter­net und auf dem Smart­phone sind mone­tär gese­hen kos­ten­los und funk­tio­nie­ren her­vor­ra­gend. Die Preis dafür wird von den Daten­händ­lern in Bits und Bytes gemessen.

Zwei Din­ge habe ich im Vor­feld fest­stel­len kön­nen: Die Bequem­lich­keit obsiegt in vie­len Fäl­len über den Sicher­heits­ge­dan­ken und zwei­tens: Auch wenn Goog­le sich den Anschein von unend­li­cher Men­schen­freund­lich­keit gibt, per­sön­li­che Daten greift der Android-Ent­wick­ler und Inter­net­gi­gant trotz­dem zur wei­te­ren Ver­wer­tung ab. Selbst dann, wenn das in den Goog­le eige­nen Ein­stel­lun­gen restrik­tiv unter­bun­den wird.

Vor­ab sei gesagt: Das Pro­jekt funk­tio­niert nicht (zumin­dest nach mei­ner Erfah­rung) mit dem Betriebs­sys­tem, das ab Werk instal­liert ist. (Stock-Rom) Not­wen­dig ist eine soge­nann­te Cus­tom-Rom, also eine modi­fi­zier­te Ver­si­on des Goog­le-Betriebs­sys­tems Android ohne Goog­le-Apps. Man muss sich also auch mit dem Fla­shen einer Cus­tom-Rom beschäftigen.

Per­sön­lich habe ich mich für die Cus­tom-Rom Line­age­OS 14.1 ent­schie­den. Vor­teil einer offi­zi­el­len Dis­tri­bu­ti­on ist, dass die monat­li­chen Android-Sicher­heits­patches zeit­nah zum Update bereit­ste­hen. Somit kön­nen auch älte­re Smart­phones, die vom Her­stel­ler nicht mehr upge­da­tet wer­den pro­fi­tie­ren; oft­mals sogar von einer neue­ren Android-Version.

Obschon es an der ein oder ande­ren Stel­le viel­leicht noch hakt, kann ich jetzt schon fest­stel­len: Mein Smart­phone ist der­zeit nicht nur Goog­le – und Anbie­ter­frei (Sam­sung und Co. sau­gen selbst­ver­ständ­lich auch noch ein­mal reich­lich Daten), das Akku hält auf­grund der noch weni­gen zuge­las­se­nen Ver­bin­dun­gen auch län­ger und das Smart­phone ist schnel­ler geworden.

Für Tech­nik­be­geis­ter­te lohnt der Blick auf Mike Kuketz Blog auf jeden Fall – viel­leicht ist die doch rela­tiv radi­ka­le Lösung vom Han­dy ohne Goog­le inter­es­sant genug, sie auszuprobieren.

Linux erkennt das Smartphone nicht

Es kann schon mal pas­sie­ren, dass das Smart­phone am USB-Port von Linux nicht erkannt wird. In den aller­meis­ten Fäl­len fehlt ganz ein­fach das Medi­en Trans­port Pro­to­koll (MTP. In dem Fall ein­fach am Terminal 

sudo apt-get install mtpfs und für wei­te­re Tools 

sudo apt-get install mtp-tools

ein­ge­ben. PC neu star­ten, Han­dy am USB Port ein­ste­cken und im Menü auf Medi­en­über­tra­gung stellen.

Zielgerichtete Manipulation

Am nächs­ten Sonn­tag wird aller Vor­aus­sicht nach eine Par­tei in den Bun­des­tag gewählt, die eine poli­tisch rechts­extre­me Rich­tung ein­schla­gen hat.

Mit ihren Spit­zen­kan­di­da­ten Alex­an­der Gau­land und Ali­ce Wei­del ste­hen der AFD zwei Funk­tio­nä­re vor, die sich ein Welt­bild kon­stru­iert haben, das geprägt ist von aggres­si­vem Natio­na­lis­mus, extre­mer Frem­den­feind­lich­keit und einer stän­di­gen Dif­fa­mie­rung der demo­kra­ti­schen Insti­tu­tio­nen und ihrer Repräsentanten.

Zudem ist die Par­tei, bzw. ihre Funk­tio­nä­re höchst mani­pu­la­tiv. Sie ver­ste­hen es, Tei­le der Öffent­lich­keit zu beein­flus­sen, indem sie den Zeit­geist auf­neh­men, ihn poten­ziert und sozu­sa­gen als Ver­stär­ker und Sprach­rohr ver­meint­li­cher Sor­gen und Nöte der Bevöl­ke­rung eine Platt­form gibt.

Dabei rüt­telt die AFD an den Urängs­ten der Bevöl­ke­rung und ver­knüpft die­se sehr geschickt mit viel­leicht schon vor­han­de­nen eige­nen Vorurteilen.

Der Effekt: Nach­rich­ten müs­sen laut und schrill genug eige­ne Vor­ein­ge­nom­men­heit bestä­ti­gen, die Kern­the­se einer Infor­ma­ti­on nur oft genug wie­der­holt wer­den, um die Behaup­tun­gen und Des­in­for­ma­ti­on als wahr erschei­nen zu las­sen. Fake-News bekom­men einen über­höh­ten Stellenwert.

Geschickt ein­ge­setzt führt Pro­pa­gan­da oft zum Ziel. Weil Unwahr­hei­ten durch geschick­te Inter­ak­ti­on glaub­haft klin­gen, wird der Wahr­heits­ge­halt einer Infor­ma­ti­on nicht mehr hin­ter­fragt: Wenn vie­le etwas behaup­ten, muss es ja rich­tig sein.

Eine even­tu­el­le Rich­tig­stel­lung von Aus­sa­gen blei­ben unbe­ach­tet – oder je nach Fort­schritt der Indok­tri­na­ti­on – bereits als geziel­ter Pro­pa­gan­da­ver­such der Gegen­sei­te abgetan.

Die höchs­te Stu­fe der Beein­flus­sung ist die kri­tik­freie Annah­me. Auf der Stu­fe sind Men­schen selbst Sach­ar­gu­men­ten nicht mehr zugäng­lich. Ratio­na­les Den­ken schlicht­weg unmöglich.

Dabei ist der im Pro­gramm der AFD fest­ge­leg­te Punkt der Volks­ab­stim­mung die Kunst eines mani­pu­la­ti­ven Ver­suchs, ein demo­kra­ti­sches Sys­tem abzu­schaf­fen. Auf den ers­ten Blick erscheint das Man­tra der Befür­wor­tung für Volks­ab­stim­mun­gen dem Zeit­geist zu ent­spre­chen und ein ech­ter demo­kra­ti­scher Ansatz für eine Regie­rung zu sein.

Dass dem nicht so ist, konn­ten die Bri­ten im letz­ten Jahr an der Volks­ab­stim­mung zum Brexit sehen. In einer direk­ten Demo­kra­tie stimmt das Volk über Sach­fra­gen ab, die bei fal­scher Ent­schei­dung weit­rei­chen­de und nicht abseh­ba­re Fol­gen haben, weil das Exper­ten­wis­sen zu den Sach­the­men fehlt.

Das heißt: Wich­ti­ge Ent­schei­dun­gen wer­den bei Volks­ab­stim­mun­gen nicht mehr durch fun­dier­tes Wis­sen, son­dern durch die jewei­li­ge Gefühls­la­ge ent­schie­den. Wer die Mani­pu­la­ti­on so gut beherrscht wie die ADF, ist somit klar im Vor­teil und kann eige­ne Inter­es­sen durch geziel­te Beein­flus­sung durch­set­zen und gleich­zei­tig auf Vol­kes Wil­len verweisen.

Das ist im Grund­satz für sich bereits eine gefähr­li­che Ent­wick­lung, noch gefähr­li­cher wird die Art der Regie­rungs­füh­rung, wenn man sich die Ideo­lo­gie von Rechts­extre­men ver­ge­gen­wär­tigt. Das Grund­ver­ständ­nis von Neonazismus
mit all den Aus­prä­gun­gen ist es, den Natio­nal­staat durch eine auto­ri­tär geführ­te Volks­ge­mein­schaft zu ersetzen.

Davon distan­zie­ren sich die Spit­zen­funk­tio­nä­re auch nicht. Im Gegen­teil, durch die geziel­te Ver­wen­dung rechts­ra­di­ka­ler Rhe­to­rik wird die poli­ti­sche Agen­da klar und in kei­ner Wei­se von den Ver­ant­wort­li­chen dementiert.

Neben den mani­pu­lier­ten Wäh­lern gibt es frei­lich auch sol­che, die dem rechts­extre­mis­ti­schem Gedan­ken­gut eini­ges abge­win­nen kön­nen und man muss anneh­men, dass das nicht nur Funk­tio­nä­re der AFD sind.

Wie stark unse­re Demo­kra­tie und unser Selbst­ver­ständ­nis für ein frei­es und libe­ra­les Land ist, wer­den wir sehen, wenn in Zukunft eine Ideol­gie im Bun­des­tag ver­tre­ten sein wird, die eine gleich­be­rech­tig­te Exis­tenz von ver­schie­de­nen Lebens­ein­stel­lun­gen, Welt­an­schau­un­gen und Lebens­sti­len in einer Gesell­schaft ablehnt und die ein auto­ri­tär gepräg­tes Gesell­schafts­ver­ständ­nis prägt.

Daran haben wir gar nicht gedacht

“Um sicher zu sein, muss man alles wissen”
*Erich Miel­ke, Minis­ter für Staats­si­cher­heit der ehe­ma­li­gen DDR

Aus­riss aus dem Roman “1984” von Geor­ge Orwell

Zuge­ge­ben – das Buch scheint trotz aller Gemein­sam­kei­ten mit den heu­ti­gen Mit­teln ziem­lich weit her­ge­holt. Aber die Gleich­gül­tig­keit oder gar Zustim­mung zu einer Über­wa­chung mit Gesichts­er­ken­nung, wie sie der Bun­des­in­nen­mi­nis­ter Tho­mas de Mai­zie­re plant und wie sie der­zeit in Ber­lin als Ver­such statt­fin­det lässt doch eini­ges an Nach­fra­gen zu.

Die Gesichts­er­ken­nungs­soft­ware wird funk­tio­nie­ren, dar­an gibt es nichts zu tes­ten; viel wich­ti­ger dürf­te die Fra­ge der Wirk­sam­keit sein, es sei denn, nach dem Test­lauf folgt eine flä­chen­de­cken­de und heim­li­che Überwachung.

Kein Ter­ro­rist wird sich durch Über­wa­chung davon abhal­ten las­sen, einen Anschlag zu bege­hen. Radi­kal­ex­tre­mis­ten, die ihren eige­nen Tod in Kauf neh­men, dürf­te ziem­lich egal sein, ob sie vor­her gefilmt wer­den. Ver­bre­cher, die wis­sen, wo sie über­wacht wer­den, wer­den ganz schnell Mit­tel und Wege fin­den, eben nicht in die digi­ta­le Fal­le zu tap­pen. Hut/Perücke und Son­nen­bril­le rei­chen, um der bio­me­tri­schen Ver­mes­sung und Iden­ti­fi­zie­rung zu entgehen.

Was heißt das nun in der Kon­se­quenz? Wenn der größt­mög­li­che Erfolg mit­tels Ein­satz von Video­ka­me­ras beschie­den sein soll, nichts ande­res als eine Video­über­wa­chung die nie­mand bemerkt.

Ich hab’ ja nix zu verbergen

Wer sagt uns denn, dass der ers­te Schritt nicht im End­ef­fekt in einer tota­len visu­el­len und akus­ti­schen Kom­plett-Über­wa­chung aller Deut­schen endet? Allein die Annah­me über­wacht zu wer­den, reicht dann aus, um Wider­stand zu eli­mi­nie­ren. Das Sicher­heits­ar­gu­ment ver­kehr­te sich ins Gegenteil.

Dann könn­te der Schre­ckens­ro­man von Geor­ge Orwell Wirk­lich­keit wer­den. Denn wer will dar­auf wet­ten, dass jede zukünf­ti­ge Regie­rung mit einer Mas­sen­über­wa­chung so ehr­ba­re Absich­ten hat, wie die heutige?

Im dys­to­pi­schen Kon­text gespro­chen; ist die Mög­lich­kei­ten einer flä­chen­de­cken­den Über­wa­chung erst gege­ben, dürf­te es einer Regie­rung, die den poli­ti­schen Extre­mis­mus zum Ziel hat, ein Leich­tes sein, dank der Werk­zeu­ge die ihr zur Ver­fü­gung ste­hen, ihre Zie­le umzusetzen.

Die ehe­ma­li­ge DDR hat­te ihre Über­wa­chung der­art per­fek­tio­niert, dass es noch nicht ein­mal in der eige­nen Fami­lie und den eige­nen vier Wän­den Mut zum Wider­spruch gegen das Unrechts­sys­tem gege­ben hat.

Mehr Überwachung — mehr Sicherheit ?

Der Anschlag von Man­ches­ter zeigt ein­mal mehr, wie ver­wund­bar wir sind. Es wird nie­mand ernst­haft ver­ur­tei­len wol­len, wenn Ange­hö­ri­ge und Über­le­ben­de nach einem sol­chen Anschlag mehr Über­wa­chung for­dern. Aber – tun sie das überhaupt?

Wenn man sich die Abfol­ge der Anschlä­ge in Euro­pa anschaut, ist es zumeist die Poli­tik, die ein­her­ge­hend mit die­sen Greul­ta­ten mehr Über­wa­chung for­dert. Ins­be­son­de­re der deut­sche Bun­des­in­nen­mi­nis­ter begehrt regel­mä­ßig eine Aus­wei­tung der Überwachung.

Man kann der per­sön­li­chen Mei­nung sein, ein rechts­treu­es und unspek­ta­ku­lä­res Leben und die Aus­sa­ge: „Ich habe nichts zu ver­ber­gen“, wären Begrün­dung genug, einer Erwei­te­rung von Über­wa­chungs­maß­nah­men, auch des pri­va­ten Bereichs, zu zustim­men. Ich hal­te das für gefähr­lich. Mal abge­se­hen davon, dass z.b. ein Selbst­mord­at­ten­tat mit­tels Spreng­stoff­gür­tel durch eine erwei­ter­te Video­über­wa­chung aller Vor­aus­sicht nach nicht ver­hin­dert wer­den wür­de, gibt der Bür­ger mit sei­ner Zustim­mung zu mehr Über­wa­chung durch den Staat nicht nur einen Teil sei­ner Frei­heit auf, son­dern er ändert — oft­mals unbe­wusst — auch das per­sön­li­che Verhalten.

Das Wis­sen der Über­wa­chung löst eine Ver­hal­tens­än­de­rung aus. Der Mensch steht zuneh­mend unter Beob­ach­tungs­druck, selbst wenn er nicht über­wacht wird. Die Wis­sen­schaft spricht von einem Chil­ling Effect: Im vor­aus­ei­len­den Gehor­sam auf­grund einer ech­ten oder auch nur ver­meint­li­chen Über­wa­chung beschrän­ken und zen­sie­ren sich die Men­schen selbst, um Kon­flik­te zu vermeiden.

Die­se Ver­hal­tens­än­de­rung könn­te eine Eigen­be­schrän­kung bspw. der Grund­rech­te zur Fol­ge haben; Aus­druck einer wirk­li­chen Demo­kra­tie. Ange­fan­gen von der durch Über­wa­chungs­druck erzeug­ten frei­wil­li­gen Beschrän­kung der Aus­übung von Ver­samm­lungs­recht und der frei­en Mei­nungs­äu­ße­rung, bis zur Ein­schrän­kung der Infor­ma­ti­ons­be­schaf­fung. Nach einer Stu­die der Uni­ver­si­tät Toron­to war die­se Ver­hal­tens­än­de­rung bereits nach den Ent­hül­lun­gen des US-ame­ri­ka­ni­schen Whist­le­b­lower und ehe­ma­li­ger CIA-Mit­ar­bei­ter Edward Snow­den nachzuweisen.

Nach­dem sie durch die Snow­den-Ent­hül­lun­gen von Inter­net-Über­wa­chungs­pro­gram­men erfah­ren haben, trau­ten sich Inter­net­nut­zer weni­ger, nach bri­san­ten Infor­ma­tio­nen im Netz zu suchen. Nach die­ser Stu­die lei­den dar­un­ter ins­be­son­de­re die poli­ti­sche Wil­lens­bil­dung und öffent­li­che Dis­kus­si­on, Grund­zü­ge einer Demo­kra­tie also.

Ter­ror ist genau dar­auf aus­ge­legt. Ter­ro­ris­ten geht es nicht so sehr dar­um, Men­schen zu töten, viel­mehr ist das Ziel von Ter­ro­ris­ten immer auch eine Ver­än­de­rung der jewei­li­gen Staatsform.

Durch Aus­wei­tung von Über­wa­chung könn­te am Ende der Kau­sal­ket­te nicht nur die Frei­heit, son­dern auch die Sicher­heit eines demo­kra­ti­schen Staa­tes auf dem Spiel ste­hen, wie es einer der Grün­dungs­vä­ter der USA in einem Zitat zusammenfasste:

"Wer bereit ist, Freiheit zu opfern, um Sicherheit zu gewinnen, verdient weder das eine noch das andere, und wird am Ende beides verlieren." [Ben­ja­min Franklin]

Die Leiden des Innenministers

Bun­des­in­nen­mi­nis­ter Tho­mas de Mai­ziè­re regt auf der Inter­net­sei­te des Bun­des­in­nen­mi­nis­te­ri­ums die Debat­te um eine Leit­kul­tur der Deut­schen an.

Wenn man die The­sen liest, könn­te man durch­aus den Ver­gleich mit dem Groß­va­ter zie­hen, der sei­ne ver­staub­te Ansicht auch immer zum All­ge­mein­gut erklärt haben woll­te. Das was uns sei­ner Ansicht nach aus­macht und zusam­men­hält ist viel­leicht in den anti­quier­ten Vor­stel­lun­gen eines de Mai­ziè­res zu Hau­se, ganz sicher gel­ten sei­ne The­sen aber nicht für alle Mitbürger.

Ent­ge­gen der Mei­nung des Innen­mi­nis­ters, ist es für vie­le Deut­sche wich­ti­ger, in einem tole­ran­ten, offe­nen und libe­ra­len Land zu leben; fern patrio­ti­scher Musi­kan­ten­stadl, die der Innen­mi­nis­ter in sei­nem Pam­phlet der Bevöl­ke­rung als Kul­tur­gut andich­ten möchte.

Sicher, es gibt mehr als schwarz und weiß und Tole­ranz gilt selbst­ver­ständ­lich auch den Freun­den von Volks­fes­ten und Kar­ne­vals­ver­an­stal­tun­gen. Und auch die dür­fen, wie der Innen­mi­nis­ter, offen dazu ste­hen, Lebens­wei­sen ande­rer Men­schen nicht gel­ten las­sen zu wol­len. (“Wir sind nicht Bur­ka”, was auch immer das heißt.)

Das alles ist aber auch nur mög­lich, weil ein Groß­teil der Bevöl­ke­rung sich über die frei­heit­li­chen Wer­te unse­res Lan­des defi­niert und nicht über die teil­wei­se anti­quier­ten Ansich­ten ihres Innenministers.

Der Bun­des­bür­ger wird sich nicht vor­schrei­ben las­sen, nach wel­cher Leit­kul­tur zu leben oder zu den­ken ist. Wir sind nicht Humpt­ata! Jeden­falls nicht alle. Aber wer sei­ne Kul­tur aus wel­chen Grün­den auch immer über „Kar­ne­val, Volks­fes­te und die hei­mat­li­che Ver­wur­ze­lung, [..]“ defi­niert, darf das ger­ne tun, nur muss dem Rest der Bevöl­ke­rung eine ande­re Art des Leit­bil­des zuge­stan­den werden.

Respek­tie­ren muss man in einem frei­en Land selbst­ver­ständ­lich auch einen Innen­mi­nis­ter, der sei­ne mit seriö­sem Anstrich ver­se­he­ne, teil­wei­se ana­chro­nis­tisch anmu­ten­de Welt­an­schau­ung inmit­ten des Wahl­kampfs platziert.