Das jüngste Netzkind überrascht mit profunden Kenntnissen in Verhaltensbiologie. Jüngst bei uns zu Besuch meldet das Kind Hunger an. Hunger heißt in dem Fall meist ein Brot mit Salami, die ich natürlich nach einem dezenten Hinweis meiner Großnichte da habe. Unmissverständlich machte sie mir damals klar, dass etwaige Besuche von ihr vom Salamivorrat in unserem Kühlschrank abhingen.
Seitdem bemühe ich mich, den begehrten Wurstaufschnitt als Brotbelag zu bevorraten.
Nach Erteilung genauer Anweisung, nämlich der exakten Schichtdicke der Butter und des aufgrund fehlender Schneidezähne unbedingt einzuhaltenden Formschnitt des Brotes, gab‘s das obligatorische Stück Salami vorab für das Netzkind und mich auf die Hand.
Nicht so ganz unbemerkt, wie ich erhofft hatte. Die Mutter des Netzkinds bemerkte leicht verärgert, dass ihre Erziehung durch solche Methoden ständig untergraben würden und ich es auch damit nicht besser mache, höchst selbst Salami ohne Brot zu verspeisen.
Das Netzkind verteidigt uns mit einem Augenzwinkern und erklärt kurzerhand die Wissenschaft der vergleichenden Verhaltensforschung zur Ursache des ungebührlichen Gebarens: »Das ist bei uns so, wir können nix dafür, wir sind ja auch schließlich verwandt.«