Gespräch an der Tankstelle

A: “Gut, dass es hier drin­nen kli­ma­ti­siert ist, ist ja uner­träg­lich heu­te. Wenn das mit dem Kli­ma­wan­del und den Som­mern so wei­ter­geht, haben wir in Deutsch­land lang­sam ein Problem.”

B: “Sind Sie etwa auch so ein Kli­ma­spin­ner? Ich will Ihnen mal etwas sagen, es ist ein­fach ein wun­der­schö­ner, lan­ger Som­mer, nicht mehr.”

Just in die­sem Augen­blick ertönt aus dem Radio die Wet­ter­vor­her­sa­ge: Heu­te ist es mit 28 Grad recht ange­nehm. Die Hit­ze­wel­le kehrt aller­dings in der nächs­ten Woche zurück und erreicht an eini­gen Orten bis zu 38 Grad. Gehen Sie nicht in der hei­ßes­ten Zeit nach draußen.

A: “Schö­ner war­mer Som­mer, nicht wahr?”

Das Messer

Wer mit dem Flug­zeug an den bevor­zug­ten Urlaubs­ort fliegt, weiß, dass die Kon­trol­len und Sicher­heits­be­stim­mun­gen seit ein paar Jah­ren erheb­lich ver­schärft wor­den sind. Ms. L und mir war das bekannt und so haben wir bei­de am Abend vor dem Abflug sämt­li­che Taschen umge­krem­pelt, um etwa­ige Ver­stö­ße beim Sicher­heits­check am Flug­platz zu vermeiden.

Feu­er­zeu­ge, Streich­höl­zer, Par­füm­fla­schen mit Inhalt sind ver­bo­ten. Natür­lich auch Waf­fen jeg­li­cher Art, dazu zäh­len auch Taschen­mes­ser. Rei­nen Gewis­sens über­ge­ben wir uns und unser Gepäck am Flug­ha­fen der Secu­ri­ty, die uns nach Ganz­kör­per­scan und noch­ma­li­gem Abtas­ten pas­sie­ren lässt. Alles in Ord­nung – fast jeden­falls. Am Ende des Trans­port­bands für das Bord­ge­päck ange­kom­men, sehe ich nach dem Ver­schwin­den des Ruck­sacks von Ms. L durch die Rönt­gen­schleu­se, hek­ti­sche Hand­be­we­gun­gen und das Zei­gen auf den Monitor.

Offen­sicht­lich stimm­te etwas mit unse­rem Gepäck nicht. Er müs­se den Ruck­sack durch­su­chen, der Scan­ner zei­ge einen läng­li­chen Gegen­stand an den er nicht zuord­nen kön­ne, teilt mir der Sicher­heits­mann mit. Ms. L und ich nicken zustim­mend. Nach eini­gem Suchen, noch­ma­li­gem Rönt­gen und wie­der­hol­tem Durch­su­chen des Ruck­sacks fin­det der Mann unter dem Boden ein Mes­ser aus alten Armee­be­stän­den, dass ich Ms. L sei­ner­zeit geschenkt hat­te. Die zeigt sich sogleich erfreut über den Fund des ver­meint­li­chen Ver­lus­tes. Das Sicher­heits­per­so­nal ist weni­ger erfreut und teilt Ms. L und mir mit, dass der Tat­be­stand des Schmug­gelns von Mes­sern, gera­de die­ses Mes­sers, ein Fall für die Bun­des­po­li­zei wäre, denen man den Fall jetzt über­ge­ben müs­se. Ms. L ist ins­be­son­de­re empört, sich als Fall am Flug­platz bezeich­nen las­sen zu müssen.

Lei­der haben die Bun­des­po­li­zis­ten an einem Flug­ha­fen wenig Ver­ständ­nis für ein ver­leg­tes Mes­ser. Mir wird auf­ge­tra­gen am Tat­ort zu war­ten, wäh­rend Ms. L zur Pro­to­koll­auf­nah­me gebe­ten wird. Mei­ne Bemer­kung über feh­len­de Hand­schel­len bei Rück­kehr, kon­tert Ms. L mit einem Blick, den man auch ohne Mes­ser als ein­schnei­dend bezeich­nen könnte.

Brauchtumspflege

Das Schüt­zen­fest ist für den Sau­er­län­der das, was für den Köl­ner der Kar­ne­val ist. Bei­des ist unaus­weich­lich, es sei denn man füh­re an den hei­ligs­ten Tagen min­des­tens vier­zehn Tage in den Urlaub oder stirbt. Wobei, im Sau­er­land ist auch beim Tod die Schüt­zen­bru­der­schaft dabei und wenn’s die Pie­tät bei­spiels­wei­se auf­grund des hohen Alters des Ver­stor­be­nen her­gibt, wird im Anschluss noch einer genommen.

Sehr zum Leid­we­sen von Ms. L ver­su­che ich mich regel­mä­ßig von der Brauch­tums­pfle­ge zurück­zu­zie­hen. Ms.L und das Netz­kind hin­ge­gen fei­ern das Schüt­zen­fest so, wie es sich für den Sau­er­län­der gehört. Von mor­gens bis nachts, ohne Rück­sicht auf die zuneh­men­de Alkoholisierung.

In die­sem Jahr kam hilf­reich hin­zu ein Sturz­re­gen, der unse­ren Kel­ler zu über­flu­ten droh­te. Grund genug, mei­ner Ver­pflich­tung nach­zu­ge­hen, auf Haus und Hof auf­zu­pas­sen und die Schüt­zen­fest­pflicht in der Prio­ri­tä­ten­lis­te unter­halb der Not­wen­dig­keit einer Was­ser­pumpak­ti­on im Kel­ler zu stellen.

Wenn aller­dings der Nach­bar Schüt­zen­kö­nig wer­den soll­te, hilft kei­ne Aus­re­de und kein Was­ser­ein­bruch mehr.

Ms. L über­rasch­te mich, mit hoch­ge­krem­pel­ten Hosen­bei­nen ste­hend im Gewäs­ser, einem Storch nicht unähn­lich und einer Pum­pe han­tie­rend, mit der Auf­for­de­rung mich an die Front zu begeben

Wider­stand ist in die­sem Fal­le zweck­los, es sei denn, man möch­te die Streit­kul­tur im Sau­er­land antesten.

Um nun den­noch rela­tiv unbe­scha­det Schüt­zen­fest zu über­ste­hen, gibt es aller­dings einen Trick:

Ein­fach das drei­ßigs­te Glas Bier ste­hen lassen.

Autokauf undemokratisch

Das Netz­kind wird mobil. Ein eige­nes Auto steht ins Haus. Das Netz­kind hat aller­dings die auto­mo­bi­len Gene vom Vater geerbt und so steht Hip-Fak­tor gegen Vernunft.

Mrs. L rät zu einem Kleinst­wa­gen, der Nach­wuchs lieb­äu­gelt mit einem Dodge Ram und ich ver­su­che, frei­lich eher den ver­nunft­s­be­zo­ge­nen Argu­men­ten Mrs. L fol­gend, einen bezahl­ba­ren Kom­pro­miss zu finden.

Im Netz fin­de ich einen Hin­weis auf ein Auto­haus, das gewünsch­tes KFZ zu über­ra­schen­dem Preis offe­riert; offen­sicht­lich ver­sucht das Auto­haus Väter auf der Suche nach Bezahl­ba­rem, Unbe­zahl­ba­res schmack­haft zu machen.

Jeden­falls zeigt das Ein­gangs­vi­deo auf der Sei­te herr­lich unzeit­ge­mäß, einen Whis­ky trin­ken­den Ver­käu­fer an der Bar phi­lo­so­phie­rend in einer Auto­land­schaft in Glas, Holz und Lederambiente.

Mrs. L ent­schei­det kur­zer­hand und völ­lig unde­mo­kra­tisch, das Auto­haus von der Lis­te mög­li­cher Ein­kaufs­be­mü­hun­gen zu streichen.

Die im Video auf­tau­chen­de früh­lings­haft beklei­de­te Dame und der hub­raum­star­ke Pick-up hät­ten zu viel Ver­füh­rungs­po­ten­zi­al. Ers­te­re für mich — letz­te­res für’s Netzkind.

Gruß von Sturmtief Burglind


Wenn ein Mann bäuch­lings auf dem Dach eines Ein­fa­mi­li­en­hau­ses liegt und sich nicht rührt, liegt die Ver­mu­tung nahe, er sei aus dem Flug­zeug gestürzt, gera­de­wegs auf eben die­ses soli­de Dach. Wenn dem nicht so ist, kann es natür­lich auch sein, dass der Mann forsch die Lei­ter zum Dach hoch­ge­klet­tert ist, um eben­da die Satel­li­ten­schüs­sel, die sich durch das Sturm­tief Burg­lind in Stel­lung um 45 Grad gedreht hat, ent­spre­chend in die TV und Radio kom­pa­ti­ble Rich­tung zu drehen.

Rauf auf das Dach ist selbst für Unge­üb­te kein gro­ßes Pro­blem, mit dem rich­ti­gen Schuh­werk ein­fach immer Rich­tung Dach­first. Das Pro­blem ergibt sich dann, wenn der­sel­be Weg, der rauf­ge­führt hat, in umge­kehr­ter Rich­tung wie­der run­ter füh­ren soll.
Ohne einen Halt bis zur Dach­kan­te, um dann mit Schwung eine Dre­hung auf die an der Dach­rin­ne ange­leg­ten Lei­ter Fuß zu fas­sen, ist rein phy­si­ka­lisch – zumin­dest nach mei­ner Berech­nung – unmöglich.
Was bleibt, ist ein durch die Klei­dung und die Ober­flä­chen­be­schaf­fen­heit der Dach­zie­gel lang­sa­mes und geziel­tes Her­ab­rut­schen – bäuch­lings und unter der Koor­di­na­ti­on von Mrs. L, die auf­mun­tert von unten rief, dass wir zur Not immer noch die Feu­er­wehr rufen könnten.

Oh Tannenbaum

So ein Weih­nachts­baum bekommt in der Vor­weih­nachts­zeit mehr Beach­tung als ihm als Gehölz zusteht. Mrs. L. erwar­tet zudem beim jähr­li­chen vor­weih­nacht­li­chen Tan­nen­baum­er­werb, Ein­satz­freu­de und ent­spre­chen­de Klei­dung. Ein­wän­de, die sich auf die beschränk­te Lebens­dau­er der Tan­ne bezie­hen (die drei Tage!) wer­den nicht akzep­tiert, weni­ger noch beach­tet. Um den Weih­nachts­frie­den nicht noch nach­hal­tig zu gefähr­den, wer­fe ich mich in die Out­door Beklei­dung und bewaff­ne mich mit Säge und Beil.

Braucht man nicht – der freund­li­che Tan­nen­baum­ver­käu­fer hat alles parat, was zum Erle­gen nötig ist. Für den letz­ten Ver­such des Hin­wei­ses, ein schma­ler Baum wür­de auf­grund der Har­mo­nie der Geo­me­trie viel bes­ser pas­sen, erhal­te ich eben­falls kei­ne Zustim­mung, im Gegenteil.

Das Augu­ren­lä­cheln des Tan­nen­baum­ver­käu­fers weist auf zahl­lo­se eben­falls ver­lo­re­ne Dis­kus­sio­nen inner­halb der Fami­lie hin, wenn auch mit Sicher­heit nicht in der Fra­ge des Tannenbaumkaufs.

Der Maulwurf

Zwei­fels­oh­ne hat der Maul­wurf, der gro­ße Tei­le des hei­mi­schen Rasens annek­tiert hat, erkannt, wel­che Fähig­kei­ten er besitzt. Ent­ge­gen des Gedichts von Heinz Erhard und den Erd­aus­hü­ben nach zu urtei­len scheint er sich jedoch eher aus — als einzugraben

Es ist ja nicht so, dass es mei­ner­seits kei­ne gro­ße Tole­ranz gegen­über eigent­lich wild leben­den Tie­ren gibt, die im Win­ter die Nähe der Men­schen suchen; die Mäu­se auf dem Dach­bo­den sind mein Zeuge.

Gast­freund­schaft soll­te aller­dings gene­rell nicht über­stra­pa­ziert wer­den. Eine all­zu hohe Beein­träch­ti­gung der per­sön­li­chen Frei­heit näm­lich, geht mei­ner­seits ein­her mit rigo­ro­sem Feld­zug gegen den Okkupanten.

Maul­wür­fe fal­len mei­nes Erach­tens nicht unter das Kriegs­völ­ker­recht, wohl aber unter den Arten­schutz. Die Ver­mu­tung liegt also nahe, Maul­wür­fe im All­ge­mei­nen und mei­nen Maul­wurf im spe­zi­el­len durch psy­cho­lo­gi­sche Kriegs­füh­rung ver­trei­ben zu dür­fen. In mei­nem Fall als Sil­ves­ter­b­öl­ler, gezün­det in der unter­ir­di­schen Hei­mat des ansons­ten nütz­li­che Insektenfressers.

Allein – mei­nen Maul­wurf ficht das nicht an.

Mit unge­stü­mer Beharr­lich­keit wirft der Insek­ten­fres­ser Erde aus, die ich bereits ob der Men­ge zum Anle­gen neu­er Bee­te nut­zen konnte.

Ohne näher auf den nächs­ten Ver­such der Land­rück­füh­rung ein­ge­hen zu wol­len, sei an der Stel­le gesagt: Beim nächs­ten Mal wird eine grö­ße­re Men­ge hoch­ex­plo­si­ven Mate­ri­als eine ent­schei­den­de Rol­le spielen.

Renovierung

Bei Repa­ra­tu­ren bin ich kon­ser­va­tiv: Ein Hand­wer­ker kommt mir nicht ins Haus, zumin­dest solan­ge nicht, wie es die Mög­lich­kei­ten und mei­ne gut aus­ge­stat­te Heim­werk­erwerk­statt es her­ge­ben, selbst Hand an zu legen.

Einen Hand­wer­ker ins Haus holen, ist eine Demü­ti­gung. Zu mei­nem Ehr­geiz, alles sel­ber machen zu wol­len, kommt noch der Spaß am Hand­wer­ken, Schrau­ben und Repa­rie­ren. Beim Repa­rie­ren bleibt zwar immer etwas übrig, funk­tio­nie­ren tun die Din­ge aber meist tadellos.

Im Moment sind mei­ne Fähig­kei­ten als Flie­sen­le­ger gefragt, Mrs. L möch­te die Flie­sen aus­su­chen. Nach eini­gen Dis­kus­sio­nen mit dem Ver­käu­fer dann die tak­tisch unklu­ge Fra­ge von Mrs. L, ob man eine guten Flie­sen­le­ger wis­se, der die erwor­be­nen Flie­sen ver­le­gen könne.

Das schlug dem Fass den Boden aus und ich bemerk­te gegen­über dem Ver­käu­fer sehr her­ab­las­send, dass das nicht nötig sei: Flie­sen­le­gen sei eines mei­ner leich­tes­ten Übun­gen. Mrs. L warf mir einen vor­wurfs­vol­len Blick zu, der mich dar­an erin­nern soll­te, was der Elek­tri­ker, den Mrs. L gegen mas­si­ven Wider­stand mei­ner­seits ins Haus geschleppt hat­te, sei­ner­zeit anmerk­te. Er habe, hub der Elek­tro­fach­mann an, bereits viel gese­hen, aber das bei einer der­ar­ti­gen Ver­le­gung zahl­rei­cher Steck­do­sen der Strom nicht aus dem Was­ser­hahn käme, wäre wohl nur glück­li­chen Zufäl­len zu verdanken.

Flie­sen sind kein Strom und natür­lich bin ich gewillt, sie selbst zu ver­le­gen. Der letz­te Ver­such mich umzu­stim­men, betraf die Riem­chen, die sel­ber aus den Flie­sen zu schnei­den sei­en. Dies sei, so Mrs. L selbst für Män­nern mit mei­nem hand­werk­li­chen Geschick nicht so einfach.

Guter Ver­such, aber Flie­se bleibt Flie­se, auch wenn sie Riem­chen heißt. Und über­haupt – soll­te ich vor etwas kapi­tu­lie­ren, das im Sprach­ge­brauch nichts ande­res als die Ver­nied­li­chungs­form einer Teil­flie­se ist? 

Schützenfest

Das Netz­kind ver­sucht ihre Cou­si­ne via whats­app zum Schüt­zen­fest­früh­schop­pen zu animieren.

Netzkind: Möchte jemand morgen mit zum Frühschoppen?

Cousine: Wieso frühschoppen? Ist doch Schützenfest, da gibt's doch gar nichts zu kaufen

Netzkind: Frühschoppen heißt morgens Bier trinken

Cousine: Ach so, der Ausdruck war mir fremd