Zwischen all dem Müll, den das deutsche Fernsehen so liefert, ist doch die eine oder andere Perle dabei, die es sich lohnt anzuschauen. Allerdings wird es zunehmend schwieriger, gute Filme auch zu finden. Da heißt es dann: Zappen und zum Schluß doch wieder bei einem der x-ten Wiederholungen des Tatorts hängen zu bleiben, oder bei tittelbach.tv nach zu schauen. Der Journalist Rainer Tittelbach schreibt Rezensionen zu aktuellen Fernsehfilmen und Serien und erspart, wenn ich schon mal was sehen will, nervtötendes Gezappe.
True Grit
Das Genre Western wird immer wieder mal von Kritikern als etwas beschrieben, womit man sich als Regisseur möglichst nicht beschäftigen sollte, denn diese Art von Film wäre endgültig unter langen Staubmänteln begraben worden. Falsch, der Western lebt und das beweist das Remake von True Grit. 1969 in der Hauptrolle des Rooster Cogburn mit dem grandiosen John Wayne verfilmt, startete True Grit als Neuauflage in den Kinos. Jeff Brigdes spielt den heruntergekommen Marshall Cogburn, den die 14-jährige Mattie Ross (überzeugend gespielt von Hailee Steinfeld) überredet, den Mörder ihres Vaters zu suchen.
Texas Ranger LaBoeuf ist ebenso hinter Tom Chaney her, auf ihn ist ein hohes Kopfgeld ausgesetzt. Cogburn und der Ranger schließen sich zusammen und wollen die junge Mattie bei der Jagd nach Chaney abhängen, haben aber nicht mit der Zähigkeit und Klugheit des Mädchens gerechnet.
Nachdem der Marshall und der Texas Ranger die Suche schon aufgegeben haben, kommt es plötzlich zur Begegnung der jungen Mattie mit Tom Chaney, in dessen Verlauf das Mädchen den Mörder mit dem Armeerevolver des Vaters anschießt. Chaney und seinen Kumpanen gelingt es jedoch, Mattie zu entführen. Im großen Showdown zeigt sich, dass das ungleiche Trio den Halunken schließlich den Gar ausmachen kann. Ein hervorragender Western, der bildgewaltig mit Humor und Spannung daherkommt.
Gewünscht hätte man sich vielleicht noch die Filmmusik von Elmer Bernstein. Allerdings, wie bei allen Remakes, Vergleiche mit dem Original verbieten sich von selbst, dafür war die Rolle des versoffenen Marshalls Cogburn John Wayne zu sehr auf den Leib geschrieben.
Halloween
Tim Burtons Meisterwerk “Nightmare before christmas” ist nicht nur zu Halloween sehenswert. Übrigens, Burtons Website ist ebenso sehenswert.
Mittwochskino
„Im Dschungel“ Spielfilm ARD 06.10.2010 20.15 Uhr
So geht das also. Man lässt sich zum Betriebsrat wählen und liegt wenig später in den Armen einer marokkanischen Schönheit.
Vorarbeiter Frank Sperber (Ronald Zehrfeld) geht bei einer Betriebsbesichtigung den Vorstand der (fiktiven) Zor Werke ziemlich heftig an. Der stellv. Betriebsratsvorsitzende Henning Lohmann (genial gespielt von Heino Ferch) nimmt ihn daraufhin an die Seite und schlägt ihm vor, als Betriebsrat zu kandidieren. Sperber sieht sich als Betriebsrat sehr schnell einem Sumpf aus Korruption und Bestechung ausgesetzt, zu allem Überfluss verliebt er sich in die Vorstandsassistentin Marie Sandberg (Ina Weisse).
Lohmann macht sich Sperber gefügig, um mit dessen Hilfe den Betriebsratsvorsitzenden zu stürzen. Sperber muss später erfahren, dass der neue Betriebsratsvorsitzende eine Übernahme durch einen Investor plant, von dem er finanziell profitiert.
Der Film „im Dschungel“, der gestern in der ARD lief, ist laut WDR nicht angelehnt an die VW Affäre, in der sich ein Konzern seinen Betriebsrat mit Prostituierten und Lustreisen gefügig gemacht hat, Parallelen sind allerdings durchaus erkennbar.
Die Klischees sind zwar etwas dick aufgetragen, dennoch überzeugte der Wirtschaftskrimi durch Spannung und exzellente Schauspieler
Three Burials
„Würden Sie mir einen Gefallen tun und mich erschießen? Wissen Sie ich bin gläubig und möchte nicht in Ungnade fallen vor dem Herrn, wenn ich Selbstmord begehe.“
Eine von vielen skurrilen Begegnungen in dem grandiosen Film „Die drei Begräbnisse des Melquiades Estrada.“
Mike Norton (Barry Robert Pepper) ist als Grenzpolizist an die mexikanische Grenze versetzt worden. Der emotionslose Grenzer erschießt versehentlich den aus Mexiko illegal eingewanderten Mexikaner Melquiades Estrada, der sich in Texas ein bescheidenes Leben als Farmer aufgebaut hat. Norton kümmert der Tod Estradas nicht und er verscharrt den Mexikaner im Wüstensand. Den örtlichen Sheriff Belmont (gespielt von Country-Sänger Dwight David Yoakam) interessieren illegale Einwanderer herzlich wenig und so lässt er zwar Estrada exhumieren, legt den Fall aber schnell zu den Akten. Für ihn ist Estrada nur ein weiterer lästiger mexikanischer Einwanderer weniger. Die von Kojoten angefressene Leiche wird anonym in einem Armengrab beerdigt.
Estradas bester Freund, der Rancher Pete Perkins (Tommy Lee Jones, der auch Regie führte), wird von der Barbedienung Rachel über den wahren Mörder informiert. Perkins entführt den Grenzpolizisten Norton, lässt ihn die inzwischen mumifizierte Leiche des Mexikaners ausgraben und zwingt ihn den Toten nach Mexiko zu bringen, um ihn an seinem Heimatort ein drittes Mal zu begraben. Die beiden machen sich mit drei Pferden auf den beschwerlichen Weg durch Wüste und Berge. Auf dieser Reise kommt es zu einigen merkwürdigen Begegnungen, die den Grenzpolizisten Norton nicht nur wegen des dauernden Versuchs Perkins die Verwesung der Leiche seines Freundes z.b. mit Befüllung durch Frostschutzmittel aufzuhalten, an die Grenzen seiner physischen und psychischen Belastung führt.
Tommy Lee Jones beeindruckt als einsamer Cowboy in einem starken Film über Freundschaft, Ehre und Aufrichtigkeit.
Dieter Wedel – Gier
Ein charmanter, stets in weißem Anzug gekleideter Hochstapler und die betrogene Hamburger Schickeria im Dauerrausch. Angelehnt an die wahre Geschichte des Hochstaplers Jürgen Harksen, der Ende der 80er Jahre zahlreiche Geldanleger mittels Schneeballsystem betrogen hatte, lief gestern Abend die Erstausstrahlung des neuen Films „Gier“ von Dieter Wedel.
Dieter Glanz, gespielt von Ulrich Tukur, hat sich einen Namen als großer Finanzjongleur gemacht. Er verspricht Anlegern aberwitzige Renditen, die er auch anfangs aufgrund des inszenierten Schneeballsystems an einige Geschäftspartner auszahlen kann. Förmlich geblendet vom Versprechen der sorgenfreien Zukunft, geben ihm die Anleger gern ihr Geld, schließlich zählen Dieter Glanz’ Kunden zu den Auserwählten. Doch als sich die Auszahlung des versprochenen Gewinns verzögert, werden seine Geldgeber misstrauisch. Schnell zaubert Glanz einen Steuerbescheid aus dem Hut. Zu dem Zeitpunkt ist Glanz bereits nach Südafrika geflohen, wo er zeitweilig die Gemüter noch einmal mit rauschenden Festen beruhigt.
Ein wenig mehr Tiefgang und analytische Schärfe hätte der Gesellschaftskomödie gut getan. Das Wedel das kann, hat er nicht nur in der Komödie: „Wilder Westen inklusive“ oder beim großen Bellheim bewiesen. Offen blieb, warum sich die Betrogenen zu keiner Zeit Gedanken darüber machten, wie denn die wundersame Geldvermehrung funktioniert. Oder lassen sich reiche Geschäftsleute tatsächlich von Champus, Hummer und Nutten dermaßen korumpieren, dass ihr Verstand aussetzt? Das wird wohl das Geheimnis des echten Hochstapler Jürgen Harksen bleiben. Wedel indes distanziert sich nach Filmende mit dem schönen Satz:
Handlungen und Personen des Films sind rein fiktiv. Ähnlichkeiten mit lebenden oder toten Personen wären rein zufällig.
„Gier“ von Dieter Wedel am 20. und 21. Januar um 20.15 Uhr in der ARD.