Das Sauerland gegen Rechts


Es mag im Sau­er­land etwas län­ger dau­ern, bis wir rich­tig ärger­lich wer­den, aber wenn es soweit ist, dann rap­pelt es hier gewaltig.

Mit bis zu 3.500 Demons­tran­ten mach­te Neheim den Rechts­extre­mis­ten, Neo­na­zis und AfD-Sym­pa­thi­san­ten klar, dass sie auch im Sau­er­land nicht erwünscht sind. Die IG Metall, der Arbeit­ge­ber­ver­band, Kir­chen, Schüt­zen­ver­ei­ne und klei­ne­re pri­va­te Grup­pie­run­gen zeig­ten am Frei­tag­nach­mit­tag auf dem Markt­platz in Neheim Präsenz.

Die IG-Metall Arns­berg hat mir durch ihre Bevoll­mäch­tig­te Car­men Schwarz eine Red­ne­rin geschickt, die mit ihrer Stim­me ein­drucks­voll und laut­stark deut­lich gemacht hat, dass sie es hier wirk­lich ernst meinen.

Dr. Vol­ker Verch, Chef des Arbeit­ge­ber­ver­bands, hat­te die Wor­te von Car­men Schwarz für die Arbeit­ge­ber im Umfeld in sel­te­ner Ein­tracht mit der Gewerk­schaft unterstrichen.

Neheim setzt ein Zei­chen gegen Ras­sis­mus, Aus­län­der­hass, Anti­se­mi­tis­mus und die rech­te Ideo­lo­gie. Das Sau­er­land ist viel­fäl­tig und wider­stands­fä­hig gegen die neo­na­zis­ti­schen Ein­flüs­te­run­gen der AFD und rechts­ra­di­ka­ler Propaganda.

Das hat Neheim an die­sem Wochen­en­de ein­drucks­voll bewiesen.

Frieda Braun — Sprechpause

„Ist die Pres­se hier?“, „Hören Se, wenn se mor­gen berich­ten, las­sen se mich da raus.“ Frie­da Braun, die Kult-Sau­er­län­de­rin, selbst gebür­tig aus Win­ter­berg, war zu Gast in Rüt­hens Stadt­hal­le und ließ es mit ihrem Pro­gramm rich­tig kra­chen. „Sprech­pau­se“, so der Name, war dabei eben nicht programmatisch.

Frie­da Braun erzählt Geschich­ten aus dem Sau­er­land, ganz bana­le Din­ge, die aber durch die Mimik und den Erzähl­duk­tus so wit­zig wer­den, dass Karin Berken­kopf, ali­as Frie­da Braun den Saal zum Kochen brach­te. Ob nun zum Schwei­ge­se­mi­nar zur Ein­kehr und medi­ta­ti­ver Besin­nung, ein ero­ti­scher Abend mit Freun­din­nen oder all­täg­li­che Situa­tio­nen mit “es”- Mia.

Frie­da wuss­te ihr Publi­kum in den Bann zu zie­hen und das Publi­kum dank­te mit tosen­dem Applaus. Und wenn sie bei­spiels­wei­se die in den acht­zi­ger Jah­ren idio­ti­sche Erfin­dung der Milch in Schlauch­ver­pa­ckung auf‘s Korn nimmt, wuss­te der Zuschau­er gedank­lich: Genau so war’s, die Milch ent­leer­te sich ent­we­der schwall­ar­tig aus dem Schlauch oder fiel in einem Stück aus dem Plas­tik­be­häl­ter auf den Boden, wo der Schlauch zer­platz­te. Frie­da Braun schafft es schein­bar bana­le All­tags­si­tua­tio­nen wit­zig auf den Punkt zu brin­gen, ihre Mimik und Ges­tik ist dabei so gut, dass die Komik sich oft­mals noch vor der Erzäh­lung Bahn bricht.

Ein unter­halt­sa­mer Abend zum bes­se­ren Ver­ständ­nis des Sauerländer-Seelenlebens.

Jau käh

Der Sau­er­län­der ist ja für sei­ne spar­sa­me Kon­ver­sa­ti­on bekannt. Das zieht sich durch alle Gesell­schafts­schich­ten und Berufs­grup­pen und ist eines der Eigen­schaf­ten hier im Sau­er­land, die ich zu schät­zen weiß. Für Außen­ste­hen­de mag das manch­mal etwas befremd­lich, unhöf­lich oder mür­risch wir­ken, ist aber nicht so gemeint.

Vor allem aber – durch die Art der spar­sa­men Kom­mu­ni­ka­ti­on krie­gen wir hier im Sau­er­land eine Men­ge auf die Ket­te, was sonst durch unend­li­ches Pala­ver tot­ge­re­det wür­de. Ins­be­son­de­re im beruf­li­chen Umfeld hilft das mei­ner Mei­nung nach – übri­gens gegen jed­we­den Trend – unge­mein. Wenn wir reden, reden wir tach­l­ess. Bei­spiels­wei­se wür­de die Fra­ge beim Abend­essen, ob man satt ist oder viel­leicht noch eine Klei­nig­keit essen möch­te, abkürzt mit:“Willze nochen But­ta“. Zack feddich.

Nix pala­vern – ein­fa­che Fra­ge, ein­fa­che Ant­wort. Ein kor­rek­ter Satz­bau wird weder ver­langt, noch ist er not­wen­dig. Für das Beja­hen einer Fra­ge reicht: Jau, käh, Ver­nei­nung ent­spre­chend: nee.

Beim Besuch mei­nes Haut­arz­tes und chir­ur­gi­scher Ent­fer­nung eines Fibroms fie­len von der Begrü­ßung mal abge­se­hen: „Mor­jn“, gan­ze neun Wör­ter und ich war mit einem Pflas­ter auf der Backe entlassen.

„Ach­tung pikst“
„Jau“
„Geht?“
„Jau“
„Gut, feddich“
„Dan­ke“
„Tschüss“

Mehr ist ja auch nicht nötig, woll?

Bis das der TÜV uns scheidet

Die älte­re Dame zeig­te sich gegen­über dem TÜV-Prü­fer empört. Der 26 Jah­re alte Nis­san bekommt kei­ne TÜV-Pla­ket­te, mehr noch, der TÜV-Prü­fer begut­ach­te­te den Wagen als schrott­reif. Die älte­re Dame ist Mrs.L‑Senior und erzähl­te mir ent­rüs­tet am Tele­fon von der Bege­ben­heit beim TÜV.

„Das musst Du Dir mal vor­stel­len, das Auto habe ich doch gera­de mal 20 Jah­re und habe dafür eine Men­ge Geld bezahlt, für das Geld muss ein Auto doch min­des­tens 30 Jah­re lang hal­ten, oder?“

„Na ja, ein Wert­ver­lust von nicht mal 300 Euro im Jahr ist jetzt nicht so schlecht, ver­such­te ich einzulenken.“

„Paper­la­papp, mei­ne 30 Jah­re alte Mie­le Wasch­ma­schi­ne läuft auch noch und die hat nicht mal die Hälf­te von dem Auto gekos­tet“, bekam ich eine Lek­ti­on in Wirt­schaft­lich­keit von Produktionsgütern.

Dass eine Wasch­ma­schi­ne nicht mit einem Auto zu ver­glei­chen ist, woll­te sie nicht gel­ten lassen.

Letzt­end­lich sieg­te die erkenn­ba­re Wahr­neh­mung über den Idealismus.

„Ich brau­che also ein neu­es Auto,“ stell­te Mrs.L‑Senior fest, „bist Du mit behilf­lich, du kennst dich doch im Inter­net aus.“

„Ja klar“, ant­wor­te­te ich, „Was willst Du denn anlegen?“

„Na ja, so 2000 Euro wür­de ich schon bezah­len wol­len, aber dann muss es auch was Ver­nünf­ti­ges sein“, bekam ich zur Antwort.

„Für das Geld gibt’s ‘ne Mie­le Wasch­ma­schi­ne, aber die brauchst Du ja nicht.“

„Quatsch, ich will ja kein neu­es Auto, das muss reichen“.

Ein Hin­weis dar­auf, dass neue Autos heu­te so viel kos­ten, wie sei­ner­zeit gan­ze Häu­ser, erspar­te ich ihr und mir an der Stelle.

Da ich um die Hart­nä­ckig­keit von Mrs.L‑Senior in Bezug auf Ein­spar­nis­se aller Art wuss­te, ver­ab­schie­de­te ich mich mit dem Hin­weis: “Wenn Du bereit bist, eine rea­lis­ti­sche Sum­me zu inves­tie­ren, meld‘ dich.”

Ges­tern dann ein Anruf, sie hät­te ein Auto gefun­den, ob ich mal gucken könnte.

…… Fort­set­zung folgt 

Hundehaufenverwalter

Das Fähn­chen im Hun­de­kot soll ganz offen­sicht­lich den Unmut eines Mit­bür­gers über die Hin­ter­las­sen­schaf­ten eines (hof­fent­lich) ver­mu­te­ten Vier­bei­ners aus­zu­drü­cken und wirft doch zugleich eine Men­ge Fra­gen auf.

Neben man­geln­dem Inter­es­se oder Kennt­nis in Sachen Ortho­gra­fie las­sen Orga­ni­sa­ti­on und Pla­nung ent­we­der auf lücken­haf­te Impuls­kon­trol­le schlie­ßen — wobei die kor­rek­te Bas­tel­ar­beit dem eigent­lich wider­spricht — oder als zwei­te Vari­an­te das Gegen­teil, näm­lich die Ver­mu­tung auf einen sehr dis­zi­pli­nier­ten, gewis­sen­haf­ten Hin­weis­ge­bers, der im Zuge der Fäka­l­er­kun­dun­gen bereits ein Arse­nal an Fähn­chen vor­pro­du­ziert zu Hau­se ein­ge­la­gert hat, um im ent­schei­den­den Moment die selbst­ge­bas­tel­te Mei­nungs­be­kun­dung in der Hin­ter­las­sen­schaft zu drapieren.

Da der Aus­sa­ge auf dem Schild der Impe­ra­tiv fehlt, ist es indes schwer für den Mis­se­tä­ter, die not­wen­di­ge Kon­se­quenz zu zie­hen und das nicht nur, weil der direk­te Delin­quent ver­mut­lich nicht lesen kann.

Der Hal­ter des Hun­des könn­te sich mit der Aus­sa­ge, als Pott­sau abge­seg­net zu sein, gedank­lich anfreun­den und sei­ne Hand­lun­gen wei­ter fortsetzen.

Bes­ser wäre eine direk­te Hand­lungs­emp­feh­lung mit unter­schwel­li­ger Kri­tik: „Bit­te machen Sie die Hin­ter­las­sen­schaf­ten ihres Hun­des weg, das ist eine Saue­rei!“ etwa, oder der Hin­weis auf den Buß­geld­ka­ta­log des Lan­des NRW, der einen Hau­fen ver­dau­ten Hun­de­darm­in­halts mit bis zu 100 Euro Buß­geld sanktioniert.

Ver­mut­lich wür­de dann das Hin­weis­schild ob der dann not­wen­di­gen Grö­ße die Fäka­lie über­de­cken und das wäre ja auch SCHEI…

Süßes oder Saures

Für eini­ge war ja ges­tern Hal­lo­ween, ande­re fei­er­ten den Refor­ma­ti­ons­tag, wie­der ande­re wis­sen mit bei­den Begrif­fen nichts anzu­fan­gen. Mei­ne zehn­jäh­ri­ge Nich­te jeden­falls kennt nur Hal­lo­ween mit den Gebräu­chen des Gru­selns und des Ein­trei­bens von Süßig­kei­ten an Nach­bars Haustür.

Nimmt man übri­gens die Rat­schlä­ge des Bou­le­vard­blatts Focus ernst, sol­len Kin­der an die­sem Tag das Umher­zie­hen ver­bo­ten wer­den; das Blatt sieht in dem harm­lo­sen Sin­gen an der Kin­der an frem­den Haus­tü­ren eine Ver­ro­hung der Kids, da sie früh­zei­tig das Delikt des Erpres­sens ler­nen würden.
… wei­ter im Text

Schwarmintelligenz

Mrs. L miss­fällt die bis auf die Dach­rin­ne über­hän­gen­de Trau­er­wei­de vor unse­rer Haus­tür. Die Rodung des Baums konn­te ich bis­her damit ver­hin­dern, baum­schnitt­tech­nisch dem Gehölz Ein­halt gebo­ten zu haben. In die­sem Herbst aller­dings hat sich in Baum­nä­he unter dem Dach­first am Haus­ein­gang ein Schwarm Wes­pen ein­ge­nis­tet. Beim Ver­such in der Nähe des Wes­pen­vol­kes und deren Hei­mat, den Baum zu beschnei­den, geschwei­ge denn eine Lei­ter auf­zu­stel­len, wur­de ich sehr schnell Zeu­ge der cle­ve­ren Nestverteidigung.
… wei­ter im Text

Stausee Esmecke

Im Sau­er­land gibt es neben den gro­ßen Seen den ein oder ande­ren Stau­see wie den klei­nen Esme­cker Stau­see in Wen­holt­hau­sen. Hier ver­brach­ten wir in der wil­den Jugend­zeit zel­tend nicht weni­ge Wochen­en­den. Noch heu­te füh­ren uns sonn­täg­li­che Motor­rad­tou­ren manch­mal hier­her. An der Sta­ti­on am See, einem klei­nen Cafe oben am See, lässt sich gut Rast machen. Heut­zu­ta­ge aber eher bei Kuchen und Kaf­fee, statt bei Bier und Würstchen;-)

Sauerländer Kunstverständnis

Der Sau­er­län­der an sich ist ja etwas Ben­zin und Die­sel­af­fin. Das hängt ver­mut­lich damit zusam­men, dass man im Sau­er­land mit dem Geräusch eines Tre­cker Motors abends ins Bett geht und mor­gens auf­wacht. Das Gesamt­kunst­werk könn­te also als Remi­nis­zenz an eben­die­se ver­gäng­li­chen Die­sel und Ben­zin­mo­to­ren gedacht sein und wirft doch gleich­zei­tig Fra­gen auf.

Ich mei­ne, ich sel­ber ken­ne noch den Tank­wart im ölver­schmier­ten Blau­mann, der einem stets behilf­lich war, wenn der Opel Kadett mal wie­der nicht so woll­te, wie er sollte.
… wei­ter im Text