Der Kühlschrank

Pro­fes­sor Hans Wer­ner Sinn, einer der füh­ren­den neo­li­be­ra­len Wirt­schafts­wis­sen­schaft­ler und bekannt für schlich­te Rezep­te zur Lösung aktu­el­ler wirt­schafts­po­li­ti­scher und beschäf­ti­gungs­po­li­ti­scher Pro­ble­me, mel­det sich wie­der zu Wort. Der umtrie­bi­ge Pro­fes­sor und Prä­si­dent des Ifo-Insti­tuts wur­de in den letz­ten Jah­ren nicht müde zu behaup­ten, dass bspws. die Löh­ne nach unten ange­passt wer­den müss­ten, um inter­na­tio­nal kon­kur­renz­fä­hig zu sein. Die Rea­li­tät sieht etwas anders aus. Vie­le der Unter­neh­men, die in Bil­lig­lohn­län­dern inves­tier­ten, keh­ren nun im gro­ßen Stil auf­grund man­geln­der Qua­li­tät, unzu­rei­chen­der Infra­struk­tur – oder ein­fach höhe­rer Prei­se zurück nach Deutsch­land.
Auch nach die­ser Fehl­ein­schät­zung ver­schwin­det der Pro­fes­sor nicht ein­fach aus Scham in die Ren­te, son­dern behau­pe­tet wei­ter­hin Abenteuerliches:

“Mit etwas mehr Unge­rech­tig­keit lebt es sich bes­ser. Etwas mehr Ungleich­heit in der Ein­kom­mens­ver­tei­lung bewirkt auch für die weni­ger gut dabei Weg­kom­men­den letzt­lich einen höhe­ren Lebens­stan­dard, als wenn man ein ega­li­tä­res Sys­tem schafft, wo alle das Glei­che krie­gen und alle glei­cher­ma­ßen arm sind. Das haben wir doch im Sozia­lis­mus Ost­deutsch­lands pro­biert. Die Leu­te haben sich dar­über auf­ge­regt, dass Erich Hon­ecker einen Kühl­schrank hat­te — die aus­ge­leb­te Neid­prä­fe­renz ging so weit, dass eben kei­ner einen Kühl­schrank hatte.”


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