Die Taube

Seit zwei Tagen sitzt nun die­se Tau­be auf der Haus­trep­pe. Ziem­lich zahm und ziem­lich dumm, wenn ich das mal so sagen darf, sind wir doch im Besitz einer Kat­ze, die ins­be­son­de­re in die­ser Jah­res­zeit, hor­mon­ge­steu­ert ein gutes Dut­zend ihrer Spe­zi­es anzieht, die dann näch­tens im Gar­ten umher­schlei­chen. Ich weiß nicht, ob eine Tau­be den Gour­met­an­sprüch­gen eines Kat­zenen­tiers genügt, aber ich kann mir vor­stel­len, dass ein lie­bes­tol­ler Kater, der hor­mon­ge­steu­ert wie von Sin­nen im Gar­ten her­um­schleicht, eben nicht zu der Gat­tung zählt, die unbe­dingt einen Hang zu Mit­leid haben, schon gar nicht mit einem Federvieh.

Bis­her hat die Tau­be Glück gehabt, weil ich sie gegen Abend auf eine höher gele­ge­ne Über­da­chung gesetzt habe, die zwar auch nicht kat­zen­si­cher ist, aber wenn sich der Vogel ruhig ver­hält (was er wohl getan hat), ist die Chan­ce des Über­se­hen und damit Über­le­bens ziem­lich groß. Zumin­dest in der Nacht, denn tags­über sitzt die Tau­be, wie auf dem Prä­sen­tier­tel­ler, auf der Haus­trep­pe und ihr Über­le­ben sichert momen­tan nur das Som­mer­wet­ter. Das Fell­tier, das bei uns wohnt, ist näm­lich mit­nich­ten bereit, bei Tem­pe­ra­tu­ren um 30° auch nur einen Schritt nach drau­ßen zu machen. Die­se Kau­sa­li­tät sichert der Tau­be momen­tan ihr Über­le­ben. Wie lan­ge noch, weiß ich nicht abzuschätzen.