Langsam wird klar, dass der Krieg in der Ukraine nicht zu gewinnen ist. Wie sollte er auch. Aber es war offensichtlich für einige Politiker, Rüstungslobbyisten und anderen Eliten zu verlockend: David gegen Goliath, das Gute gegen das Böse. Die Kriegsformel ist denkbar einfach gestrickt. In der naiven Logik einiger Politiker, allen voran der Außenministerin Baerbock, Anton Hofreiter, Frau Strack-Zimmermann, Friedrich Merz und Norbert Röttgen ist das ganze recht simpel: Wir müssen nur genug Waffen liefern, dann ist der Krieg schnell vorbei. Die jüngste Geschichte Afghanistans lehrt etwas anders. In den neunziger Jahren rüsteten die Geheimdienste, allen voran der BND und die CIA, afghanische Kämpfer gegen die Sowjetunion mit Waffen aus. Die Folge war ein neun Jahre dauernder blutiger Krieg ohne Gewinner und führte in Folge zu Millionen von Flüchtlingen.
Die Kapitulation Russlands steht auf der Agenda der Kriegsbefürworter. Rückeroberung der Krim und des Ostens der Ukraine. Der kleine Mann gegen den russischen Bären. Das sind Geschichten für die Geschichtsbücher der Zukunft. Mit allen Mitteln will man Russland in die Knie zwingen. Die absurdeste Idee dabei: Wir liefern der Ukraine immer mehr Waffen, während alle Energielieferungen aus Russland beendet werden. Die Deutschen sollen gefälligts nicht kriegsmüde werden, soufflierte Außenministern Baerbock dazu.
Aber: Unser Wirtschaftswachstum leitet sich vornehmlich aus der billigen Energie Russlands ab. Ohne die Gasversorgung aus Russland wird unsere Wirtschaft auf Dauer nicht funktionieren. Wenn – wie von Habeck prognostiziert, das Gas im Winter knapp wird und entsprechend teuer, werden viele Industriebetriebe Insolvenz anmelden müssen.
Die Sanktionen gegen Russland funktionieren nicht nur nicht, sie werden von den Schwellenländern schlichtweg ignoriert. Insbesondere China ist Russland beigesprungen. Brasilien, Südafrika und andere Länder brechen mit den Westsanktionen. Im Gegenteil, Indien beispielsweise hat sein Geschäft darin entdeckt, russisches Öl zu kaufen und es den Deutschen teuer zu verkaufen.
Bevor die Bundesrepublik in eine Spirale aus Stagnation, Arbeitslosigkeit und weiter steigenden Preisen und damit in Armut für viele Bundesbürger verfällt, sollte jetzt die Zeit zum Reden und nicht zum Krieg führen sein.
Hi Peter,
dieses Drama um den Krieg geht mir auch ziemlich an die Nieren. Nicht nur, weil er verhältnismäßig nah ist, sondern auch weil wir nicht so tun sollten, als würde uns das nichts angehen — oder man auf Zeit spielt (unser Olaf mal wieder) um bloss den Herrn Putin nicht zu verärgern.
Natürlich gibt es zu diesem Thema 2 Ansichten. Zum einen das versprechen, dass es keine Nato-Osterweiterung geben wird und dass man Putin angelogen hat, weil es eben nun doch passiert. der Schweizer Daniele Ganser vertritt diese Theorie. Ja, das kann man tun. Aber der Wunsch in die NATO einzutreten ist ja Sache des Landes welches eintreten will. Die NATO zwingt ja niemanden zum Beitritt. Und wäre die Ukraine in der NATO gewesen, hätte Putin sicher nicht angegriffen.
Die Drohung mit der Armut finde ich eher plakativ — ja, die Strom und Gaspreise werden steigen und das nicht zu knapp. Bei den Preisen sehe ich aber schon wieder eine Entspannung. Mehl ist tatsächlich wieder erhältlich und kostet knapp 80 Cent pro Kilo statt 3 Euro. Speiseöl je Liter 1,79 € statt 4 € Ja, das ist zwar teurer als vorher, aber das stürzt mich nicht in Armut. Ich glaube auch nicht, dass eine neue Armut droht (wer vorher arm war wird es natürlich bleiben), sondern viele Institutionen dies wieder nutzen um ganz gezielt schwarz zu malen, damit man eigene Interessen in den Vordergrund bringen kann. Klagen auf hohem Niveau — kann man in Deutschland..
Ich sehe es im Gegensatz zu Dir genau anders herum: nur wenn schnellstens schwere Waffen geliefert werden, hat die Ukraine überhaupt eine Chance nicht komplett niedergemetzelt zu werden. Die aktuelle Taktik Russlands ist schlichweg Genozid: es wird einfach ALLES zerbombt, was auf dem Weg liegt. Und man glaubt (ohne es aber zu wissen), dass Putin aufhört, wenn er die Gebiete im Süden der Ukraine erobert hat und man dann wieder zu “Business as Usual” zurückkehren kann.
Machen wir uns nichts vor: dann hat die Ukraine keinen Seezugang mehr — Voraussetzung für die Verschiffung seines Weizens.
Ich finde es auch vermessen (aka zum fremdschämen), wenn in Talkshows überhaupt von deutschen Politikern oder “Experten” darüber diskutiert wird, dass die Ukraine die besetzen Gebiete abtreten soll, damit der Krieg endlich beendet ist.
Das ist fast so als würde unten auf der Straße jemand, der um Hilfe ruft niedergestochen und das einzige was man vom Balkon runterruft ist: “können Sie nicht mal aufhören so laut zu schreien — wir wollen hier in Ruhe frühstücken..”
Bleib gesund!
CU
P.
Hallo Peter,
Wie Du schon angemerkt hast: es gibt immer mehrere Meinungen. Und ja, es ist kompliziert. Propaganda von beiden Seiten, Interessen – auch an einer Kriegsweiterführung – von einigen. Politische sowie geopolitische Interessen, Interessen der Amerikaner, der Europäer und der Schwellenländer, all das macht die Sache nicht einfacher.
Ich bin nur davon überzeugt, dass Waffenlieferungen in Kriegsgebiete bei einem übermächtigen Feind das Leid der Zivilbevölkerung verlängern und nicht verkürzen. Die Ukraine kann diesen Krieg nicht gewinnen und neben der Hölle für die ukrainischen Zivilisten, werden wir in der Bundesrepublik im Winter bei steigenden Energiepreisen ganze Regionen in soziale Verwerfungen stürzen.
Wir sind hier im Sauerland die Region mit den meisten mittelständischen Metallunternehmen. Hier gibt’s keine Bahn oder Busverbindungen. Um an den Arbeitsplatz zu kommen, ist man auf das Auto angewiesen. Unsere Industrien sind auf Erdgas angewiesen.
Bei nochmal prognostizierter Kostensteigerung der Energie um ca. 25 Prozent, bleiben die Wohnungen kalt und die Fabriken leer.
Ich hoffe, ich habe unrecht…