Politik nach dem Sankt-Florian-Prinzip

Die Indus­trie in der Bun­des­re­pu­blik ist der Grund­stein des Wohl­stands in Deutsch­land und mit 7,5 Mil­lio­nen Arbeit­neh­mern und Arbeit­neh­me­rin­nen der größ­te und wich­tigs­te, aller­dings auch ener­gie­in­ten­si­ve Wirt­schafts­zweig. Mit der Dekar­bo­ni­sie­rung ist nun eine Abkehr der Ener­gie­ge­win­nung durch fos­si­le Brenn­stof­fe ein­ge­läu­tet, was zu einer enor­men Ver­teue­rung von Ener­gie führt. 

Die Indus­trie kann viel­leicht – zumin­dest in Tei­len – die gestie­ge­nen Ener­gie­kos­ten an die End­kun­den wei­ter­ge­ben, aller­dings auch nur solan­ge, wie es kei­ne oder kaum Sub­sti­tu­te in der Welt gibt, die an die Qua­li­tät deut­scher Erzeu­ger herankommt.

Das aller­dings dürf­te nur eine Fra­ge der Zeit sein und somit wird sich der Deindus­tria­li­sie­rungs­pro­zess fort­set­zen. Das ist nur auf­zu­hal­ten, wenn der Staat die Ener­gie­kos­ten mas­siv sub­ven­tio­niert, wie Wirt­schafts­mi­nis­ter Habeck bereits rich­tig erkannt hat.

Dage­gen wird Kri­tik laut. Die Wirt­schafts­wei­se Moni­ka Schnit­zer hält einen sub­ven­tio­nier­ten Strom­preis für hei­kel und befür­wor­tet die Ver­la­ge­rung von ener­gie­in­ten­si­ven Unter­neh­men ins Aus­land. Mal abge­se­hen davon, dass die gesam­te Indus­trie für die Pro­duk­ti­on viel Ener­gie benö­tigt und damit der Deindus­tria­li­sie­rungs­pro­zess für alle Indus­trie­zwei­ge beschleu­nigt wür­de, bedeu­tet das ja nichts ande­res, als dass die Mas­se der Indus­trie­pro­duk­te nach Mei­nung von Frau Schnit­zer dort gefer­tigt wer­den könn­ten, wo Ener­gie durch den Ein­satz fos­si­ler Brenn­stof­fe bil­lig ist.

Neben Chi­na inves­tie­ren vor allem Län­der wie Ban­gla­desch, Indi­en, Indo­ne­si­en, Laos, die Mon­go­lei, Paki­stan, die Tür­kei, Viet­nam und Zim­bab­we in Koh­le – und Atomkraft.

Wäh­rend also in Deutsch­land die Koh­len­di­oxid-Emis­sio­nen kon­ti­nu­ier­lich zurück­ge­hen und inzwi­schen weni­ger als 2 Pro­zent der glo­ba­len CO₂-Emis­sio­nen aus­ma­chen, inves­tie­ren ande­re Län­der mas­siv in die Ener­gie­ge­win­nung vor allem durch fos­si­le Brenn­stof­fe. Chi­na hält der­zeit bereits einen Anteil der glo­ba­len CO₂-Emis­sio­nen von 30 Prozent.

Dazu meint Frau Schnit­zer: “Wenn wir jetzt die Strom­prei­se nicht mas­siv sub­ven­tio­nie­ren, wird es einen Struk­tur­wan­del geben, ja – aber das ist an sich nicht schlecht. Wenn die beson­ders ener­gie­in­ten­si­ven Unter­neh­men ihre Pro­duk­ti­on ins Aus­land ver­la­ger­ten, wür­de das die Wert­schöp­fung in Deutsch­land nicht ent­schei­dend mindern.“ 

Frau Moni­ka Schnit­zer sitzt übri­gens im Sach­ver­stän­di­gen­rat zur Begut­ach­tung der gesamt­wirt­schaft­li­chen Ent­wick­lung und gehört zu den fünf Wirt­schafts­wei­sen, die die Bun­des­re­gie­rung in wirt­schaft­li­chen Fra­gen beraten.

Dem Kli­ma dürf­te mit die­ser Emp­feh­lung dabei am wenigs­tens gehol­fen sein. Und – von den ver­blei­ben­den vier Bran­chen: Auto­mo­bil, Maschi­nen­bau, che­mi­sche Indus­trie und Elek­tro-Indus­trie, signa­li­sier­ten die Auto­mo­bil­in­dus­trie und die Che­mie­in­dus­trie, bereits, ihre Pro­duk­ti­on ins Aus­land zu ver­la­gern. Chi­na arbei­tet mit aller Macht dar­an, die größ­te Wirt­schafts­macht der Welt zu wer­den, die rest­li­chen Län­der wol­len eben­falls teil­ha­ben an der Wert­schöp­fung. Wir müs­sen auf­pas­sen, nicht irgend­wann ver­län­ger­te Werk­bank für die­se Län­der zu werden.

Mit McDonald’s- und Dienst­leis­tungs­jobs jeden­falls lässt sich der erar­bei­te­te Wohl­stand in der Bun­des­re­pu­blik nicht halten.

2 Comments

  1. Hidi­ho..
    da sehe ich genau den Kern des Pro­blems: unter­hal­te ich mich mit Bekann­ten kommt ger­ne die “Vogel-Strauß-Tak­tik”, oder auch what­a­bou­tism — DIE DA sol­len erst mal CO2 ein­spa­ren, denn wir machen ja nur 2% des gesam­ten Welt CO2 Aus­sto­ßes aus. Ja, stimmt — aber nur, weil Chi­na den Dreck, der sonst hier pro­du­ziert wür­de, für uns (und ande­re Indus­trie­staa­ten) über­nimmt. Und auch wenn es nur 2% sind — wir ver­feh­len trotz­dem ins­ge­samt für Deutsch­land betrach­tet die Kli­ma­zie­le bei weitem.
    Aber sich ein­schrän­ken? Ehr­lich? Wenn ich sehe wie die Leu­te hier ihren Müll ent­sor­gen (da wer­den gro­ße Papp­kar­tons von einem Kubik­me­ter Kan­ten­län­ge unzer­schnit­ten oder platt­ge­tre­ten in den Papp-Con­tai­ner gewor­fen, so dass der schon eine hal­be Stun­de nach der Lee­rung wie­der fast voll ist, denn natür­lich ist der aus dicker Pape, die sich nicht ein­fach run­ter­drü­cken lässt), den sogar ins hier angren­zen­de Natur­schutz­ge­biet abkip­pen, dann braucht mir kei­ner erzäh­len, dass wir die Kli­ma­zie­le auch nur Ansatz­wei­se mal errei­chen wer­den, denn ein­schrän­ken ist ja eine Beschnei­dung des Per­sön­lich­keits­rechts. Wie es die FDP so schön sagt: “freie Fahrt für freie Bür­ger” und dazu passt dann das Wahl­pla­kat: “Kli­ma­schutz durch mehr Auto­bah­nen” — klingt irgend­wie unlo­gisch? Na und ob! Aber pole­mi­sche Paro­len müs­sen ja nicht logisch sein — immer­hin schafft die AfD damit 18%.
    Dazu sorgt dann auch schon die Hexen­jagd gegen die “Kli­ma-Ter­ro­ris­ten” — was für mich übri­gens ein Atten­tat auf die Demo­kra­tie ist — also nicht das, was die “letz­te Gene­ra­ti­on” macht, son­dern mit was für per­fi­den Mit­teln ver­sucht wird die einzuschüchtern.
    Wenn ich in alten Geschichts­bü­chern lese, dann hat­ten wir in Deutsch­land so was schon mal, dass sich die Staats­füh­rung über das Gesetz stell­te, will­kür­lich ein Feind­bild schür­te und damit auch noch straf­frei durch­kam — aller­dings nahm das nach Anfangs-Applaus ein böses Ende.
    Womit erwie­sen ist, dass die Lern­kur­ve des Homo Sapi­ens eine hori­zon­ta­le Linie ist — wäh­rend die einer KI einer expo­nen­ti­el­le Kur­ve gleicht. Wenn die KI irgend­wann merkt, dass die nur ein paar Men­schen braucht um die Brenn­stä­be in den Kern­re­ak­to­ren zu kon­trol­lie­ren, dann sind so knapp 8 Mil­lar­den CO2 ‑Erzeu­ger über Nacht über — viel­leicht soll­te man schon mal die “Terminator”-Filmreihe schau­en und etwas “Fall­out 4” zocken — könn­te nicht scha­den, wenn man vor­be­rei­tet ist..

    CU

    P.

  2. Hal­lo Peter,
    aber genau das ist ja das Argu­ment. Frau Schnit­zer befür­wor­tet die Ver­la­ge­rung der ener­gie­in­ten­si­ven Betrie­be ins Aus­land. Was heißt das denn? Wir sind sau­ber und was die ande­ren machen ist uns egal. Das Kli­ma hält sich aber nun­mal nicht an Gren­zen. Es geht mei­ner Mei­nung nach gar­nicht um die Sache, son­dern dar­um, dass die Bun­des­re­pu­blik gut da steht, sonst blie­ben sol­che Äuße­run­gen näm­lich nicht unwidersprochen.
    Die Kli­ma­ver­än­de­rung wer­den wir mit einer Abwan­de­rung unse­rer Indus­trie sicher nicht auf­hal­ten kön­nen, aller­dings wird es auch für zukünf­ti­ge Gene­ra­tio­nen ohne pro­du­zie­ren­des Gewer­be schwer wer­den. Ich glau­be nicht, dass wir alle mit Spe­ku­la­ti­on am Akti­en­markt unse­re Bröt­chen ver­die­nen können.

    Gruß aus dem Sauerland

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