Schmickler in Soest

© Ilo­na Klimek — Mit freund­li­cher Genehmigung
„Auf­hö­ren! Auf­hö­ren, Herr Becker!“. Beim Run­ning-Gag am Schluss der Sen­dung Mit­ter­nachts­spit­zen, weiß der Zuschau­er: Jetzt kommt Schmick­ler. Er ist einer der ganz weni­gen Kaba­ret­tis­ten, die in Tei­len des Pro­gramms der Fra­ge nach Lachen oder betrof­fe­nes Schwei­gen offen las­sen kann.

Am Don­ners­tag in Soest prä­sen­tier­te sich der Wort­akro­bat aller­dings fried­li­cher als sonst. Wenn Wil­fried Schmick­ler wort­ge­wal­tig zuschlägt, tut’s nor­mal weh. So natür­lich auch in Soest, aber etwas zah­mer, was der Ver­an­stal­tung kei­nen Abbruch tat, zumal in der ers­ten Rei­he, in der sich merk­li­che Erleich­te­rung breit mach­te, als klar war, dass Schmick­ler min­des­tens zu sei­nem Publi­kum freund­lich ist.

Ob Schmick­ler will oder nicht, er ist die mora­li­sche Instanz einer ansons­ten ziem­lich ver­kom­men Repu­blik. Er schafft das ohne Atti­tü­den, ohne erho­be­ne Zei­ge­fin­ger, weil er weder sich noch irgend­wen aus­nimmt. Er ist der kom­pro­miss­lo­se Mora­list mit der ehr­li­chen Haut.
„Das Letz­te“ heißt sein aktu­el­les Pro­gramm und war guter Grund, die voll­be­setz­te Stadt­hal­le in Soest aufzusuchen.

„Immer mehr Men­schen in Deutsch­land fal­len ab vom Glau­ben an die Grund­ord­nung und fül­len das ent­ste­hen­de Vaku­um mit Miss­trau­en und Hader: Poli­ti­ker? Alle Ver­bre­cher! Medi­en? Alle ver­lo­gen! Frem­de? Alle verdächtig!“

Rot­zig, trot­zig mit der ihm eige­nen sym­pa­thi­schen schlech­ten Lau­ne Ges­tik zeig­te Schmick­ler dem Publi­kum in Soest, dass er alle Ton­ar­ten dar­stel­len­der Kunst beherrscht.

Fast poe­tisch wur­de es immer dann, wenn Schmick­ler zum Mikro griff und in schöns­ter Chan­son-Manier nach­denk­lich wur­de, ohne Biss zu verlieren.

In die­sem Sin­ne: „Wei­ter­ma­chen! Wei­ter­ma­chen, Herr Schmickler!“