Verschwörungs-Theoretiker – Wir sind selbst schuld

Ich habe neu­lich ver­sucht seriö­se Infor­ma­tio­nen dar­über zu fin­den, dass mRNA Impf­stof­fe das Grund­im­mun­sys­tem des Men­schen angeb­lich umpro­gram­mie­ren. Dabei bin ich — was Wun­der — in der Regel auf frei zugäng­li­che Sei­ten von obsku­ren Ver­schwö­rungs­theo­re­ti­kern gelan­det. Alle ande­ren Infor­ma­tio­nen, die mir hät­ten wei­ter­hel­fen kön­nen, waren hin­ter einer pay­wall ver­steckt, die ein monat­li­ches Abo voraussetzen.

Bou­le­vard, Ver­schwö­rungs­ge­schich­ten, Fake-News, all das ist im Netz frei ver­füg­bar. Gut Recher­chier­tes dage­gen will bezahlt wer­den. Das ist in Ord­nung, ich bin bereit für Qua­li­täts­ar­ti­kel zu bezah­len. Ich bin aller­dings nicht bereit, für einen Inter­es­san­ten Arti­kel gleich ein gan­zes Abo abzu­schlie­ßen. In den Anfän­gen der pay­walls konn­te man ein­zel­ne Arti­kel online erwerben.

Tages­zei­tun­gen und Maga­zi­ne sind die letz­te Bas­ti­on gegen Falsch­mel­dun­gen, sie erle­ben aller­dings einen erheb­li­chen Rück­gang. Was bleibt ist das Netz mit Infor­ma­tio­nen für Pri­vi­le­gier­te auf der einen und Face­book und Kon­sor­ten für die­je­ni­gen, die sich Abos weder online noch off­line leis­ten kön­nen oder wol­len, auf der ande­ren Seite.

Das Netz bewegt sich somit bes­ten­falls in eine Bou­le­var­di­sie­rung für die Mas­sen, schlimms­ten­falls kön­nen stän­di­ge Falsch­mel­dun­gen ernst­haf­te Kri­sen auslösen.

Por­ta­le von Ver­schwö­rungs­theo­re­ti­kern ver­zeich­nen enor­me Zugriffs­zah­len. Seriö­sen Quel­len wird oft­mals nicht geglaubt, weil Fake-News-Por­ta­le die Metho­den der Mani­pu­la­ti­on beherr­schen und beim Ver­brei­ten mani­pu­la­ti­ver oder fal­scher Nach­rich­ten kei­ne Rüge durch den Pres­se­rat fürch­ten müs­sen. Als pri­va­te Sei­te kön­nen vie­le selbst­er­nann­te »Pres­se­por­ta­le« Richt­li­ni­en jour­na­lis­ti­scher Sorg­falt igno­rie­ren und tun dies auch.

Der zwei­te Punkt, den sich die Fake-News Maschi­ne­rie zunut­ze macht, ist das in der Psy­cho­lo­gie unter dem Namen »illu­so­ry truth effect« bekann­te Phä­no­men, dass Aus­sa­gen, die zuvor bereits gehört oder gele­sen wur­den, ein grö­ße­rer Wahr­heits­ge­halt zuge­spro­chen wird als sol­chen, die erst­mals gehört werden.

Je mehr also die seriö­se Pres­se auf Bar­rie­ren set­zen, die ein monat­li­ches Abo für ihre Infor­ma­tio­nen erfor­dern, des­to mehr dürf­te es einen Groß­teil der User auf Web­sei­ten mit oft gehör­ten oder gele­se­nen Unsinn ver­schla­gen und somit immer wie­der für Nach­schub an Ver­schwö­rungs­theo­rien sorgen.

2 Comments

  1. Hi Peter,
    “der Mensch glaubt, was er glau­ben will” — ich weiß nicht, von wem das Zitat ist, aber es trifft den Kern..
    Jour­na­lis­mus ist — so fühlt es sich für mich an — zu einer Click­bait-Maschi­ne ver­kom­men. Natür­lich haben Zeit­schrif­ten ein Pro­blem in Zei­ten der sozia­len Medi­en: das liegt aber am Medi­um sel­ber — man muss auf den Zustel­ler war­ten, 80% der Zei­tung ist unin­ter­es­sant und nach bestimm­ten Text­pas­sa­gen suchen geht auch nicht. Dazu kommt der Punkt der Ressourcenverschwendung.
    Das dies alles irgend­wie finan­ziert wer­den muss ist klar — mög­lichst über ein län­ger­fris­ti­ges Abo. Ich wäre ja unter Umstän­den sogar bereit, ein Abo abzu­schlie­ßen, wenn nicht die “Schnup­per-Arti­kel” so schlecht geschrie­ben wären: da gibt es reis­se­ri­sche Über­schrif­ten (doch im Text des Arti­kels geht es um ganz ande­re Erkennt­nis­se), ein Arti­kel der auf­grund der mini­mal vor­han­de­nen rele­van­ten Info knapp gehal­ten wer­den könn­te, wird künst­lich über meh­re­re Sei­ten auf­ge­bauscht, damit man über 1000 Wer­be­ban­ner weg scrol­len muss.
    Das ist kein seriö­ser Jour­na­lis­mus! Und wenn sich Quer­den­ker dort bedie­nen, kommt letzt­lich zus­am­nen, was zusam­men gehört..
    CU
    Peter

    1. Hal­lo Peter,

      ja das ist wohl so. Letzt­end­lich geht es wie bei allem um das lie­be Geld. Schön von Dir zu hören, ich hof­fe die Reno­vie­rung macht Fortschritte?!

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