Vom Einkaufen

Bis­her hat­te ich gedacht, dass Rent­ner kei­ne Zeit haben – zumin­dest ist das ja so ein geflü­gel­ter Begriff. Das stimmt offen­bar nicht für ein­kau­fen­de Rent­ner. Die älte­re Dame vor mir im Ein­kaufs­la­den an der Kas­se jeden­falls, schien es nicht beson­ders eilig zu haben. Die Frau beob­ach­te­te in aller See­len­ru­he den sich vor­schie­ben­den Ein­kauf – ohne eine erkenn­ba­re Reak­ti­on, die dar­auf schlie­ßen ließ, das soeben Erwor­be­ne auch einzupacken.

Im Anschluss fol­ge das obli­ga­to­ri­sche Aus­kip­pen des Porte­mon­naies, um der Fest­stel­lung zu genü­gen, dass 9 Cent zu wenig im sel­bi­gen waren und nun die gro­ße Suche nach Geld im eben­so gro­ßen Geld­beu­tel begann. Nach gefühl­ten 15 Minu­ten und dem mehr­ma­li­gen Hin­weis der alten Dame ob der See­schwä­che: „Jun­ger Mann, ich kann das gar nicht sehen, sind das jetzt zwei Euro oder nur einer?“, war der Bezahl­vor­gang schließ­lich erledigt.

Ein Rau­nen hin­ter mir in der Sams­tags­ein­kaufs­kas­sen­schlan­ge, deu­te­te auf einen leich­te Unge­duld der Anwe­sen­den, was die Dame aller­dings nicht davon abhielt jetzt erst ein­mal die immer noch auf dem Ein­kaufs­band, bzw. des­sen Ende befind­li­chen Ein­käu­fe exakt mit ihrem vom eben­falls leicht ent­nerv­ten Ver­käu­fer ein­ge­for­der­ten Kas­sen­zet­tel und dem Ein­kaufs­zet­tel zu ver­glei­chen. Eine gefühl­te hal­be Stun­de spä­ter end­lich begann die alte Dame ihre erwor­be­nen und mit Ein­kaufs­zet­tel und Bon ver­gli­che­nen Ein­käu­fe end­lich in den Wagen zu legen – und zwar nach dem Prin­zip des Com­pu­ter­spiels Tetris — nur langsamer.

2 Comments

  1. Tja, man­che Leu­te sind schon stran­ge drauf. Könn­te aber fast ver­mu­ten, dass bei der älte­ren Dame schon eine gewis­se Demenz oder Zwangs­stö­rung vor­lag. Eigent­lich traurig.
    Aber jün­ge­re Men­schen sind ja nicht bes­ser: Ich fin­de das ja immer bemer­kens­wert, wenn Men­schen so in ihrem eige­nen Uni­ver­sum gefan­gen sind, dass Sie kei­ne Notiz von den Bedürf­nis­sen, Nöten oder Wün­schen ande­rer Men­schen mit­be­kom­men — oder ein­fach mal im Rah­men eines posi­ti­ven gesell­schaft­li­chen Mit­ein­an­ders sich mal in ande­re Men­schen hin­ein­zu­ver­set­zen und mal einen Blick aus Ihren Augen auf sich zu werfen.
    Toll sind da jetzt die selt­sa­men Aus­wüch­se, die man im Rah­men der “Eigen­ver­ant­wor­tung” täg­lich erle­ben darf. Mas­ken — sofern denn über­haupt noch wel­che getra­gen wer­den — sind bil­li­ge OP-Mas­ken und nicht die FFP2 Mas­ken “unter denen man erstickt”, und meis­tens nur über den Mund gezo­gen (der Zin­ken guckt natür­lich oben drü­ber raus).
    Dafür sab­belt man ohne Pau­se um auch ja mög­lichst viel Lun­gen­ae­ro­sol an die ande­ren Fahr­gäs­te abzugeben.
    Für dich heu­te in der U42 von Brech­ten nach Bar­op getestet..
    CU
    P.

    1. Eigent­lich ist der Text ja kei­ne Gesell­schafts­kri­tik, son­dern soll­te Spu­ren von Wit­zig­keit oder zumin­dest Iro­nie enthalten 😉
      Aber Du hast schon recht, Ego­zen­trik scheint heu­te die vor­herr­schen­de Cha­rak­ter­ei­gen­schaft zu sein. BTW: Ohne Bril­le kann ich auch nicht mehr zwi­schen einem ein Euro und zwei Euro­stück unter­schei­den. Des­halb bezah­le ich meist mit Karte 😉

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