Wendehälse

Es gibt ein Kin­der­lied, das 1999 von Klaus Hoff­mann, einem Lie­der­ma­cher, ver­öf­fent­licht wor­den ist. 

"Wie das Fähnchen auf dem Turme
Sich kann drehen bei Wind und Sturme
So soll sich mein Händchen drehen,
dass es eine Lust ist anzusehen.“

Nichts sym­bo­li­siert bes­ser die Par­tei „Die Grü­nen.“ Einst als Umwelt­schutz- und Frie­dens­par­tei gegrün­det, zeig­te sich sehr schnell, dass auch die­se Par­tei, ein­mal an den Honig­töp­fen der Macht gekos­tet, in den nächs­ten Jah­ren ihre Prin­zi­pi­en über Bord wer­fen wür­de. Erstaun­lich ist aller­dings, dass den Oppor­tu­nis­mus der Grü­nen kaum jemand von ihren Wäh­lern krumm­ge­nom­men hat.

Kei­ne Par­tei hat so kon­se­quent gegen ihre eige­ne Maxi­me ver­sto­ßen. Wur­de sei­ner­zeit noch die Bereit­schaft zum Kriegs­ein­tritt gegen Jugo­sla­wi­en mit einem Farb­beu­tel­wurf gegen Fischer beant­wor­tet, sind die Grü­nen heu­te eine Par­tei, die Krie­ge ganz offen­sicht­lich als legi­ti­mes Mit­tel der Poli­tik betrachtet.

Cem Özd­emir schreckt der­weil sogar davor nicht zurück, sich zum Ober­leut­nant beför­dern zu las­sen, obwohl er nie Sol­dat war. Sol­che Gefäl­lig­keits­be­för­de­run­gen ohne mili­tä­ri­sche Grund­la­ge kann­te man bis­her von auto­kra­ti­schen Regi­men; auch das scheint Wäh­ler und Wäh­le­rin­nen wenig zu stö­ren, die Grü­nen blei­ben nach Umfra­ge sta­bil bei etwa 15 Pro­zent der Wählerstimmen.

Selbst wenn man nun als Bür­ger der Par­tei die größ­te Kom­pe­tenz beim Umwelt­schutz zutraut, so bleibt doch die Gewiss­heit, dass eine Par­tei, die sofort bereit ist für ihren Macht­er­halt ihre Grund­sät­ze über Bord zu wer­fen, das jeder­zeit wie­der tun wird. So eine Par­tei in Regie­rungs­ver­ant­wor­tung ist nicht unge­fähr­lich, schließ­lich lässt sich in vier Jah­ren der Legi­ti­ma­ti­on durch den Wäh­ler eini­ges an Scha­den anrich­ten. Macht­er­halt und Eitel­keit sind kei­ne guten Vor­aus­set­zun­gen, um über die Geschi­cke eines Staa­tes zu entscheiden.

Allei­ne das soll­te doch Grund genug sein, dass den Grü­nen ihre Wäh­ler weg­lau­fen. Tut es aber nicht. Viel­leicht gibt es ein dar­wi­nis­ti­sches Grund­ge­setz für den Poli­tik­be­trieb, dass ähn­lich Dar­wins Theo­rie der Aus­le­se, nur die­je­ni­gen über­le­ben, die sich anpas­sen. Und das kann dann auch eine Min­der­heit sein. Es sind immer­hin nur die­se 15 Pro­zent der Bun­des­bür­ger, die als Legi­ti­ma­ti­on für die Ent­schei­dun­gen der Par­tei „Die Grü­nen“, ver­ant­wort­lich sind.

Viel­leicht müs­sen Bür­ge­rin­nen und Bür­ger in die­sem Staat aber auch erst am eige­nen Leib erfah­ren, was es heißt, eine Par­tei in Regie­rungs­ver­ant­wor­tung zu wäh­len, die sich stets der aktu­el­len poli­ti­schen Lage ohne eige­ne Über­zeu­gung anpasst.

Humor kann man den Grü­nen aber nicht abspre­chen, wie die Par­tei auf ihrer Web­sei­te beweist. Ich bin gespannt, ob den Wäh­le­rin­nen und Wäh­lern der Grü­nen nicht irgend­wann das Lachen im Hals ste­cken bleibt.

3 Comments

  1. Ich fra­ge mich immer bei die­sem wohl­fei­len Grü­nen-Bas­hing: Was wäre denn die Alter­na­ti­ve gewe­sen in einer 3‑er-Koali­ti­on und ange­sichts des Ukrai­ne-Kriegs, der den Ersatz des rus­si­schen Gases auf die Schnel­le erfor­der­te? Wir sind gut über den Win­ter gekom­men, das rus­si­sche Gas ist durch ande­re Zulie­fe­rer und — ja lei­der — durch Koh­le­kraft­wer­ke ersetzt wor­den. Das hat super geklappt, eine tol­le Leis­tung und aus mei­ner Sicht “alter­na­tiv­los”. Hät­te man — fürs rei­ne grü­ne Herz — Deutsch­land in eine ECHTE Ener­gie­kri­se stür­zen las­sen sol­len? Das hät­ten die Grü­nen nicht mal mit einer abso­lu­ten Mehr­heit wagen dürfen!

    Und war­um immer die­ser — absichts­voll “anrü­chi­ge” — Vor­wurf “für den Macht­er­halt”? Das Par­tei­en das Regie­ren anstre­ben und sogar anstre­ben müs­sen (!) ist sys­tem­im­ma­nent und nicht vor­zu­wer­fen. (Als “DIE PARTEI” auf­kam, muss­te sie ihr Pro­gramm ändern, weg vom “nur Spass haben”, weil sie damit gar nicht hät­ten antre­ten dür­fen!) Grün Wäh­len­de sind doch — anders als in den Anfangs­jah­ren, als noch vie­le Radi­ka­le dabei waren — ganz nor­ma­le Wähler/innen, die erwar­ten, dass die Par­tei mit­ge­stal­ten will und nicht in die Oppo­si­ti­on geht, “um sich die Fin­ger nicht dre­ckig zu machen”.

    In der Ampel nervt mich vor allem die FDP, die vie­les aus­bremst und ver­wei­gert. Aber wie gesagt: Was wäre die Alter­na­ti­ve? Man schmeisst doch sinn­vol­ler­wei­se nur dann das Hand­tuch, wenn das, was danach käme (wie­der Gro­ko? Schwarz/Grün?) etwas BESSER machen wür­de. Das ist defi­ni­tiv der­zeit nicht der Fall, denn es ist ja aus der Ver­gan­gen­heit klar, wie sich die ande­ren Par­tei­en z.B. zur Ener­gie­wen­de ver­hal­ten haben! Hät­ten die nicht so aus­ge­bremst, stün­den wir heu­te in Sachen Erneu­er­ba­re weit bes­ser da.

    Özd­emirs Leut­nant-Move ist mir egal, mir ist wich­tig, was er in der Land­wirt­schaft macht. Das ist der­zeit noch zuwe­nig, aber auch da ist es wahr­lich kein Kin­der­spiel, gegen die Bau­ern­ver­bän­de etwas durch­zu­set­zen und wesent­li­che Ände­run­gen brau­chen einen sehr lan­gen Vor­lauf. Bei bis­he­ri­gen Land­wirt­schafts­mi­nis­te­rin­nen konn­te man jedoch davon aus­ge­hen, dass sie gar nichts ändern WOLLEN — also bes­ser Özd­emir, der halt dicke Bret­ter lang­zeit­boh­ren muss.

  2. Ganz ver­ges­sen, weil dazu schon viel geschrie­ben wur­de: Ich wün­sche mir die Grü­nen nicht als “Frie­dens­schwurb­ler”, die Putin in die Hän­de arbei­ten und die Ukrai­ne im Stich las­sen wol­len. Ein Unter­wer­fungs­frie­den ist doch nichts, was man ernst­haft wol­len kann — und dar­aus fol­gen eben Kon­se­quen­zen: Waf­fen­lie­fe­run­gen, aber auch Unter­stüt­zung auf vie­len ande­ren Ebe­nen. Dass Putin nicht ver­han­deln will, bzw. nur, wenn die Ukrai­ne kapi­tu­liert und die “neue Welt­ord­nung” nach rus­si­scher Ansa­ge akzep­tiert, macht er doch immer wie­der klar!

    1. Mag sein, der­zeit sind poli­ti­sche Alter­na­ti­ven wirk­lich nicht in Sicht. Viel­leicht bin ich ja auch zu prin­zi­pi­en­treu, aber ich den­ke, dass eine gewis­se Stand­haf­tig­keit poli­ti­scher Grund­ten­den­zen vom Wäh­ler erwar­tet wer­den darf. Mei­ne Sicht­wei­se ist aber auch eher sozi­al­de­mo­kra­tisch aus­ge­rich­tet – und selbst da gab es mit Schrö­der jeman­den an der Spit­ze, der zuwei­len enttäuschte.

      Ein Arbei­ter­kanz­ler im Brio­ni-Anzug ist mei­ner Mei­nung nach genau­so fehl am Platz wie eine ehe­ma­li­ge Frie­dens­par­tei, deren Mit­glie­der sich zu Mili­tär­ex­per­ten sti­li­sie­ren und die sich laut­stark pri­mär für mili­tä­ri­sche Lösun­gen aus­spre­chen. Wohl­ge­merkt, es geht nicht um das was in der Sache, son­dern um das wie.

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